Einfach mal ausprobieren!

aus Kradblatt 8/24, von Marcus Lacroix

Die 350er KTM Freeride wird schnell unterschätzt
Die 350er KTM Freeride wird schnell unterschätzt

Wer sich für das Fahren abseits befestigter Straßen interessiert – sei es nun ein Feldweg oder der TET – muss nach Schulungsmöglichkeiten schon etwas suchen. Durch die Schließung des Hoope Parks bei Bremen ist bekanntlich ein weiteres Übungsgelände in Norddeutschland weggefallen. Eine Option ist nach wie vor das vielseitige Areal des ADAC Fahrsicherheitszentrums (FSZ) Hansa in Embsen bei Lüneburg, wo neben diversen Straßen-Trainings auch Kurse für Offroad-Interessierte angeboten werden. 

Balanceübungen auf der grünen Wiese
Balanceübungen auf der grünen Wiese

Das ganztägige Adventure-Bike-Training für Reiseenduros hatten wir bereits für Kradblatt 6/21 ausprobiert und darüber berichtet, Ausgabe und Artikel findet ihr auf www.Kradblatt.de. Was aber, wenn man gar keine eigene (Reise)Enduro hat? Wenn man nicht einmal weiß, ob sich der Kauf überhaupt lohnt? Wenn man dieses ganze „Offroad-Ding“ einfach nur mal ausprobieren möchte? Hier bietet das FSZ das Training „Enduro-KTM-Freeride mit gestellten KTMs“ an, das ich auf Einladung des ADAC an einem Freitag Nachmittag im Juli ausprobieren durfte.

Das Training kostet für ADAC-Mitglieder 139 € und für Nichtmitglieder 149 €. Motorräder, Benzin und durstlöschendes Wasser sind im Preis enthalten. Gefahren wird auf 350er KTM Freeride mit „nur“ 23 PS dafür aber auch nur 99 kg Gewicht.

Die Teilnehmer „meiner“ Gruppe hatten fast alle keinerlei Offroad-Erfahrung, mal abgesehen von Rollsplitt auf der Straße. Nur ein Teilnehmer ist im Kreta-Urlaub schon Enduro gefahren. Ein paar hatten ihrem Kumpel das Training zum Geburtstag geschenkt und sich gleich mit angemeldet – coole Idee! Quasi unbeschriebene Blätter, ideale Voraussetzungen also für Instruktor Frederik Fuhrhop, der – das sei vorweggenommen – einen klasse Job machte. 

Slalom? Sieht nur so einfach aus …
Slalom? Sieht nur so einfach aus …

Etwas irritiert hat mich die recht kurze Dauer des Trainings von knapp vier Stunden, die sich aber als völlig ausreichend für ein erstes Offroadtraining erwiesen. Durch die ungewohnte Muskelbelastung und die vielen Dinge, die es zu lernen gibt, wird so einer Überforderung vorgebeugt. Muskelkater werden am Folgetag sicherlich trotzdem einige gehabt haben. 

Der Ablauf ist, wie man es beim ADAC auch erwartet, professionell organisiert. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde inkl. Abfragen der Erwartungen gibt es eine Einweisung in die Bikes und einen kurzen Theorie-Block zur Körperhaltung auf der Maschine – nicht zu viel, weil merken kann man sich das ohne praktische Anwendung eh nicht alles.

Die erste Offroad-Sektion ist eine große Wiese. Die „Turnübungen“, die wir dort auf den KTMs durchführen, lockern auf und schaffen Vertrauen in die Motorräder, die Reifen und den ungewohnten Untergrund. Die anfängliche Theorie wird in die Praxis umgesetzt, Frederik erklärt geduldig, führt Übungen vor, kontrolliert, korrigiert und motiviert. Er achtet auch auf ausreichend Trinkpausen, denn im Eifer des Übens vergisst man das schnell. Trotz moderater Temperatur haben wir ordentlich was weggepumpt. Bei einem kleinen Regenschauer konnte keiner so richtig einordnen, ob die Nässe von außen kommt oder ob der eigene Schweiß rinnt (PS: es war der Schweiß und leichte Schutzbekleidung / Handschuhe sind zu empfehlen).

Voll durch die Pfütze - da wird Mann (und Frau) zum Kind …
Voll durch die Pfütze – da wird Mann (und Frau) zum Kind …

Besonders Spaß macht mir das enge Zirkeln zwischen den Pylonen, eine Übung, die wir kurz darauf in der Wald-Sektion auf anspruchsvollerem Untergrund zwischen Bäumen fortsetzen. Vorher gab es aber noch Beschleunigungs- und Bremsübungen im Sand und auf Gras. Bei allem was wir ausprobierten stand eines immer vorne an: alles kann, nichts muss! Es gibt keinen Gruppenzwang und so hat jeder seine individuellen Erfolgserlebnisse.

Da runter? Kein Problem... oder?!
Da runter? Kein Problem… oder?!

Dem Wald folgten Auf- und Abfahrten im Schotter, Bremsen am Hang, Fahren an der Schräge und letztendlich eine Kombination aus allem. Da sich Teilnehmer auch Wasserdurchfahrten wünschten, wurden die 350er noch mal ordentlich eingeferkelt. 

Zum Abschluss des Trainings geht es gemeinsam zum Hochdruckreiniger und jeder strahlt sein Arbeitsgerät (und ggf. seinen Nachbarn) sauber.

Natürlich gab es auch eine Abschlussbesprechung, die speziell für die Instruktoren und den Veranstalter wichtig ist. Wurden die Erwartungen erfüllt? Was könnte besser laufen? Nun, in meinem Fall wurde genau das geliefert, was ich erwartet habe. Ich war rundum zufrieden, denn gerade auch zur Auffrischung vor der Kradblatt-Leserreise Offroad ist so ein Einsteigertraining klasse. Bei den anderen Teilnehmern sah das anders aus, die waren außerordentlich begeistert. Die Erwartungen wurden bei allen z. T. sehr deutlich übertroffen und alle hatten richtig viel Spaß. Die Offroad-Saat ist gesät …

Infos, Termine, Buchungen und Geschenkgutscheine findet ihr unter www.fsz-hansa.de oder ruft an unter Telefon 04134-9070. Trainings kann man auch als geschlossene Gruppe buchen, z. B. als Firma, Fahrgemeinschaft, Facebook-Gruppe oder Forum und für Fortgeschrittene haben die Trainer auf Nachfrage auch was im Angebot.

Etwas Überwindung braucht man schon, macht aber riesig viel Spaß!
Etwas Überwindung braucht man schon, macht aber riesig viel Spaß!