Wo liegt das Problem?
aus Kradblatt 10/24 von Dirk Müller
In der KRADblatt-Ausgabe 9/24 veröffentlichten wir den Warnhinweis von unserem Leser Thomas Heinsohn: „Das ominöse Windschild im Harz“ (hier nachzulesen). Die im Text genannte K1351 wurde auf dem Titel leider zur K1371. Wir haben den Fehler online und in der KRADblatt-App korrigiert. Vielen Dank an Matthias Lau für den Hinweis! Dirk Müller hat die Strecke jüngst inspiziert …

Schön, dass ihr in der Onlineversion die Abweichungen im Heft korrigiert habt. Der Artikel hat mich zum Nachdenken anregt, auch wenn mein Geschreibsel beim nochmaligen Durchlesen ein wenig wie Klugscheißen klingt. Aber man soll die Dinge festhalten, solange sie noch aktuell sind und ich bin heute Abend erst von der Tour zurückgekommen.
Der Harz hat sich wieder als optimales Tourenrevier erwiesen. Wenn man dann noch in der glücklichen Lage ist, in der Woche im Harz (vor allem Ostharz/Landkreis MSH) unterwegs zu sein, könnte man fast glauben, die Straßen gehören einem allein. Pünktlich zum Sonnenuntergang rollte ich zu Hause wieder ein und mit rund 600 km ist ein sehr stimmiger Moppedtag zu Ende gegangen. OK, am A…. habe ich es schon gemerkt, der Sitz ist nicht so bequem wie er aussieht. Man kann auch mit wenig PS gut leben – gegenüber meiner Buell habe ich keine Leistung vermisst, völlig entschleunigt habe ich die pure Lust des Motorradfahrens genossen.
Aber zurück zum Thema: Beim Lesen des Artikels mit dem Windschild habe ich festgestellt, dass es dabei quasi um eine meiner ehemaligen Hausstrecken und einen meiner Lieblingstipps geht. Das mit dem Unfallgeschehen dort klingt gar nicht gut und ich wünsche allen Betroffenen gute Besserung! Der Bericht war ein Anlass für mich die geplante Tagestour in die alte Heimat um einen Punkt zu ergänzen.
Der Herbst ist gerade beim Eingrooven, die Temperaturen liegen erst am Nachmittag im zweistelligen Bereich und mal gibt es echte Sonne, aber auch mal in der flüssigen Form. Gegen Mittag bin ich an der besagten Querverbindung K1351 zwischen der B81 von Hasselfelde nach Blankenburg und der Straße zwischen Stiege und Allrode angekommen. Für mich war das immer ein Geheimtipp, vor allem da vor nicht allzu langer Zeit der Belag erneuert wurde. Das kleine Sträßchen zieht sich kurvenreich, aber mit wenig Steigung durch den Wald. Die Unfallstelle ist gut zu finden, ein weiterer Strich ist auf dem Windschild und es liegen noch ein paar Kleinteile von den gestürzten Motorrädern an dem Baum. Am Rande der Kurve gibt es in Form eines improvisierten Warndreiecks und einer Fahne eine zusätzliche Warnung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde der Randstreifen etwas ausgebessert.

Ich grübele ein wenig, was denn hier so besonders ist, denn ich mag diese Strecke schon lange: Sie ist herrlich kurvenreich und macht auch mit überschaubarem Tempo richtig Spaß.
Die Strecke ist relativ gut einsehbar, richtig unübersichtliche Strecken kennt wohl fast jeder in seinem Heimatrevier, falls man nicht im Flachland wohnt. Im Harz probiert z.B. mal von die Strecke von Thale über Treseburg nach Alllrode …
Da die Straße nur ein „Bypass“ ist, ist hier im Regelfall wenig Verkehr unterwegs. Die Großen, über 6 Tonnen, dürfen nur in einem Teil mitspielen. Der Belag auf der Straße ist jetzt wirklich gut, die Wölbung sorgt für guten Wasserabfluss. Die Tempobegrenzung auf 50 oder 70 km/h ist „angemessen“ und behindert nicht wirklich. Auch in anderen Urlaubsrevieren (ob Sauerland, Rhön, Alpen oder Südosteuropa) findet man vergleichbare oder spektakulärere Sträßchen – so etwas mag ich.

Aber warum kracht es gerade hier und welche möglichen Gefahrenstellen laufen einem als Moppedfahrer auf so einer Strecke über den Weg?
Die Strecke ist kurvenreich und eng. Auch wenn „die Großen“ draußen bleiben müssen, ist selbst bei der Begegnung mit einem PKW Augenmaß gefragt. Die Fahrbahn selbst ist super, aber das Bankett tief und teilweise durch den Regen weggespült. Da sollte man nicht „runterfallen“. Insbesondere in einer Gruppe, womöglich noch im „Formationsflug“, kann es schnell eng werden – dicht am Randstreifen zu fahren, ist nicht empfehlenswert.
Links und rechts stehen Bäume, dahinter ist Wald. Gegen die Bäume möchte man nicht fahren, Wildwechsel sind selbst tagsüber nicht unwahrscheinlich. Die „natürliche“ Tempobegrenzung durch den ehemals schlechten Straßenzustand ist seit der Neuasphaltierung dahin.

Ungeachtet dessen verändert sich der Straßenzustand, erste Kanten an der Seite sind schon abgebrochen, auf absehbare Zeit wird es auch Schlaglöcher geben. Ab und zu liegt mal loses Material oder Splitt in der Kurve.
Wer auf der letzten Rille unterwegs ist, dem wird vielleicht die Neigung der Fahrbahn nach außen missfallen. Der addiert sich zur normalen Schräglage. „Dank“ des Waldes sind Laub auf der Straße, feuchte Stellen oder im Winter Eis, nicht auszuschließen.
Die Strecke ist auch bei Fahrradfahrern beliebt, selbst die können erstaunlich breit auf der Straße sein. Wanderer sind hier ebenfalls nicht auszuschließen. Der obligatorische Holzlaster bringt gerne mal Dreck vom Waldweg auf die Straße. Das gleiche passiert an der Ausfahrt vom Waldweg zum empfehlenswerten „Jagdschloss & Restaurant Windenhütte“. Holzlaster & Co sind nie ganz auszuschließen. Mit spontan in der Kurve anhaltenden Kfz-Treibern ist zu rechnen …

Das waren nur kurze Gedanken vor Ort, zeigen aber, dass die Strecke eigentlich nichts Außergewöhnliches ist, nur eben vielleicht keine „ganz einfache und breite Straße“. Aber ist es nicht das, was wir beim Zweiradeln suchen?
Ich werde die Strecke weiter empfehlen und sehe eure Warnung vor der K 1351 als Erinnerung an die Risiken unseres Hobbys. Angst habe ich vor dieser Strecke nicht. Es zeigt, dass der Spruch von Dietmar Wischmeyer „Munter bleiben“ insbesondere beim Zweiradeln seine volle Berechtigung hat und die beste Lebensversicherung ist.
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