aus Kradblatt 10/23 von Jogi & Tine, penta-media.de
Ein ganz besonderes Erlebnis
Bereits 2021 hatten wir Kärnten besucht und waren von der Landschaft und der Gastfreundschaft der Menschen dort sehr angetan. (siehe Kradblatt 3/22).
Uns war ziemlich schnell klar, dass mit nur einem Besuch die beeindruckende Gegend an den Karawanken nicht „abgefrühstückt“ werden kann.
Ein besonderes Erlebnis ist ein Besuch zur Zeit der European Bike Week, in der sich über 80.000 Motorrad-Begeisterte in Faak am See einfinden, um ihre Leidenschaft zu feiern.
Genau das wollten wir erleben und haben deshalb die 14-stündige Anfahrtszeit von Hamburg aus auf uns genommen, um dem größte Harley-Treffen Europas beizuwohnen. Dazu später mehr.
Unter dem Namen „Motorradland Kärnten“ haben sich 24 Hotelbetriebe zusammengeschlossen, um insbesondere den Motorradfahrern unter den Gästen ein perfekt zugeschnittenes Paket zu bieten, den im Notfall fehlenden Schraubenschlüssel inklusive.
Wer nicht auf eigene Faust herumirren möchte, kann die Highlights Kärntens auch mit geselligen und geführten Touren erleben. Harry Pucher und Friedl Kohlweiss führen kleine Gruppen durch ihr Revier und wissen genau, wo man für die schönsten Ausblicke abbiegen und anhalten sollte. Gerade wenn man ein schmales Zeitfenster hat, bietet sich die Führung durch Profis an.
Da wir einige Ziele schon kannten, haben wir uns dieses Mal für die „Natur pur“- Tour entschieden, bei der es rund 180 km durch die Bergwelt Kärntens geht. Kleine Wege und Serpentinen führten uns hinauf auf den Malta-Berg, wo am Gipfel eine verdiente Pause eingelegt werden sollte. Die hauseigenen Mini-Pigs der Leonhardhütte sind Besucher gewohnt und fallen auch schon einmal vor Wonne um, wenn sie hinter den Ohren gekrault werden. Für einen erholsamen Mittagsschlaf nach dem Essen steht ein Bett im Garten. Soviel Zeit war dann aber leider doch nicht. Dafür wissen wir nun, warum Jagd auf 12-Ender gemacht wird. Sie sind einfach zu praktisch. Ebenso praktisch ist der hütteneigne Teckel, der eigenständig unter den Boden unter den Tischen von heruntergefallenen Lebensmitteln reinigt.
Ein weiteres Highlight ist die kleine, geteilte römisch-katholische Kirche von Kreuzbichl im Liesertal, nordöstlich von Gmünd. Aus ihr wurde im Jahre 1588 eine Kapelle, die tatsächlich aus zwei getrennten Gebäudeteilen besteht, weil damals die Straße dort zwischendurch führte. Heute kennt man sie als Kreuzbichl-Kapelle. Auf der einen Seite wetterte der Pfarrer aus seinem Teil der Kirche; auf er anderen Seite der Straße lauschte seine Herde in der zweigeschossigen Galerie seinen Botschaften. Heute umgeht die Katschberg Strasse (B99) die kleine Kapelle, die auch durch Szenen aus „Ein Schloss am Wörthersee“ berühmt wurde. Ungewöhnlich und sehenswert.
Interessante Touren werden von Harry und Friedl genug angeboten, so dass für jeden etwas dabei sein sollte – auch ohne Schotterwege und Geländeeinsatz. Harley-Piloten bevorzugen in der Regel Asphalt, wenn sie nicht gerade eine Pan America fahren.
Von der Schinkentour, der Schoko-Tour, der Gailtaler Specktour, über die Nockalmstraße und Salzburgs Süden, bis hin zur Kalsner Glockner-Straße, gibt es Tages- und Halbtagestouren nach jedem Geschmack. Auch Ausflüge an den Wörthersee und den Aussichtsturm Pyramidenkogel sind buchbar. Runden durch das Gurktal oder eine Hüttentour vervollständigen das Programm.
Um in Österreich herumfahren zu dürfen bedarf es noch immer einem Pickerl, einer Vignette für bestimmte Straßenabschnitte. Wir haben aktuell 9,90 € für den PKW und 5,50 € pro Motorrad für die 10-Tages-Vignette bezahlt. Neu ist, dass die Vignetten inzwischen auch online zu kaufen sind. Die Kontrolle erfolgt über das Auslesen der Nummernschilder.
