aus Kradblatt 6/14
von Jogi / penta-media.de

 

Oh, du schöner Westerwald…

 

LandschaftDer Westerwald gehört zu den kurvenreichsten Regionen Deutschlands mit einem sehr gut ausgebauten Straßennetz und liegt zwischen den Flüssen Rhein, Lahn, Sieg, Wied und Dill. Die Hügel- und Berglandschaften mit ihren schier unendlichen Kurven, Höhen und Tälern garantieren für jeden Motorradfahrer Fahrspaß pur. Von Hamburg aus sind es ca. 500 Kilometer über die Autobahn A1 bis man die Region Westerwald erreicht, die sich grob im Dreieck von Köln, Koblenz und Siegen befindet. Die Anreise von Norddeutschland aus auf den eigenen zwei Rädern nach Rheinland-Pfalz ist an einem Tag durchaus zu schaffen.

Motorradfahrer sind im Westerwald herzlich willkommen und die Hotelwirtschaft hat sich bereits sehr gut auf die speziellen Bedürfnisse und Wünsche dieser Kundschaft eingerichtet. Die Preise pro Person und Nacht beginnen bei 29 Euro inklusive Frühstück. Spezielle Angebote für verlängerte Wochenenden und Gruppentarife, sowie auf Wunsch Halbpension können angefragt werden. Die meisten Hotels bieten dazu kostenlose Trockenräume und Schrauber-Ecken mit Werkzeugen und Garagen für die Motorräder. Einige Hotelbetriebe organisieren sogar kostenlos geführte Touren für ihre Gäste, eingeteilt nach Schwierigkeitsgraden und Tourenlängen.
Abgesehen von den reizvollen Motorradstrecken, gibt es im Westerwald zahlreiche sehenswerte Ziele, an denen es sich lohnt eine Pause einzulegen.

Museeum-aussen-unscheinbarWir hatten die Freude über drei Tage hinweg einige dieser Ziele mit unseren Testmaschinen aus der aktuellen Kawasaki Modellpalette anfahren und besichtigen zu dürfen.
Insbesondere das Westerwald-Museum für Motorrad und Technik ist bei Bikern als Ausflugsziel sehr beliebt. Die Inhaber Agnes und Gerhard Weller haben im Laufe ihres Lebens alles gesammelt, was ihnen technisch interessant erschien oder typisch für seine Zeit war. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Deutschen Motorrädern, insbesondere BMW, dekoriert mit zahlreichen Werkzeugen, Ersatzteilen, Schildern und Gegenständen der letzten 110 Jahre. Gerhard Weller restauriert bis heute trotz seiner 73 Lenze immer noch liebevoll alles, was ihm in die Finger kommt. Die Mehrzahl seiner Ausstellungsstücke ist voll funktionstüchtig und er scheut sich nicht sie zu Demonstrationszwecken für interessierte Besucher anzuwerfen.

Museeum innenDas „Kannenbäckerland“ im Westerwald ist bekannt für seine Keramiken. Wenn ihr noch einen weiß-grauen Keramik­topf mit blauem Kobaltdekor von eurer Großmutter im Haushalt habt, wird er vermutlich aus dem Westerwald stammen. Die Geschichte der Keramik kann man im Keramikmuseum Höhr-Grenzhausen erfahren. Dabei wird die Keramik auch als moderner und zukunftsträchtiger Werkstoff, z.B. in der Raumfahrt, der Sicherheitstechnik zur Panzerung, im Maschinenbau, zur Ofenauskleidung oder als Gelenk- und Zahnprothesenwerkstoff vorgestellt.
Auch der Bergbau hat im Westerwald Tradition. In Steinebach/Sieg kann das Besucherbergwerk der Grube Bindweide besichtigt werden. Die Gäste werden mit der Bergmannsbahn 500 Meter tief in den Berg gefahren, in dem bis 1931 noch Eisen­erz abgebaut wurde. Die engen Stollen und die spärliche Grubenbeleuchtung sorgen für eine spezielle Atmosphäre. Die kalte, saubere und besonders feuchte Luft wirkt bei Lungen- und Atemwegserkrankungen lindernd. Entsprechende Liege-Therapien unter Tage werden deshalb für Allergiker und Asthmatiker angeboten.
In Enspel befindet sich der Stöffel-Park. In diesem Tertiär- und Industrie-Erlebnispark kann man die 2002 stillgelegte Basaltverarbeitungsanlagen besichtigen und selber nach fossilen Versteinerungen suchen. Über 20.000 Fossilien konnten inzwischen geborgen werden, darunter der sensationelle Fund der „Stöffel-Maus“. Das Gelände wird außerdem für Offroad-Motorsport und Freeclimbing-Veranstaltungen genutzt. Geländewagenfahrer und Enduro-Piloten können auf dem Gelände ihr Können erproben. Die stillgelegten Steinverarbeitungsanlagen geben mit ihrem morbiden Charme eine Foto-Location, die jeden Fotografen begeistern und unweigerlich seine Kreativität anregen. Auf keinen Fall den Fotoapparat vergessen!

Industrie-ParkBei den Motorradfahrern ist auch die Abtei Marienstatt sehr beliebt. Das alte Zisterzienser Kloster besitzt ein eigenes Brauhaus, in dem deftig gespeist und Klosterbier verköstigt werden kann. In der gotischen Klosterkirche findet jedes Jahr zum Saisonbeginn ein Motorrad-Gottesdienst statt, bei dem um den Segen und Schutz des Herrn gebeten wird. Anschließend erhalten alle Menschen, Tiere und Fahrzeuge vor der Kirche vom Pfarrer in einer Einzelsegnung Gottes Segen.
Eine kurze Pause empfiehlt sich auch in Bad Marienberg. Es ist interessant sich dort auf dem Barfußweg nach Pfarrer Kneipp die Füße zu vertreten und den angrenzenden Apothekergarten anzuschauen. Wer mehr über die dort wachsenden Heilkräuter wissen möchte, kann an einem Rundgang unter fachkundiger Führung teilnehmen.

Ausgrabung-Fossilien-Stoeffel-ParkIn Niestertal kann man die Birkenhof Brennerei besuchen. Dort wird „Fading Hill“, Westerwalds erstklassiger Whisky gebrannt. Die Brennereibesichtigung mit anschließendem „Whisky Tasting“ empfiehlt sich jedoch vom Hotel aus mit dem Taxi und nicht mit dem Motorrad anzufahren.
Das gleiche gilt für den Besuch der „gläsernen“ Hachenburger Bier Brauerei.
Es gibt in der Region rund um den Westerwald noch viele andere sehenswerte Ausflugsziele, die wir in den drei Tagen natürlich nicht alle besuchen konnten. Dafür waren die drei Tage einfach zu kurz und außerdem wollten wir schließlich in erster Linie Motorradfahren. Aber nicht nur Motorradfahrer, sondern auch Weinliebhaber, Erholungsuchende, Radfahrer, Wanderer und Naturbegeisterte kommen im Westerwald auf ihre Kosten und finden dort eine viele Erlebnisse versprechende und gut zu erreichende Alternative zum Harz.

Motorradfahrer finden das zu ihnen passende Hotel leicht online unter www.bikerhotels-westerwald.de. Auf dieser Seite steht auch eine Karte mit ausgearbeiteten Motorradtouren zum kostenlosen Download bereit.
Weitere Informationen über die Region gibt es unter www.gastlandschaften.de.