aus Kradblatt 7/21 von Marcus Lacroix

Kettenwechsel leicht gemacht …

Louis Rothewald Kettentrenn- und Vernietwerkzeug
Louis Kettentrenn- und Vernietwerkzeug, der komplette Satz in einer Metallbox

Wie wechselt man eigentlich eine Kette? Kein Problem, Motorrad in der Werkstatt des Vertrauens abgeben und nach Terminabsprache wenig später abholen. Ok, für viele vermutlich der sicherste und einfachste Weg. Schraubt man hingegen selbst, braucht man passendes Werkzeug – zumindest dann, wenn man nicht mit Clip- oder Schraubschlössern arbeitet. So eine Endloskette will schließlich ordentlich vernietet werden, bei höheren Geschwindigkeiten kann es sonst zu sehr schweren Unfällen kommen!

Austreiben des Kettenbolzens
Austreiben des Kettenbolzens

Von der Firma Louis konnte ich das „Rothewald Kettentrenn- und Vernietwerkzeug Profi“ ausprobieren, das von der etablierten Firma Unior in Slowenien hergestellt wird und 99,99 € kostet. Es passt für Ketten in den gängigen Größen der bekannten Hersteller wie DID, Regina, RK, Enuma, Saito und EK. Bei mir sollte eine quasi fabrikneue Regina ZRPK 525 gegen eine wartungsfreie Regina HPE getauscht werden. 

Das Ketten-Werkzeug kommt in einer Metallbox mit festem Schaumeinsatz für die Einzelteile. Die Anleitung liegt gedruckt bei, kann aber auch von der Louis-Website als pdf-Datei geladen werden. Praktisch, da ich in der Werkstatt inzwischen meistens mein iPad nutze. Die dreisprachige Anleitung ist gut verständlich, technisches Grundverständnis aber notwendig. Und man sollte sie auch tatsächlich VOR der Nutzung lesen, die gehärteten Druckstifte zum Auspressen der Nietbolzen brechen bei unsachgemäßem Gebrauch nämlich leicht (Gruß an G.). Da diesen Fehler wohl mehr Anwender machen, kann man die Stifte (3, 3,5 und 5 mm) für je 1,99 € bei Louis nachkaufen.

Der ausgetriebene Kettenbolzen
Der ausgetriebene Kettenbolzen

Ein Schrauber sagte mir mal, er nimmt zum Trennen der Kette einfach die Flex. Kann man natürlich auch machen, nur abrutschen sollte man tunlichst nicht, das gibt hässliche (und teure) Spuren an der Schwinge. Ich bevorzuge den langsameren Weg. Tauscht man nur die Kette, wie in meinem Fall, kann man außerdem die neue Kette mit dem offenen Schloss einfach an die Alte hängen und so locker durchziehen. Bei Verschleiß wechselt man i.d.R. allerdings den kompletten Kettensatz. Der Kraftaufwand ist durch das Feingewinde der Spindel überschaubar, ein ordentlicher Griff am Knebel würde das Ganze aber handlicher machen. Alternativ setzt man eine Knarre auf.

Nach jedem Arbeitsschritt wechselt man die Werkzeugeinsätze. Auf das neue Kettenschloss wird zunächst die Außenlasche gepresst. Zum Schutz der O-Ringe – die man natürlich nicht vergessen darf – liegt dem Schloss ein Metallbügel bei, der nach der Montage entfernt wird. 

Im letzten Arbeitsschritt werden die jungfräulichen Bolzen vernietet. Je nach Typ (Voll- oder Hohlniete, nicht persönlich nehmen) setzt man das passende Werkzeug in die Halterung und quetscht mit einer gleichmäßigen Bewegung (also nicht drauf rumhämmern, wie man es sich beim Nieten evtl. vorstellt) die Köpfe in Form. Mittels Messschieber kontrolliert man die Breite des Niets, die 5,6–5,8 mm betragen soll. Danach alles auf Gängigkeit prüfen, Kettenspannung justieren und weiter geht’s.

Im YouTube-Kanal „Louis Motorrad“ gibt es übrigens eine Vorführung des Werkzeugs und des eben Beschriebenen, das die gedruckte Anleitung nicht ersetzt aber ergänzt: „HOW TO: Motorradkette trennen und vernieten“. Das Video habe ich allerdings erst nach dem Wechsel meiner Kette entdeckt …

Weitere Arbeitsschritte beim Kettenwechsel mit dem Louis Kettentrenn- und Vernietwerkzeug
Weitere Arbeitsschritte beim Kettenwechsel mit dem Louis Kettentrenn- und Vernietwerkzeug