Zusätzlich gibt es Mautstellen für einige Straßenabschnitte und Pässe, die besonderen finanziellen Aufwand bedurften. Je nachdem, was man alles abfahren oder besuchen möchte kann es sinnvoll sein, die Kärnten Card zu nutzen, auf der zu vergünstigten Konditionen diverse Angebote abgespeichert werden können. Das spart ungemein und betrifft nicht nur bestimmte Straßenabschnitte, sondern auch zahlreiche Freizeitaktivitäten. Fragt einfach in eurem Hotel danach.
Nun zurück zur European Bike Week, die auch als das größte Harley-Treffen Europas bekannt ist.
Bei Faak am See befindet sich das Harley-Village, während nur wenige Meter entfernt die Area der Customizer im Bereich des Campingplatzes Arneitz liegt. Während es sich bei den Einen fast alles ausschließlich um die Marke Harley-Davidson dreht, ist es bei den Anderen offen für alle Marken, Umbauten und Zubehör.
Frank Sander vom Thunder Media-Service präsentierte in Arneitz die spannendsten Bikes auf der Show-Bühne und es gab natürlich auch Pokale für die Gewinner.
Harley-Davidson zeigte derweil seine aktuellen 2023er Modelle und bot außerdem Probefahrten für Interessenten an. Auch Offroad-Fahrten mit der Pan America waren in speziell dafür abgestecktem Terrain möglich.
Wie jedes Jahr wurden kostenlose Nummern in den HOG- und Merchandise-Areas ausgegeben, mit denen man eine schicke, neue Harley gewinnen konnte. Wir hatten leider kein Glück bei der Verlosung.
Außerdem gab es gleich mehrere Jubiläen zu feiern. HD feierte seinen 120-jährigen Geburtstag, die Harley Owners Group (HOG) ihr 40-jähriges Bestehen und letztendlich die European Bike Week ihr 25. Event unter diesem Namen.
Anlässlich des 120-jährigen Jubiläums der Company wurde in einem separaten Zelt besondere Maschinen verschiedener Jahrgänge ausgestellt. „Captain America“ aus dem Film „Easy Rider“ mit Peter Fonda aus dem Jahre 1969 durfte natürlich genauso wenig fehlen, wie die zukunftsorientierte elektrisch betriebene HD Livewire.
Party, Life-Musik und Bier gab es in beiden Arealen bis in die späte Nacht und bis zum Abwinken. Shuttle-
Busse ermöglichten die Bewegung zwischen den Arealen und der Unterkunft.
Tagsüber wurden Ausfahrten rund um den Faaker See durchgeführt, kostenlos angeboten vom HOG Kärnten Chapter Austria.
Die Gemeinde Faak hat entgegen der allgemeinen grünen Umwelthysterie vertraglich zugesichert, dass die Veranstaltung auch in den nächsten sieben Jahre stattfinden kann. Die HD-Fans sind begeistert und buchen bereits jetzt schon die raren Hotelzimmer und Unterkünfte weg. Interesse? Der frühe Vogel… Schneller sein als der „Screaming Eagle“!
Wer mehr Ruhe sucht, der bucht besser zu einer anderen Zeit.
Die European Bike Week ist bei der einheimischen Bevölkerung voll akzeptiert. Eine Woche lang wummern die schweren Maschinen 24 Stunden lang und jeden Tag rund um Faak und bringen, das ist kein Geheimnis, auch sehr viel Geld mit im Gepäck.
Die über 80 km geführte Abschluss-Parade startete wie gewohnt am Pogöriacher Kreuz und verlief vom Faaker See über Finkenstein, durch das Zentrum von Villach nach Feldkirchen, um den Ossiacher See herum und via Rosegg zurück nach Faak am See. Angeführt wurde der Konvoi u.a. von Kolja Rebstock, „Vice President and Managing Director Europa, Middle East and Africa“ der Harley-Davidson Motor Company. Er landete am Startpunkt mit einem in HD-Insignien ausgestatten Gleitschirm. Große Show.
Ganz große Show lieferten auch die Teilnehmer, die aus ganz Europa anreisten um dabei zu sein. Mit Kostümen und Verkleidungen sorgten sie für eine unvergleichliche Stimmung. Sehen und gesehen werden.
Mit der Abschluss-Parade am Sonntag endete der ganze Spuk und alles löste sich langsam wieder auf und begab sich auf den Heimweg – bis zum nächsten Jahr.
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Infolinks:
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