aus Kradblatt 4/16
von Jogi / penta-media.de

Motorschäden durch Magnet-Tankrucksäcke

Marcus BMW R 60 7Neodym gehört zu den seltenen Erden und wird zum größten Teil in China abgebaut. Bereits 1982 entwickelte General Motors (GM) zusammen mit Sumitomo Metals eine Legierung aus Neodym, Eisen und Bor in der Zusammensetzung Nd2Fe14B mit dem Ziel, besonders starke Magnete zu erhalten, die sich außerdem in nahezu jeder beliebigen Form herstellen lassen. Neodym-Magnete werden sehr häufig in Lautsprechern, Gleichstrommotoren und Windkraftanlagen eingesetzt. 97 % von ihnen kommen heute aus chinesischer Fertigung.

Wegen ihrer besonderen Magnetkraft finden die Magnete inzwischen auch Verwendung bei der Befestigung von Tankrucksäcken, Karten- und Handytaschen, so dass auf das umständliche Gefummel mit Haltebändern verzichtet werden kann. Das ist nicht nur praktisch, sondern sorgt auch für eine cleanere Optik am Bike.
Leider haben diese Magnete auch ihre Schattenseiten, denn ihre Magnetfelder sind so stark, dass elektronische Geräte und andere auf magnetischer Basis funktionierenden Gegenstände dadurch zerstört werden können. Dazu gehören Handys, Navigationsgeräte, Kreditkarten, Magnetbänder, Tabletts und Geräte in denen Festplatten und Halbleiterplatinen aller Art verbaut wurden.

Es stellt sich somit die Frage, ob Magnet-Tankrucksäcke wirklich eine so gute Idee sind, denn meistens werden genau diese Gegenstände in ihnen transportiert.

Die größte Gefahr besteht jedoch für den Motorrad-Motor, insbesondere dann, wenn es sich um ein älteres Modell handelt, das ursprünglich noch für den Betrieb mit verbleitem Kraftstoff kon­stru­iert wurde.
Da man direkt keinen verbleiten Kraftstoff mehr an den Tankstellen bekommen kann, benötigen ältere Motoren ein Additiv, das dem Kraftstoff beigemischt wird, um die schmierende Wirkung von Blei zu ersetzen. Es wird nach dem Tanken abgemessen und direkt in den Tank geschüttet. Das Additiv verteilt sich selbstständig und homogen in dem zuvor getankten Benzin.

Zumindest sollte es so sein, doch genau dieses für den Motor lebenswichtige Additiv wird durch die extreme Feldstärke der im Rucksack eingelassenen Neodym-Magnete an der Tank-Innenseite festgehalten. Es wird aus dem Benzin regelrecht magnetisch heraus gefiltert und dabei außerdem noch selbst magnetisiert, so dass es auch nach dem Abnehmen des Tankrucksackes weiterhin an der Innenseite des Tanks haften bleibt.
Die Folgen durch fehlende Schmierstoffe an Laufflächen und Ventilen können fatal sein. Es kommt zu erhöhtem Verschleiß und im schlimmsten Fall frisst sich der Motor fest.

Da nicht nur die Blei ersetzenden Additive, sondern auch andere die Eigenschaften des Sprits optimierende Zusatzstoffe festgehalten werden, welche die Klopffestigkeit erhöhen, vor Korrosion schützen und Ablagerungen im Motor verhindern sollen, kann es auch bei modernen Maschinen zu Funktionsstörungen führen, wenn sich Neodym-Magnete am Tank befinden.

Wir empfehlen deshalb weiterhin herkömmliche Tankrucksack-Systeme mit Haltebändern zu benutzen, auch wenn ihre Befestigung manchmal etwas fummelig ist.

Eine ausführliche technische Beschreibung der Zusammenhänge und Gefahren findet man auf der Website www.ml-d.de der Firma Magneto-Lubrication Deutschland.