aus Kradblatt 4/23 von Jörg van Senden / penta-media.de

Die böse Schraube

Ärgerlich - eine Schraube im Reifen
Ärgerlich – eine Schraube im Reifen

Ich hatte zum Anfang der Saison gerade frische Reifen aufziehen lassen und staunte ich nicht schlecht, als nur kurze Zeit später unser alter Honda-Roller mit plattem Hinterreifen im Carport stand.

Der Grund dafür war schnell gefunden. Auf der letzten Tour muss ich eine Schraube so unglücklich überfahren haben, dass sie sich bis zum Anschlag in den Reifen gedrückt hat. Der dadurch resultierende Druckverlust ging offensichtlich sehr schleichend von statten, denn sonst hätte ich es sicherlich früher bemerkt.

Da ein 125er Roller nicht gerade ein Hochleistungsfahrzeug ist und ich auch selten schneller als mit 50 – 70 km/h damit unterwegs bin, wage ich den Versuch den Reifen zu flicken. Bei einem ausgewachsenen Motorrad hätte ich zur Sicherheit und ohne zu zögern ein neues Gummi aufziehen lassen und Flickwerk gar nicht erst in Erwägung gezogen.

Schon am nächsten Tag habe ich bei Tante Louise (www.louis.de)ein Pannenset für schlauchlose Reifen geholt. Der Spaß kostet knapp 20 Euro und es ist alles dabei, was man für die Reparatur benötigt.

Praktischer Reifenreparatursatz von Louis
Praktischer Reifenreparatursatz von Louis

Zunächst ist die böse Schraube aus dem Reifen zu entfernen. Das ist nicht schwer, jedoch ist ein wenig Vorsicht geboten, sofern noch Überdruck im Reifen herrscht. Das Ding könnte zum Geschoss werden.

Danach wird die Reibahle in das Loch gequetscht und mehrfach hin- und her bewegt, um die Flickstelle aufzubereiten und anzurauen. Dazu ist etwas Kraft erforderlich.

Nun kann der Stopfen eingebracht werden. Er sieht aus wie eine Lakritzstange und ist auch ähnlich klebrig. Man zieht ihn durch die untere Öse der Reibahle und quetscht ihn in das Loch, bis nur noch ca. 1,3cm herausschauen. Dann zieht man die Ahle wieder heraus. Das soll bei Perforationen bis zu 4,5mm Durchmesser funktionieren.

Mit dem beigefügten Cuttermesser wird der Überschuss danach abgeschnitten.

Noch ist der Stopfen so elastisch, dass man ihn mit einem Schraubenzieher oder ähnlichem etwas breitdrücken kann, sofern er nicht bündig zur Lauffläche abgeschnitten werden kann.

Mit einem Adapter, Druckschlauch und CO2-Gaskartusche wird der Reifen anschließend wieder aufgepumpt. Die Kartusche soll zügig in den Adapter gedreht werden. Dabei durchsticht eine Nadel die Verschlussmembrane der Kartusche und dichtet sie gleichzeitig ab. Dann wird der Druckschlauch an den Adapter montiert und auf das Reifenventil geschraubt. Durch leichtes Herausdrehen der Kartusche, – nicht mehr als eine halbe Umdrehung -, strömt das CO2-Gas vorbei an der Nadel in den Reifen. Wie überall wo Druck entweicht entsteht Kälte. Man sollte deshalb unbedingt Handschuhe tragen, denn die Kartusche vereist bei diesem Vorgang.

Bereits nach der ersten Kartusche ist der zierliche 120er Hinterreifen wieder gefüllt. Zumindest wäre der Roller damit wieder fahrfähig, um die nächste Tankstelle zu erreichen und den Luftdruck präzise einzustellen. Ich benutze die häusliche Fahrradpumpe mit Druckanzeige und ergänze damit die noch fehlenden 0,8 bar Luftdruck.

In der Packung befinden sich drei Kartuschen. Diese dürften auch für ausgewachsene Reifengrößen ausreichen. Kartuschen und Stopfen lassen sich separat nachkaufen, so dass nicht nach jeder Panne das komplette Set ersetzt werden muss.

Wenn man so ein Set mit auf die Urlaubsreise nimmt, empfiehlt sich zusätzlich einen kleinen Druckluftprüfer zu verstauen. Es passt alles in die im Lieferumfang enthaltene Tasche.

Man überprüft ob die Flickstelle dicht ist, indem man sie mit etwas Seifenwasser befeuchte. Bilden sich keine Bläschen ist alles okay. Unterwegs tut es auch etwas Spucke.

Zum Schluss setzte ich mit einem Marker eine Markierung auf die Reifenflanke, so dass ich die Flickstelle zur Überprüfung leichter wiederfinden kann.

Es wird darauf hingewiesen, dass man mit dem geflickten Reifen nicht mehr als 10km und nicht schneller als 50km/h fahren sollte.

Zum Aufsuchen einer Fachwerkstatt zur Überprüfung des Reifens wird dringend geraten. Laut Anleitung sollte bei dieser Fahrt auf schweres Gepäck und das Mitnehmen der Sozia verzichtet werden.

Ich bin gespannt wie meine Tine das findet, wenn wir mitten in der Wüste auf die nächste böse Schraube treffen sollten.