aus bma 05/08

von Bärbel, Martina, Sabine & Frank
www.pusdorfer-motorradclub.de

VästervikDa rief mich doch Ende 2005 ein gewisser Rainer an und meinte, er wolle bei den Clubs in Deutschland etwas Reklame für ein Motorradtreffen in Schweden machen, weil dieses in Deutschland kaum bekannt ist. Wie er weiter ausführte, handelte es sich um das größte Motorradtreffen und Bikerfestival in ganz Skandinavien, welches er mitorganisiert. Da ich Bekannte in Schweden habe und diese mal wieder besuchen wollte, dachte ich gleich daran, beides zu verbinden. Was mir allerdings zu denken gab war die Größe des Treffens, denn eigentlich stehe ich nicht auf so große Menschenansammlungen mit ein paar tausend Leuten. Ich notierte mir daher erst mal Rainers Telefonnummer und die schwedische Internetseite, auf der das Treffen auch auf deutsch beschrieben wird.
Ich fragte dann mal im Frühjahr bei uns im Club rum, wer denn Interesse an dem Treffen hätte? Die Resonanz war eher bescheiden. Dem einen waren dort (angeblich) zu wenig Kurven, dem anderen die Gegend zu flach, die meisten hatten wohl keine Lust zum Zelten (Weicheier). Auf dem Treffenplatz sind nämlich nur Motorräder und Zelte erlaubt, keine PKWs. Auch meine Frau war nicht für das Treffen zu begeistern und hätte wohl auch keinen Urlaub bekommen. Nur Bärbel von unserem Club machte eine Zusage. Nach einigen Wochen gesellten sich noch Martina und Sabine zum „Schwedenteam”. Auhauerha – ich mit drei Frauen auf Urlaubstour, wenn das mal gut geht, dachte ich (meine Frau übrigens auch). Um es vorweg zu nehmen, es ging gut, bis auf Kleinigkeiten. Das größte Problem sah ich in der geringen Fahrpraxis von Martina bei einer so langen Tour mit viel Gepäck. Wir entschlossen uns daher vorher noch einige Übungsstunden im Kurvenfahren sowie Fahren und Bremsen auf losem Untergrund einzulegen, was sich wohl auch ausgezahlt hat.

 

