aus Kradblatt 12/23
Text: Günter Stüsser • Fotos: Thomas Krämer, Michael Kutschke, Thilo Kozik, Günter Stüsser, www.onlinemotor.org

Ein Kurventraum …

Fantastische Aussichten auf Korsika
Fantastische Aussichten auf Korsika

Nach einer knapp über 900 Kilometer langen Anreise aus der Kölner Umgebung haben Thilo und ich unser Zwischenziel im Départment Ardèche erreicht und lassen unser freudiges Zusammentreffen mit unseren Mitfahren Jochen und Michael mit einem landesüblichen Glas Wein ausklingen.

Hier lassen wir Wagen und Trailer stehen und machen uns auf Nebenwegen durch das Vaucluse und die Provence auf in Richtung unseres Fährhafens Toulon, den wir nach gut 330 Kilometer erreichen.

Am Col de Vergio
Am Col de Vergio

Die gebuchte Nachtfähre der Corsica Ferries hat leider etwas Verspätung, so dass wir erst kurz vor Mitternacht unsere Kajüten beziehen können. Froh, dass wir eine recht windstille und entsprechend ruhige Überfahrt haben, werden wir gegen 7 Uhr durch die Lautsprecherdurchsagen auf die bevorstehende Ankunft in Ajaccio geweckt. Ein „petit dejeuner“, das für Bordverhältnisse ab 4,90 € zuzüglich Kaffee günstig angeboten wird, rüstet uns für die Weiterreise.

Da die motorisierten Zweiräder alle recht nahe an der schiffseigenen Rampe abgestellt wurden, sind wir entsprechend auch die ersten, die das Schiff verlassen können.

Unser Fährhafen Ajaccio, Hauptstadt und Sitz der Präfektur, liegt an der Westseite Korsika, etwa im südlichen Drittel der nicht ganz 200 Kilometer langen Nord-Süd Ausrichtung. Hier treffen wir auch Thomas, der bereits vorher angereist ist.

Wir verlassen die Hafenstadt auf schnell kleiner und unbedeutend werdenden Straßen in nördliche Richtung. Die Westküste Korsikas ist geprägt von zahlreichen Buchten, Klippen und Felsen, die oftmals recht steil ins Wasser fallen. Flache Strandzonen sind wesentlich seltener zu finden als auf der insgesamt flacher auslaufenden Ostseite.

In Richtung Porto lenkend umfahren wir mit dem 1.331 Meter hohen Capu di u Vitullu einen der bei Wandern besonders beliebten Regionen. Wir streifen die Spelunca-Schlucht besuchen die spektakuläre Kulisse der Calanques und nähern uns unserem abendlichen Ziel in Sagone. Highlights des Tages waren die nahen Gebirgszüge und die zahlreichen alten Küstenstraßen, die für den normalen Verkehr nahezu keine Bedeutung mehr haben und sich aus diesem Grund zum Eingrooven mit Meerblick anbieten.

Unsere 2. Etappe führt uns einmal diagonal über Korsika in nordöstliche Richtung. Über den Col de Vergio (1.470 Meter) und damit die höchste Passstraße Korsikas und das Tal des Aitone. Der Aitone bietet mit seinen durch Wasserkraft und Sedimente glattgeschliffenen Felsbrocken zahlreiche Flussbadestellen. Jetzt im April nett anzusehen aber noch etwas frisch für uns Warmduscher. Unsere Fahrstrecke ist gesäumt von zahlreichen schneebedeckten Bergspitzen. In Richtung Norden ergibt sich für uns der Blick auf die höchste Erhebung Korsikas, den Monte Cinto mit 2.706 Metern. Der Monte Cinto ist einer von über 50 Gipfeln, die über 2.000 Meter emporragen.

Fahrspaß mit der Harley
Fahrspaß mit der Harley

Die Entscheidung für das Innenfutter in der Motorradkombi war für die heutige Etappe mit diesen Höhenzügen die Richtige, nimmt doch mit zunehmender Höhe grob gerechnet alle 100 Meter die Temperatur um ein Grad ab!

Auf den eher spärlich befahrenen Straßen ist immer mit halbfrei gehaltenen Weidetieren zu rechnen. Ziegen, Schafe, korsische Wollschweine „Porcu nustrale“ und Rinder teilen sich regelmäßig mit uns den Asphalt und kündigen sich häufig durch tierische Hinterlassenschaften auf der Straße optisch an.

