aus Kradblatt 6/17
Text: penta-media.de, Fotos: Tine & Jogi

FMX-Portrait: Luc Ackermann

Luc AckermannAuch in diesem Jahr wird die „Night of the Jumps“ wieder die FMX Fans weltweit begeistern. Die Veranstaltung wurde erstmalig 2001 in der Arena der sächsischen Stadt Riesa durchgeführt. Jetzt wird in diesem Jahr zum 12. Mal ein offizieller Weltmeister gekürt.

Wer wird den Spanier Maikel Melero nach drei Titeln in Folge schlagen können?

Einer der qualifiziertesten Kandidaten, neben Rob Adelberg aus Australien und Peter Pilat aus Tschechien, ist der Deutsche Luc Ackermann, mit dem wir uns vor dem entscheidenden Abend in der Arena am Volksparkstadion treffen und unterhalten durften.

Luc kommt aus Thüringen und ist gerade einmal 19 Jahre alt, geboren am 6. Januar 1998 – was übrigens auch die Lösung zur Preisfrage für die Freikarten-Verlosung zur Night of the Jumps im Kradblatt 5/17 war.

Schon im zarten Alter von 8 Jahren hat er mit dem Moto-Cross angefangen, inspiriert und unterstützt von seinem ebenfalls professionell und erfolgreich FMX fahrenden Bruder Hannes Ackermann und seinem Vater. Mit nur 12 Jahren war Luc Ackermann bereits der jüngste Backflipper (Backflip = Rückwärts-Salto) der Welt.

Der Freestyle-Sport ist nicht ohne Risiken und forderte auch schon von Luc seinen schmerzhaften Tribut. Trotz zahlreicher kleinerer Knochenbrüche, zwei Schlüsselbeinbrüchen und einem Oberschenkelbruch im letzten Jahr lässt sich Luc jedoch nicht demotivieren. „Das muss man einfach ausblenden können“, meint er. „Angst darf man nicht haben, sonst klappt das nicht. Wir sind deshalb aber nicht lebensmüde, sondern wir präsentieren Hochleistungssport“.

Luc trainiert täglich bis zu 7 Stunden auf der eigens dafür eingerichteten privaten Trainingsbahn und im Fitness-Studio. Sprünge werden zunächst über einem Auffangbereich mit großen Schaumstoff­elementen geübt, bevor ohne Netz und doppeltem Boden gefahren wird. Individuell angepasste Schutzausrüstung mit Brust- und Rückenpanzer, Beinorthesen und Knieschützern, ist unumgänglich, aber immer ein Kompromiss zwischen maximal möglicher Schutzwirkung und Bewegungsfreiheit.

Sein Bike ist eine knapp 100 kg schwere 350er Husqvarna mit 50 PS Leistung. Der Motor ist ein 4-Takter mit Einspritzung, die sich automatisch an wechselnde Außenbedingungen, wie Temperatur und Luftdruck, anpassen kann. Luc fährt die Maschine schon einige Jahre und ist sehr zufrieden mit ihr. 2-Takter mit Vergaser sind komplizierter und wegen der notwendigen Einstellarbeiten immer weniger im FMX Sport gefragt, erklärt er uns.

Es gibt genug andere Dinge, die an jeder FMX Maschine vorher geändert und angepasst werden müssen. Am auffälligsten sind die Löcher in der Verkleidung, sogenannte Grabholes, um sich in der Luft besser an der Maschine festhalten zu können. Die Fußrasten sind in der Regel breiter und höher, um einerseits dem Fuß bei der Landung mehr Auflagefläche zu geben und andererseits, um leichter die Füße über die Sitzbank bekommen zu können. Diese ist aus selbigem Grund stark abgepolstert. Der Lenker ist immer ohne Mittelstrebe, damit man nicht daran hängen bleiben kann. An ihm befinden sich über den eigentlichen Griffen an den Lenkerenden die Fliphebel. Wenn der Fahrer mit beiden Füßen von den Fußrasten abspringt und das Bike so vom Körper wegdrückt, schlägt er mit den Unterarmen gegen die Fliphebel und kann sich dann zurückdrücken. Ohne diese Hebel würde es ihm bei einigen Tricks nicht möglich sein, den Körper wieder zurückzuschwingen und auf die Fußrasten zurückzukehren. Der Lenker selber ist mit einem starken Lenkungsdämpfer ausgestattet. Durch sie kann die Lenkung träge gemacht werden, um bei No Hand Tricks (beide Hände vom Lenker) zu verhindern, dass der Lenker einklappt und der Fahrer dadurch in der Luft aus dem Gleichgewicht kommt oder bei No Hand Landing Sprüngen gar stürzt. Links und rechts des Lenkkopfes sind kleine aber stabile Bleche angeschweißt, an denen sich der Fahrer mit den Füßen bei bestimmten Sprüngen festklemmen kann. Das Fahrwerk benötigt bei Freestyle MX Bikes eine härtere Abstimmung als die der Serie, damit Sprünge sicher abgefedert werden können. Diese Sicherheitsreserve ist besonders wichtig, falls mal zu weit oder zu kurz gesprungen wurde.

Am Motor wird für Freestyle Motocross relativ wenig verändert. Wichtig ist eine Auspuff­anlage, die ein hohes Drehmoment gewährleistet. Das Wichtigste ist beim FMX Fahren jedoch gefühlvoll Gas geben und dosieren zu können.

Traditionell kann die FMX Fangemeinde die „Night of the Jumps“ quer über drei Kontinente verfolgen. Hierfür stehen neben der Website auch Facebook und ein YouTube Kanal zur Verfügung, der die Highlights jeder Show kostenlos präsentiert. Immer mehr Fans nehmen die Möglichkeit wahr, die Tickets und Merchandise-Artikel über den veranstaltungseigenen Ticketshop zu beziehen. Hier gibt es neben vielen Überraschungen auch exklusive Fahrerlager- und TrackTour-Tickets, denn der direkte Kontakt mit den Fans ist den Fahrern sehr wichtig.

Zur Drucklegung waren noch Tickets inklusive Paddock Pass für die Veranstaltung in Hamburg am 3. Juni erhältlich. Am 9. Dezember findet eine weitere Veranstaltung in Oberhausen statt. Die Preise beginnen bei 38 Euro. Gehörschutz-Stöpsel sind durchaus empfehlenswert. Infos gibt es online unter www.nightofthejumps.com.

 

 

Background Info:

Hinter den Kulissen arbeiten bis zu 180 Personen, Fahrer, Licht- und Pyro-Techniker, Regie, Punktrichter, Kameramänner, Fotografen, Helfer, Trucker und Show­-Girls daran, den Zuschauern in der Halle und am Bildschirm eine packende Action zu präsentieren.

In der Saison 2017 will die „Night of the Jumps“ auch in puncto Feuerwerk neue Maßstäbe setzen.

Was 2001 mit zwei 7,5 t LKW begann, tourt inzwischen mit sechs Sattelschleppern durch die Welt und wird dabei von weiteren 100 LKW unterstützt, die regional Maschinen, Licht, Erde oder sonstiges Zubehör in die Halle bringen.

Traurig aber unumgänglich sind die Vorkehrungen gegen Terroranschläge, die dem Veranstalter von den Behörden abverlangt werden. So müssen viele Fahrzeuge, insbesondere die schweren LKW und Raupen, bis zur letzten Minute vor ihrem Einsatz mit Parkkrallen oder Ketten gesichert werden, damit niemand mit ihnen in böser Absicht in das Publikum fahren kann. Das macht der Crew das Arbeiten zusätzlich schwer, aber selbstverständlich jeder hat Verständnis dafür.