Samstag, frühmorgens, am 22. Juli, ging’s bei bestem Wetter los. Autobahn bis Puttgarden, Fähre nach Rødby (Dänemark), von Helsingør Fähre nach Helsingborg (Schweden). Wer in der Urlaubszeit die Autobahn über Hamburg nimmt, sollte hier möglichst vor acht Uhr durch sein, weil sonst immer dicke Luft herrscht. Die Fähren brauchten für die Motorräder nicht vorgebucht werden.
Nachmittags waren wir bereits bei meinen Bekannten Olle und Anna, die in der Nähe von Klippan (Südschweden) eine kleine Gärtnerei betreiben. Natürlich gab’s gleich eine Wiedersehensfeier mit einem kleinen Umtrunk. Außerdem testeten wir, wer denn wohl das schärfste Gemüse verträgt. Und ich dachte immer, meine mitgebrachten kleinen, roten Peperoni wären scharf. Aber das Zeug, was Olle in seiner Gärtnerei anbaut, haut alles um – alter Schwede.
Am Sonntag führte uns Olle mit seiner Transalp über einen kurvenreichen Rundkurs bis zum kleinen Hafen von Båstad am Kattegatt und zurück. Wir blieben insgesamt zwei Nächte.
Am Montag ging es querfeldein weiter. Über kleinste Straßen, teils mit Schotter, fuhren wir bis zum Campingplatz in Torne. Der Platz liegt ruhig und abgelegen am See Åsnen. Der See wurde natürlich erst mal auf seine Badequalitäten getestet, was bei den herrschenden Temperaturen eine willkommene Abwechselung war.
Tags darauf starteten wir zu einer Tour entlang der Ostseite des Sees. Es gibt hier ein wunderschön gelegenes Naturreservat, welches man sich nicht entgehen lassen sollte, auch die Strecke am See ist ein Erlebnis.
Am Mittwoch brachen wir nach Västervik, dem Ort des Geschehens, auf. Västervik liegt ca. 300 Kilometer südlich von Stockholm, direkt an der Ostsee. Weil es recht warm war und um zügig voranzukommen und die Nerven von Martina zu schonen, entschlossen wir uns, für diese Etappe die Hauptstraßen zu nehmen. Auch wenn hier weniger Kurven sind, landschaftlich schön war die Strecke allemal.
Als wir von der Stadtmitte Västerviks über den Damm zur Halbinsel mit dem Schloß fuhren, auf der das Treffen stattfand, dachte ich, wir sind am Mittelmeer! Der Ort ist sehr schön am Wasser gelegen und hat auch einen Yachthafen.
Auf dem Treffenplatz angekommen, erkundigten wir uns gleich nach Rainer, der auch bald darauf erschien. Es gab eine sehr nette Begrüßung. Rainer hat uns dann einen schicken Platz zum Zelten ausgesucht, auf dem es auch etwas Schatten durch die umliegenden Bäume gab. Kurz nach uns bauten schwedische Nachbarn neben uns ein großes Mannschaftszelt auf. Die Typen waren alle ziemlich breit und stämmig, sahen mit ihren Bärten recht verwegen aus, so daß wir dachten: Eine falsche Bemerkung, und ruckzuck ist die Fresse dick. Aber wie so oft, weit gefehlt. Schon am ersten Abend erfolgte die Kontaktaufnahme. Wie sich schnell herausstellte, waren alle eher vom Typ „Knuddelbär”. Besonders Charly war sehr kommunikativ, und es gab jeden Tag etwas zu Feiern.
Eigentlich war geplant, von unserem Standpunkt aus einige längere Motorradtouren zu unternehmen, stattdessen schafften wir nur wenige kürzere Touren, was aber nicht weiter tragisch war, es gab viel zu erleben und zu sehen auf dem Festival, so daß wir es kaum vermißten.
Sabine hatte es wohl auch von Anfang an darauf angelegt, auf dem Treffen jemanden kennen zu lernen -und so kam es dann auch.
Der Campingplatz war genial gelegen, bis zur Ostsee sind es nur wenige Meter, wovon wir denn auch zum Baden Gebrauch gemacht haben.
Auf dem Gelände gab es auch eine Ausstellung mit Motorradzubehör, Klamotten und Trödel. Am Samstag fand zudem ein Wettbewerb um die schönsten Motorräder in den Kategorien Chopper, Oldtimer und Ratbike statt.
Abends war immer tolle Mucke verschiedener Bands angesagt, die auf zwei Bühnen spielten. Die Stimmung war immer gut, die Schweden locker drauf, es gab keinen Streß. Auch mit der sonstigen Versorgung klappte alles, es gab z.B. richtige Duschzelte, morgens konnte man sich zur Frühstücksausgabe anstellen. Wir versorgten uns morgens und abends meist selber. Man kann nur sagen, einfach ein toll organisiertes Treffen.
Mittags gingen wir oft essen, was entgegen landläufiger Meinung nicht teuer war. Für unter 10 Euro gab es etwa ein hervorragendes Buffet im Ort. Nur wer ein Bier oder sonstigen Alkohol dazu haben wollte, mußte kräftig in die Tasche greifen.
Die Jungs von „Three Ball Eddy” spielten dort mit ihrem „Power-Blues-Rock” richtig gut auf und kommen übrigens aus Deutschland (www.three-balleddy.de). Wir haben sie auf dem Treffen kennengelernt, und sie sind auch schon durch unsere Vermittlung im letzten Jahr in Bremen im „Meisenfrei” aufgetreten.
Einer der Höhepunkte war der kilometerlange Motorradkorso quer durch den Ort. Die Straßen säumten sicher einige tausend begeisterte Zuschauer.
Die Rücktour ab Sonntag entlang der Ostsee verlief unspektakulär, Bärbel zog es vor, die Heimreise in einem Stück zu absolvieren, wir übrigen legten noch eine Hütten-Übernachtung auf einem Campingplatz in Malmö ein.
Letztes Jahr hat es mit der Schwedentour leider nicht geklappt, aber für diesen Sommer haben wir uns fest vorgenommen, wieder dabei zu sein. Wie mir Rainer vor kurzem erzählte, hatten sich unsere schwedischen Nachbarn beim letzten Treffen nach uns erkundigt, ich hoffe wir sehen sie im Juli wieder.
Was uns noch so aufgefallen ist, daß das Treffen mit so vielen Leuten ungewöhnlich ruhig – um nicht zu sagen harmonisch – abgelaufen ist. Es gab keinerlei Schlägereien, die Polizei war nicht einmal da, nichts für Chaoten. Der Campingplatz ist weit genug von den Bühnen entfernt, so daß man zur Not auch vor Mitternacht schon schlafen gehen kann. Verständigungsprobleme gab es nicht, so gut wie alle sprechen englisch, viele Schweden verstehen auch deutsch.
Das große MC- Treffen im Sommer, am „Gränsö slott” (Schloß) in Västervik findet immer am letzten Wochenende im Juli statt (2008 also vom 24. – 27.7.).
Es treten dort zum Teil hochkarätige Musikgruppen auf. Im diesem Jahr sind dort z.B. Dave Edmunds mit den Refreshments, Jill Johnson, Nisse Hellberg mit Wilmer X und die Rubliners. Kosten für das „MC-Dagarna”-Treffen in Västervik: Vier Tage Camping mit allen Eintrittskarten zur Messe und zu den Konzerten (Donnerstag, Freitag und Samstag) 600 SEK (ca. 65 Euro). Man kann auch schon am Mittwoch anreisen (kostet auch nicht mehr), was sehr empfehlenswert ist, da es dann noch nicht so voll ist und viele gute Plätze frei sind. Clubs mit mindestens zehn Zelten können auch vorbuchen, es wird dann eine Parzelle abgesteckt.
Vor Ort kann man sich auch nach Rainer erkundigen, der gerne bei allem behilflich ist, gute Tourenvorschläge machen kann und auch perfekt schwedisch spricht.
Wer weitere Information über das Treffen wünscht, kann sich bei Rainer melden. E-Mail r-schmidt@hotmail.de, Tel. 02152/52601 oder www.mcdagarna.se.