Eigene Erfahrungen sammeln …
aus Kradblatt 12/24 von Heiko Nowak-Rippe
In der Welt des Motorradfahrens ist die Wahl des richtigen Kettensatzes entscheidend für die Leistung und Langlebigkeit des Fahrzeugs. In diesem Bericht teile ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Regina HPE Kettensatz, den ich über eine Strecke von 31.000 Kilometern in zwei Jahren auf meiner 650er V-Strom genutzt habe. Ziel ist es, interessierten Lesern einen Einblick in die Praxistauglichkeit und Wartung dieses Produkts zu geben, ohne dabei Werbung zu machen.

Wartung und Pflege

Die regelmäßige Pflege meiner Kette war ein zentraler Bestandteil meiner Wartungsroutine. Obwohl der Kettensatz als wartungsarm gilt, habe ich ihn alle 1.000 Kilometer leicht geölt, um seine Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Dazu aber später mehr.
In der Nutzungsdauer bis 27.000 Kilometer musste ich lediglich viermal die Kette nachspannen. Die erste gründliche Reinigung fand nach einem Jahr Betrieb, zum Ende der Saison 2023, statt. Dabei erhielt die Kette auch eine Ölung, um sie für den Winter zu konservieren.
Insgesamt bin ich jetzt 31.000 Kilometer mit dem Kettensatz gefahren. In den letzten 4.000 Kilometern musste ich dreimal die Kette spannen. Obwohl sich die Kette nur minimal vom Kettenrad abheben lässt und auch am Ritzel kein nennenswerter Verschleiß zu erkennen ist, habe ich mich entschlossen, den Kettensatz zu wechseln. Ich bin von den langen Intervallen, in denen die Kette gespannt werden musste, einfach zu sehr verwöhnt.
Ganz wichtig ist es, die neue Kette vor der ersten Nutzung vom weißen Kettenfett, mit dem sie ausgeliefert wird, vollständig zu befreien. Diese Schicht dient lediglich dazu, die metallische Oberfläche vor Rost zu schützen, der beim Lagern und/oder beim Transport durch Kondensat aus der Luftfeuchtigkeit entstehen kann. Wird sie jedoch nicht vollständig entfernt, kann der Kette durch Schmutz und dessen Reibungswirkung ein frühes Ende beschert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war die Wahl des richtigen Öls. Laut Angaben des Kettenherstellers sollte ein leichtes Öl verwendet werden. Daher habe ich einige Öle hinsichtlich ihrer Eigenschaften getestet und anschließend deren Merkmale zur persönlichen Bestätigung nachgelesen. Nach einer Fahrzeugwäsche oder einer Regenfahrt habe ich hydrophobes Öl verwendet, um Wasser, das in die Kettenrollen eingedrungen ist, zu verdrängen, z.B. LQ40 oder WD40. Für eine Ölung im trockenen Zustand habe ich ein hydrophiles Öl verwendet, z.B. Ballistol, da es bessere schmierende Eigenschaften hat. Im Bekanntenkreis gibt es jemanden, der Getriebeöl verwendet; auch dort gibt es hydrophobes und hydrophiles Öl, was es zu bedenken gilt.
Zustand der Kette + Ruckdämpfer
Während der Saison 2023 fiel mir auf, dass die Ruckdämpfer im Hinterrad nicht mehr optimal funktionierten. Im eingebauten Zustand schienen sie noch in akzeptablem Zustand zu sein, jedoch stellte sich nach dem Ausbau im Winter heraus, dass die Gummidämpfer stark abgenutzt waren. Dies war im eingebauten Zustand nicht zu erkennen. Im Gegensatz dazu zeigte sich die Kette in einem hervorragenden Zustand, was für ihre Qualität spricht.

Ein Experiment mit der Kette
Ein besonders aufschlussreiches Experiment führte ich während einer vierwöchigen Reise am Mittelmeer entlang bis nach Tarifa durch. In dieser Zeit ließ ich die Kette absichtlich zwei Wochen lang ungeschmiert, was einer Strecke von etwa 4.000 Kilometern entsprach. Nach dieser Zeit entdeckte ich deutliche Rostspuren an den Rollen, was mich dazu veranlasste, die Kette umgehend zu ölen. Dies war für mich nicht besonders überraschend, obwohl die Kette mit einer Diamantbeschichtung versehen ist und als wartungsarm gilt.
Die Erklärung für den Rost fand ich in der Konstruktion der Kette: Die Rollen sind nicht beschichtet und verfügen über keine Fettfüllung oder O-Ringe. Dies führte dazu, dass sie auf blankem Metall liefen, was den schnellen Rostbefall begünstigte. Um dies zu veranschaulichen, zerlegte ich eine alte Kette – nicht die HPE Kette – in ihre Einzelteile. Dabei wurde deutlich, dass auch wartungsarme Ketten regelmäßig etwas Öl benötigen, um den Kontakt zwischen den Metallteilen zu schützen. Ein Tropfen Öl pro Rolle war dabei ausreichend.

Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass der Regina HPE Kettensatz trotz der Herausforderungen, die ich während meiner Tests erlebte, eine beeindruckende Leistung gezeigt hat. Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Bericht einen informativen Einblick in die Wartung und Langlebigkeit der Regina HPE Kette geben konnte und vielleicht auch ein wenig unterhalten habe.
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Anmerk. d. Red.: Auch wir hatten eine HPE im Einsatz, der Test konnte durch den Verkauf der Maschine aber leider nicht zu Ende geführt werden. Ärgerlich ist, dass Regina die HPE vollmundig als „Die erste wartungsfreie Kette der Welt“ anpreist, „Zur Gewährleistung der besten Funktionalität und Optik“ dann aber doch Wartungsregeln wie das Schmieren nach dem Waschen aufstellt. Die Bezeichnung „wartungsarm“ wäre da einfach ehrlicher.
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