Vorbehandlung Strahlen 1Strahlen, Lackieren, Pulvern, Keramikbeschichten – es gibt verschiedene Möglichkeiten der Oberflächenverschönerung. Jogi hat den Profis bei Pulver-Nord mal über die Schulter geschaut …

aus Kradblatt 11/15
von Jörg van Senden / penta-media.de

Pulver, Lack und Keramik – Pulver Nord über die Schulter geschaut…

Vorbehandlung Strahlen 1Am Ende der Saison kommt die Zeit, in der man am besten sein Motorrad überarbeiten und wieder auf Hochglanz bringen kann, ohne dabei deshalb einen Tag Fahrspaß zu verlieren.

Manchmal ist es mit Reinigung und Politur jedoch nicht mehr getan. Da stellt sich die Frage, welches Verfahren am sinnvollsten geeignet ist, um die unschönen oder gar korrodierten Oberflächen der Motorradteile wieder aufzuarbeiten, zu schützen oder zu veredeln. Lackierung, Pulver- oder Keramik-Beschichtung? Was eignet sich wofür?

Vorbehandlung Strahlen 2Wir haben den Profis von Pulver-Nord in Quickborn einen Besuch abgestattet und ihnen bei diversen Arbeiten über die Schulter geschaut. Da in diesem Betrieb alle drei Verfahren angeboten werden, konnte man uns auch sagen, was wofür am besten geeignet ist.

Alles, was nicht zu hohen Temperaturen ausgesetzt ist, lässt sich hervorragend lackieren oder mit Pulver beschichten. Die Farbtöne können mit beiden Verfahren genau getroffen werden, so dass auch eine Kombination möglich ist. Über 6.500 verschiedene Farbtöne, auf Wunsch auch mit Chrom-, Eloxal-, Transparenz-, Wrinkle- oder Glitter-Effekten stehen dem Kunden zur Auswahl bereit. Zahlreiche Wände mit Farbmustern erleichtern es, die gewünschten Farbtöne zu finden. Farbmuster gibt es auch auf der Homepage von Pulver-Nord. Einzig einige den Herstellern vorbehaltene Original-Farbtöne können manchmal nur schwer getroffen werden, da alleine die Hersteller von den Zulieferfirmen mit diesen Lacken und Pulvern bedient werden. Das KTM-Orange ist z. B. so ein Ton.

Vorbehandlung gestrahlte TeileEgal ob Lackierung oder Pulverbeschichtung, in beiden Fällen wird die Oberfläche vorher gereinigt, entfettet und anschließend mit Aluminium-Korund abgestrahlt und grundiert. Alte Lacke werden manchmal auch chemisch entfernt. Es ist immer eine Einzelfall-Entscheidung. Das ist wichtig für eine gute Haftung, denn unsaubere und glatte Oberflächen zeigen sich problematisch. Nach dieser Vorbehandlung werden die Objekte nur noch mit sauberen Handschuhen angefasst.

Ob nun mit Lack oder besser mit Pulverbeschichtung die Oberfläche geschützt wird ist von vielen Faktoren abhängig.

Pulver BeschichtenPrinzipiell kann man alles lackieren, was nicht durch die im Lack vorhandenen Lösungsmittel angelöst wird. Auch dafür geeignete Aufkleber können mit Klarlack überzogen werden. Effektlacke erhalten ohnehin oft mehrere Klarlack-Schichten. Es ist nur nicht immer sinnvoll zu lackieren, denn manchmal ist es sehr schwer den Lack in gleichmäßiger Stärke auf Teile zu sprühen, die tiefe Reliefs und Kanten aufweisen, wie z. B. einige Felgen. Hier macht die Pulverbeschichtung mehr Sinn.

Elektrisch aufgeladen lässt sich das Pulver gleichmäßig auf der zu behandelnden Oberfläche auftragen. Dabei wird das Pulver positiv aufgeladen und die Beschichtungsanlage mit dem zu beschichtenden Objekt negativ. Das funktioniert so gut, dass tatsächlich kein Pulver daneben geht. Tropfnasen-Bildung, wie sie beim Lackieren auftreten kann, ist bei diesem Verfahren völlig ausgeschlossen. Das mit Pulver versehene Objekt wird anschließend in einem ca. 200 Grad Celsius heißen Ofen erhitzt.

Pulver ZwischenschliffChemisch gesehen basiert das bei diesem Beschichtungsverfahren verwendete Pulver auf der Basis von Polyesterharz. Sie sind temperaturempfindlich und beginnen in einem Sintervorgang im Ofen oberflächlich zu schmelzen und mit ihrem Untergrund zu verkleben, bis eine schöne glatte Oberfläche entsteht.
Es ist logisch, dass Teile aus Kunststoff, die die thermische Behandlung im Ofen nicht verkraften, für die Pulverbeschichtung ungeeignet sind. Auch Metallteile an denen Unebenheiten mit Spachtelmasse geglättet wurden, sind nicht mehr geeignet.

Pulverbeschichtungen sind nicht so beständig gegen Chemikalien wie Lacke, halten aber im fertigen Zustand Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius aus. Im Vergleich zu einer Lackierung, die über längere Zeit noch aushärten muss, ist die Pulverbeschichtung, wenn sie nach Temperaturbehandlung im Ofen abgekühlt ist, fertig und chemisch abgeschlossen.