Unweit von Bastia in Biguglia gönnen wir uns einen Camping Bungalow direkt am Strand von Camping San Damiano (www.campingsandamiano.com).

Den Norden Korsikas verlassen wir wieder am Folgetag in Richtung Süden. Wir meiden die eher gerade verlaufende Küstenstraße in Korsikas Osten sondern nutzen die kurvenreichen Nebenstraßen des gebirgigen Zentrums. Auf dem Weg zu unseren Etappenziel Porto Vecchio folgen wir auch dem Col de Bavella. Die bizarr geformten Felsspitzen des Aigulles de Bavella werden auch die Dolomiten Korsikas genannt und sind Ziel zahlreicher Wanderwege. Immer wieder durchfahren wir Gebiete, wo sich grobe Spuren von Waldbränden langsam erholen und neues Grün hervorbringen.

Abenteuerlich, die Altstadt von Bonifacio
Abenteuerlich, die Altstadt von Bonifacio

In Sartene gönnen wir uns in der imposanten Altstadt eine Erfrischung. Von Porto Vecchio geht’s weiter in Rtg. Süden. Bonifacio im äußersten Süden ist ein Punkt, den man auf keinen Fall versäumen sollte. 

Die Altstadt, die bereits förmlich über die Klippen herausragt und die Zitadelle hoch oben auf dem Fels blicken auf den langgezogenen natürlichen Hafen, der gut geschützt nahezu eine Seemeile ins Land hineinragt. Neben Fähren zu der Nachbarinsel Sardinien bieten Ausflugsboote die Erkundung der zahlreicher Grotten, Höhlen und Felsauswaschungen der Küste sowie der kleineren vorgelagerten Inseln an. Wer die Zeit hat sollte sich dies nicht entgehen lassen, sind die meisten der Erhebungen doch unter Naturschutz. 

Lecker essen …
Lecker essen …

Die Île de Cavallo, die etwa vier Kilometer vor der Küste Korsikas liegt, ist in Privatbesitz. Hier haben sich nicht die „oberen 10.000“ sondern eher ein „gutes Dutzend“, sozusagen die Premier League aus Industrie, Film & Fernsehen und des Adels eindrucksvoll immobilisiert. Cavallo verfügt über einen standesgemäßen Jachthafen aber natürlich auch Landemöglichkeiten für Helikopter. 

Unsere Tagesetappe endet am Kevano Plage, den wir nach kurvenreicher Topografie erreichen.

Am nächsten Tag durchkreuzen wir den Südwesten Korsikas und beglücken uns mit endlos erscheinenden Kurvenfolgen und abwechslungsreichen Fahrprofilen. Mittags kehren wir ein in eine typische dörfliche Gastronomie, die uns nicht nur mit flüssigen und festen Genüssen versorgt sondern uns auch unterhaltsam am Leben in Korsika teilhaben lässt.

Unser Etappenziel ist Sagone, quasi unser Ausgangspunkt nach der Fährüberfahrt. Da wir wieder die Nachtfähre gebucht haben nutzen wir den Tag, um die regionalen Landesprodukte in Form von Käse und Wein zu genießen, wobei die Weinflasche erst nach dem Abstellen des Bikes entkorkt wird.

Korsika-Infos

Am Fährhafen
Am Fährhafen

Korsika ist mit 8.722 qkm die viertgrößte Mittelmeerinsel und hat ca. 340.000 Einwohner. Seit 1768 gehört Korsika zu Frankreich und hatte zuvor zahlreiche und wechselnde Herrscher u.a. die Römer, die Genueser und hat sich der Korse möglicherweise vor diesem historischen Erbe eine leicht rebellische Eigenständigkeit bewahrt. Knapp 40% Korsikas sind in einem regionalen Naturpark zusammengefasst.

Die Urbevölkerung Korsikas geht weniger auf die Seefahrt zurück. Tatsächlich waren diese eher Hirten und lebten aus diesem Grund auch nicht überwiegend an der Küste sondern im Landesinneren. Eher regional vermarktet werden Oliven und Wein.

In den Küstengebieten Korsikas finden sich zahlreiche Türme, die Wachzwecken dienten und Bedrohungen von Seeseite etwa durch Piraten oder fremde Mächte rechtzeitig erkennen und diese Information über weite Entfernungen auch teilen konnten.

Fremdenverkehrsamt Korsika: www.visit-corsica.com/de

Fährverbindungen: www.corsica-ferries.de

Beware of the piggies :-)
Beware of the piggies 🙂