Mit Sicherheit mehr Spaß!
aus Kradblatt 7/25 von Marcus Lacroix
Das Fahrsicherheitszentrum Hansa des ADAC in 21409 Embsen bei Lüneburg ist vielen Motorradfahrenden hier im Norden bekannt. Die Anlage besticht durch vielfältige Trainingsmöglichkeiten, On- und Offroad, vom E-Bike bis zum LKW.

Anfang Juni habe ich beim ADAC in Embsen am „Kurven-Basis-Training“ teilgenommen. Bei dem Training geht es – wie der Name auch erwarten lässt – ums Kurvenfahren. Lt. ADAC-Hansa-Website setzt das Training die erfolgreiche Teilnahme an einem Motorrad-Basis-Training oder dem ADAC Motorrad-Intensiv-Training voraus, was bei den Teilnehmern aber nicht explizit abgefragt bzw. geprüft wurde. Man sollte aber fair zu sich selbst und zu den anderen Teilnehmern sein: wer mal so gerade eben in der Lage ist, sein Motorrad unfallfrei durch den Verkehr zu bugsieren, bei den ersten Kurven aber verkrampft, der sollte tatsächlich vorbereitende Trainings absolvieren – ansonsten bleiben Spaß und Lerneffekt sprichwörtlich auf der Strecke.
Unser Teilnehmerfeld war bunt gemischt, diesmal allerdings rein männlich besetzt. Interessant finde ich immer die Beweggründe, die Menschen zur Teilnahme an Trainings veranlassen. Da war der Vespafahrer, der nach Jahren der Motorrad-Abstinenz wieder auf größere Kaliber umsteigen will und mit einer Miet-GS des ADAC teilnahm; ein Siebzigjähriger, der nach überstandener Krebserkrankung mit seinem Kumpel noch in diesem Jahr die Route66 fahren will, da das Leben ggf. doch kürzer ist, als gedacht oder der Sporttourer-Fahrer, der bei Touren mit Freunden in Kurven den Anschluss verliert. Allen gemein ist die Erkenntnis, dass das mit dem Kurvenfahren besser und sicherer gehen muss. Bei mir selbst sind es die kleinen Fehler, die sich trotz Fahrtrainings im Alltag immer wieder einschleichen und die ein Instruktor sofort erkennt und anspricht.
Der kurzen Vorstellungsrunde, bei der die jeweiligen Schwachpunkte der Teilnehmer bzw. deren Erwartungen ans Training abgefragt werden, folgt ein wenig Theorie bevor es zum Warmfahren auf den Rundkurs geht.
Im Anschluss wurden in verschiedenen Sektionen unterschiedliche Fahrlinien und Kurventechniken trainiert. Dabei ging es natürlich nicht ums feilen an Rundenzeiten sondern um die Schaffung des Bewusstseins, was man warum in welcher Situation macht. Auch hier floss etwas Theorie mit ein, was ich pers. sehr interessant fand. Klar, alles schon mal irgendwo gehört oder gelesen, der Alltag – ohne ständiges bewusstes Rekapitulieren – knabbert aber immer wieder etwas vom Wissen ab. Bremspunkt, Einlenkpunkt, Ablösepunkt, Scheitelpunkt … Begriffe, die eigentlich automatisch sitzen müssten. Tun sie i.d.R. aber nicht.

Frank, unser Instruktor, gab jedem mehrfach direktes Feedback und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie ein Instruktor auch bei steigendem Tempo die Fehler sieht, die der „Lehrling“ hinter ihm macht – egal, ob es die falsche Körperhaltung oder der verpasste Ablösepunkt war.
Interessant fand ich den „Ausritt“ ins Gelände nach einer „verpassten“ Kurve, den man im Alltag ja nie bewusst trainiert. Hier galt natürlich – wie bei allen Übungen – alles kann, nichts muss und nicht jeder riskierte den Ritt. Letztendlich waren wir bei allen Übungen aber immer im „grünen“ Grip-Bereich unterwegs. Wir hätten a.W. auch in Sektionen mit nasser Fahrbahn trainieren können, per Gruppenentscheidung beließen wir es aber bei einem Schönwettertraining. Trotz angenehmer Temperatur und ausreichender Wasserversorgung schlaucht so ein 6-Stunden-Training nämlich schon etwas, da wollten wir es nicht übertreiben.
Bei der Abschlussbesprechung zeigten sich alle Teilnehmer zufrieden und auch die Laufflächen der Reifen sprachen Bände über den Lernerfolg. Jetzt geht es daran, das neue Bewusstsein mit in die Praxis zu nehmen und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies somit nicht mein letztes Kurventraining war. Neben dem großen Fahrspaß, den so ein Training mit sich bringt, werden sich trotz aller Vorsätze die alten Fehler nämlich wieder einschleichen. Da hilft – wie bei so Vielem – nur regelmäßige Auffrischung.
Das Kurven-Basis-Training kostet für ADAC Mitglieder 179 €, Nicht-Mitglieder zahlen 10 € mehr. Manche Berufsgenossenschaften fördern die Teilnahme, fragt also ruhig mal bei eurer BG nach. Buchungsmöglichkeiten findet ihr unter www.fsz-hansa.de sowie in den ADAC-Geschäftsstellen. Man kann dieses und weitere Trainings zudem exklusiv als Gruppe buchen (Freunde, Firma, Club … ).
Als Aufbautraining bietet der ADAC Hansa das „Motorrad-Perfektions-Training“ an. Im Prinzip ist es das Basis-Training bei höheren Geschwindigkeiten. Hier sollte man sich bei der Buchung bezüglich der eigenen Fahrkünste also wirklich nicht in die eigene Tasche lügen!
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass natürlich auch andere Anbieter und andere ADAC-Übungsplätze tolle und sinnvolle Trainings anbieten. Jedes Training ist besser als kein Training, egal, wie viel Fahrerfahrung ihr schon habt! Und wenn ihr es wirklich flott wollt, sind Rennstreckentrainings mit Instruktoren sehr zu empfehlen.
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