aus Kradblatt 8/14 von Thomas Wellach, Norbert Will & Lutz Reese

Ceske-KrumlovIn diesem Jahr fiel uns die Auswahl eines Zieles für unsere Motorradtour recht schwer. Nachdem es in den letzten Jahren nach Kroatien, in die Alpen oder nach Norwegen ging, sollte es diesmal nicht so weit gehen. Die ersten 10 Tage Anfang August hatten wir geplant und unsere Wahl fiel auf Tschechien. Ein Land, über das es recht wenige Motorradreiseberichte in den Medien gibt. Um es vorweg zu nehmen, Tschechien ist für den Motorradreisenden nicht unbedingt erste Wahl, aber auf jeden Fall eine Reise wert. Wer seine Prioritäten nicht ausschließlich auf das Fahren legt, sollte das Land in seine Tourenplanungen mit aufnehmen.

Unsere Anreise erfolgte mit dem Autozug ab Hamburg bis nach München. Die Nachtfahrt erspart einem einen Urlaubstag für die Anreise. Morgens gegen 7.00 Uhr kamen wir ausgeruht in München an. Über die BAB ging es bei langsam steigenden Temperaturen bis nach Deggendorf, dann über Regen und Zwiesel durch den Bayrischen Wald weiter Richtung Tschechische Grenze. Über die B12, in Tschechien dann die B4, ging es bis nach Vimperk.

Mittagszeit, also erst einmal Tschechische Kronen besorgt und ab ins nächste Restaurant. Die umfangreiche Tageskarte (nur in tschechisch) wurde uns von der freundlichen Bedienung auf deutsch erklärt, und nach kurzer Wartezeit erhielten wir einen sehr preiswerten, leckeren Mittagstisch aus der Böhmischen Küche.

Boehmische KuecheAnschließend ging es weiter über die Landstraßen bis nach Vodnany, eine Unterkunft suchen. Wir wollten die ersten Tage gerne mitten in einer Stadt in Süd­tschechien wohnen, vorgebucht hatten wir nicht. Die Städte Tschechiens sind meist sehr ansehnlich restauriert und bieten mit ihren vielen kleinen Geschäften und Restaurants ein historisches und urgemütliches Ambiente. In dieser, wie auch in der nächsten Stadt Strakonice, sagten uns die Angebote nicht zu. Die Temperatur hatte mittlerweile auch deutlich die 30°C überschritten, so dass wir uns entschlossen, direkt am mitten im Böhmer Wald gelegenen Lipno Stausee, unser eigentliches Ziel, die Suche fortzusetzen.

In Horni Plana wurde uns von einer Hotelmitarbeiterin eine Ferienwohnung in einem zentral gelegenen Privathaus angeboten, die wir für 4 Tage buchten. Horni Plana mit seinen gut 2000 Einwohnern liegt direkt am Stausee. Das Stadtzentrum ist geprägt durch einen großen, zentral gelegenen Park, umgeben von kleinen Lebensmittelläden, einigen Touristenshops und Restaurants. Nach einem kurzen Einkauf trieb uns die Hitze ins nächstgelegene Restaurant. Der halbe Liter Budweiser Pils war für knapp einen Euro zu haben. Das gut bürgerliche Essen war ebenfalls sehr preiswert.

Eigentlich sind wir Selbstversorger, aber in diesem Urlaub haben wir ausschließlich die Böhmische Küche genossen. Die Verlockung, die Motorradtour zu einer kulinarischen Tour werden zu lassen, war schon recht groß.

Badeplatz im MuehlviertelDie nächsten Tage waren unendlich heiß. Temperaturen weit über 30°C machten in der Motorradbekleidung wenig Spaß. Trotzdem ging es täglich los, wir umfuhren den Lipno Stausee, durchquerten den Nationalpark Sumava, besuchten die wirklich sehenswerte Stadt Ceske Krumlov, fuhren von dort nach Österreich in das Mühlviertel, und dort die Weberstraße entlang bis nach Deutschland zurück nach Horni Plana am Lipno. Wenn möglich, wurden die Tagestouren durch Badeaufenthalte bereichert. Empfindlich darf man aber nicht sein, am Lipno trieben einige frische abgeschlagene Hühnerköpfe an unserer Badestelle vorbei.

Der Böhmer Wald mit dem Lipno ist ein Paradies für den Fahrradtouristen. Das Radwegenetz ist sehr gut ausgebaut und beschildert, Unterkünfte und Lokale zahlreich vorhanden.

Nach 4 Tagen ging es von Süd nach Nord quer durch Tschechien in das Riesengebirge bis zur polnischen Grenze. Die rund 300 Kilometer ließen sich in dem fast durchgängig hügeligen Land gut fahren. Lediglich einige Stadtdurchfahrten waren etwas anstrengend.

In der Nähe von Trutnov hatten wir auf dem Campingplatz Dolce eine Appartement gemietet. Camp Dolce liegt an einem von drei großen Karpfenteichen. Ein großer Badeplatz, ein riesiges Restaurant sowie zwei Kioske, die auch Speisen anbieten, gehören zum Camp. Wenige Minuten entfernt, am nächsten Teich, gibt es ein weiteres Restaurant. Ein idealer Standort also, um nach jeder Tagestour den Tag angenehm mit aden, Trinken und deftigen Speisen enden zu lassen.

Thomas und Lutz an der SpindlermuehleSpindlermühle, die Schneekoppe, der Skiort Harrachov sowie weitere Wintersportorte auch in Polen, das wir beim Queren des Riesengebirges immer wieder durchfuhren, waren die Ziele unserer Tagestouren. Mit Abstand der interessantester Ort war Harrachov mit seinen zahlreichen Skisprung- und der großen Skiflugschanze. Alljährlich fliegen hier die ganz Großen im Skispringen. In der Höhe des Riesengebirges war die weiterhin vorherrschende Sommerhitze einigermaßen erträglich. Der letzte Abend brachte dann endlich mit einem Gewitter die erhoffte Abkühlung.

Am letzten Tag erwarteten uns rund 650 km Rückfahrt. Von Trutnov erreichten wir über Polen die dortige Autobahn A4. Ab dort ging es weiter Richtung Cottbus und Berlin bis in unsere Heimat nach Lübeck.

Prägend auf unsere diesjährigen Tour war die enorme Hitze. Unterkunft und Verpflegung sind in Tschechien sehr preiswert zu bekommen – es war bisher unser preiswertester Motorradurlaub. Eine Buchung der Unterkunft vor Ort ist grundsätzlich kein Problem, in den Urlauberhochburgen im Süden sucht man aber am besten die Touristenzentrale auf.

Die meisten Tschechen sprechen ein sehr gutes Deutsch, Fremdsprachenkenntnisse sind kaum notwendig. Das tschechische „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ hat man schnell gelernt.
Speisen und Getränke sind hervorragend, die Böhmische Küche sehr schmackhaft. Empfehlung: Im Restaurant grundsätzlich nach der Tageskarte fragen. Oft sind die Tagesgerichte auch auf einer Wandtafel notiert. Die auf den Tischen befindliche Touristenkarte ignorieren. Die Tagesgerichte sind preiswerter und immer komplette, keine Komponentengerichte.

Die Straßen sind grundsätzlich gut zu befahren, es wird viel neu gebaut. Die zahlreichen Bahnübergängen, i.d.R. unbeschrankt, sollte man langsam queren.