aus bma 12/01
von Wolfgang Weber
Der C1 bringt seinem Besitzer im Großstadtverkehr jederzeit weiter und man findet mit ihm auch gut eine Parklücke: So könnte man die Philosophie des kleinen BMW-Gefährts auf einen Nenner bringen. Aber kann man mit ihm ohne Probleme einen Wochenend- oder Kurztrip unternehmen?
Rauke und ich, zwei Zweiradfreunde haben es einfach einmal versucht und die Qualitäten, die der C1 zweifelsohne hat, auf Landstraße und Nebenstrecken getestet. Da fehlten eigentlich nur ein paar Tage Urlaub und ein Land, in welchem wir mit dem C1 (125ccm) und einer Höchstgeschwindigkeit von 103 km/h gut mithalten konnten.
Nach kurzen Überlegungen entschieden wir uns für Dänemark, besser gesagt für Jütland. Ausgangspunkt war Husum in Nordfriesland, wo wir uns für vier Tage beim ortsansässigen BMW-Händler zwei C1 liehen. Nach Auskunft der dänischen Botschaft in Berlin gelten für deutsche Touristen mit ihren Fahrzeugen die gleichen Regeln wie in ihrem Heimatland, d. h. Helmbefreiung und Gurtpflicht beim BMW C1. Der eine C1 war mit einem Topcase ausgestattet, so dass eine Reisetasche gut Platz finden konnte. Ein kleiner Rucksack, an der Kopfstütze befestigt und auf das Topcase gesetzt, erfüllte ebenfalls gute Dienste. Auf dem zweiten C1 wurde ein großer Reiserucksack befestigt. Gegen den Seitenwind trugen wir Mützen.
Das Wetter war etwas trübe, so dass wir den Start etwas hinausgezögerten. Aber die Fahrzeuge mit ihrer weitgehend geschlossenen Fahrgastzelle stimmten uns dann schließlich doch etwas mutiger. Der versprochene Regen setzte dann pünktlich hinter Niebüll ein! Andere Zweiradfahrer suchten jetzt Unterschlupf in „Haltestellenschutzhäuschen”. Wir hingegen machten durch konsequentes Weiterfahren mit Scheibenwischer und dem sicheren Gefühl ABS zu haben, den Zeitverlust vom Vormittag wieder wett.
Bei Rudbol überfuhren wir die Grenze nach Dänemark und folgten ab Hojer der 119 / 11 bis nach Ribe der ältesten Stadt Dänemarks (18.000 Einwohner). Ribe hat viel Atmosphäre durch den mittelalterlichen Stadtkern und dem romanischen Dom. Eine gemütliche Kaffeepause und ein Gang durch die Stadt schlossen unseren Besuch ab. Zeit für das Wikingermuseum blieb leider nicht mehr.
Von Ribe folgten wir der 11 (über Varde) und der 181 (Norre Nebel) bis nach Nymindegab. Dahinter erwartete uns eine schöne Strecke. Auf der linken Seite grenzt die Straße an die Nordsee, auf der rechten Seite liegt der Ringkøbing-Fjord. Das vorgeschriebene Tempo (80 km/h) ermöglichte den vollkommenen Genuss der schönen Landschaft.
Von Ringkøbing aus führte der zweite Reisetag durch Jütland zurück zur 181 nach Sondervig, um von der Nordsee erst einmal Abschied zu nehmen. Ab Husby ging es auf der 18 und Nebenstrecken in das Freilichtmuseum Hjerl Hede, das 20 Kilometer nordöstlich von Holstebro liegt. Inmitten einem ausgedehnten Heidegebiet wird die dörfliche Entwicklungsgeschichte von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert eindrucksvoll dargestellt. Läden und Werkstätten werden hier schnell vor dem geistigen Auge lebendig. Unsere Rucksäcke blieben auf den Fahrzeugen – bewacht von Menschen, die den C1 betrachteten und darüber fachsimpelten, welche futuristischen Fortbewegungsmittel hier geparkt wurden.
Den Limfjord überquerten wir mit einer Kleinstfähre und nach einer schönen gemütlichen Rast am Limfjord (sollte man nicht versäumen), gelangen wir zur Jammerbucht. Von Lild Strand bis hinauf nach Hirtshals, zieht sich ein langer Strand mit wunderschönen Bademöglichkeiten. Unser Ziel war Hirtshals, der große Fähr- und Fischereihafen von zentraler Bedeutung. Mit Mühe gelang es, unsere Fahrzeuge am Fährhafen zu parken, ohne aus Versehen eine Fähre nach Norwegen zu benutzen.
Am nächsten Morgen entschieden wir uns gegen das Nordseemuseum von Hirtshals und für den Leuchtturm der Stadt und die deutschen Verteidigungsstellungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Danach ging es auf der 597 / 40 zur nördlichsten Stadt Dänemarks nach Skagen. Natürlich durfte das Kap Grenen, wo Nord- und Ostsee zusammentreffen, auf unserer Reise nicht fehlen. Aber auch die liebevoll restaurierten Häuser der Altstadt sollte man sich nicht entgehen lassen.
In Friedrikshavn angekommen reizte uns nur der Hafen, von dem aus die Fähren nach Schweden und Norwegen starten und die roten Pölser (die berühmten dänischen Würste), die unser Mittagessen bereicherten. Ansonsten konnte uns die Stadt nicht lange aufhalten, denn eine sehr schöne Wegstrecke über Saeby, Hou, Hals – Egense (Limfjordfähre), Oster Hurup entlang der Kattegat-Küste und bei Hadsund (Mariager-Fjord) erwartete uns. Hier erlebten und genossen wir beschauliches und erholsames Zweiradfahren, das viele Eindrücke bietet, wenn man mit dem C1 durch diese Landschaft reist und nicht rast. Von Hadsund führten unsere Route nach Randers, wo wir mit frischem Kaffee und dänischen Plunderteilchen eine Pause einlegten.
Über die 46 erreichten wir unser Tagesziel Silkeborg, eine moderne und nüchterne Geschäftsstadt, die Ausgangspunkt für Bootsfahrten mit dem Schaufelraddampfer ist.
Der letzte Tag unserer Reise führte uns über Jelling und Vejen nach Tondern. Jelling war Hauptstadt des großen Wikingerkönigs Gorm, mit dem die 1000-jährige Geschichte dänischer Könige beginnt. Die beiden Grabhügel wurden schnell einmal bestiegen und die weiße Dorfkirche, deren Vorläufer aus der Wikingerzeit stammt, besichtigt. Vor der Eingangstür steht ein Runenstein, der vom Beginn der Christianisierung Däne- marks berichtet.
Tondern gehört zu den ältesten Städten Dänemarks. Die „Alte Apotheke” mit den vielen Weihnachtsartikeln und die alten Patrizierhäuser geben der kleinen Stadt (13.000 Einwohner) ihren charmanten Reiz.
Auf den letzten Kilometern nach Husum zogen wir bereits erste Bilanz. Die Fahrzeuge haben auf 1.140 Kilometern in vier Tagen ihre uneingeschränkte Reisetauglichkeit bewiesen. Unser Durchschnittsverbrauch betrug 3,14 Liter/100 km. Und schon auf der Heimfahrt reiften in unseren Köpfen Pläne für die nächste und größere Tour mit dem C1.
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