Pulver zum Sintern in den OfenDie Pulverbeschichtung mit „Prismatic Powders“ ist auch aus finanzieller Sicht durchaus attraktiv. Im Vergleich zu einer entsprechenden Lackierung können zwischen 25 und 30 % der Kosten eingespart werden. Die pauschalen Preise für diverse Motorradteile findet ihr ebenfalls auf der Homepage von Pulver-Nord. Es können die Preise für Lackierungen und Pulverbeschichtungen direkt verglichen werden.

Besonders hohen Temperaturen sind Motorenteile, Krümmer und Auspuffanlagen ausgesetzt. Für sie bringt die Beschichtung mit Keramik die beste Lösung.

Pulver fertig aus dem OfenBei Pulver-Nord werden jedes Jahr über 5.000 neue und gebrauchte Auspuffanlagen in Erstausrüsterqualität damit beschichtet. Unter anderem mit dabei, Auspuffanlagen der Firma Brabus.

Die Oberflächen werden auch für dieses Verfahren zunächst gereinigt und mit Aluminium-Korund abgestrahlt.
Für die anschließende „Cerakote“-Beschichtung stehen diverse Schwarz-, Silber-, Grau-, und Gold-Töne zur Verfügung. Je nach Farbton sind diese Keramik-Beschichtungen von 650 bis 1.100 Grad Celsius temperaturstabil und äußerst hart, abriebfest und bieten einen hervorragenden Korrosionsschutz, trotz ihrer geringen Schichtstärke von gerade einmal 25 µm. Selbst auf Dichtflächen und Gewinden ist die Beschichtung deshalb völlig unproblematisch. Ablösungen, Rissbildungen oder Auskalken kommen weder bei konstant hohen Betriebstemperaturen noch bei Temperaturschwankungen vor. Das liegt daran, dass die „Cera­kote“-Beschichtung eine Verbindung auf molekularer Ebene eingeht. Sie ist mit einer Basis aus flüssigem Harz ausgestattet, dass während des Härtungsprozesses eine 3-D Keramikmatrix ausbildet. Weitere eigenschaftsverbessernde Materialien werden mit dem rohen Harz kombiniert und dadurch in der Matrix gefangen.

Pulver buntes Beispiel Rahmen und FelgenDie Beschichtung wird wie ein Nasslack aufgesprüht. So kann sie auf verschiedenste Untergründe, wie Stahl, Edelstahl, Titan, Aluminium, sowie auf einer Vielzahl von Karbon- und Kunststoffoberflächen aufgetragen werden. Sogar Schusswaffen werden mit „Cerakote“ beschichtet. Diese haben jedoch besondere Anforderungen an die Abriebfestigkeit und müssen deshalb bei 150 Grad Celsius im Ofen getrocknet werden. Zur Individualisierung von Motorteilen und Auspuffanlagen können auf Wunsch auch Motive oder Schriftzüge in einer Kontrastfarbe aufgebracht werden.

Die keramischen Beschichtungen sind extrem haltbar und die Reklamationsquote geht gegen null. Trotzdem gibt es Grenzen. Wenn ein beschichteter Krümmer direkt dem Steinschlag des Vorderrades ausgesetzt ist, kann es zu Abplatzungen kommen. Das hält keine Beschichtung auf Dauer unbeschadet aus. Die Preise für die „Cerakote“-Beschichtung findet ihr ebenfalls auf der Homepage. Sie bewegen sich in etwa auf dem Niveau einer normalen Lackierung.

Beispiel Lackierung 1Um die Palette der Möglichkeiten zu vervollständigen, arbeitet Pulver-Nord zurzeit an der Einrichtung eines Arbeitsplatzes, um zusätzlich Wassertransfertechnik anbieten zu können. Bei dieser Technik werden Motivfolien, die zunächst auf einer Wasseroberfläche schwimmen mit einem Aktivator besprüht. Das zu beschichtende Objekt wird durch die Folie gedrückt und mit ihr unter Wasser gezogen. Die Prozedur erfordert eine Menge handwerkliches Geschick und Know-how. Weitere Informationen erhaltet ihr ebenfalls auf der Homepage.
Wer den Wunsch hegt das eine oder andere Teil bei Pulver-Nord wieder ansehnlich machen zu lassen, sollte vorher auf jeden Fall die Internet-Seite besuchen oder sich telefonisch bzw. vor Ort beraten lassen. Online gibt es die wichtigsten Informationen und auch ein Auftragsformular mit dem zusammen das Motorradteil einfach eingeschickt werden kann. Fertig behandelt und fachmännisch gegen Schäden verpackt, kommt es auf dem gleichen Wege unproblematisch zum Auftraggeber zurück.

Weitere Infos:

PBN – Pulverbeschichtung-Nord GmbH
Max-Weber Str. 41, 25451 Quickborn
Telefon: 04106-71929

www.pulver-nord.de
www.prismaticpowders.de
www.cerakotehightemp.de
www.cerakoteguncoatings.de
www.hydrofinish.de