KTM RS125GP Lohn der ArbeitManchen Träumen hängt man etwas länger nach, andere werden (vorübergehend) vergessen. Frank hatte es eine KTM RS 125 GP angetan und nun hat er eine frisch restauriert …

aus Kradblatt 7/16
von Frank Röttger

 

Restauration einer KTM RS 125 GP

KTM RS125GP 2005 in Norden2005 erblickte ich beim damaligen Kreidlerverein in Norden erstmals diese wunderschöne, große 125er KTM bei einem Händler. Später erfuhr ich, dass davon wohl keine 200 Stück gebaut wurden. Sie war mit damals 700 oder 800 Euro nicht gerade teuer. Nur hatte ich keine Möglichkeit sie mitzunehmen. Ich ertappte mich trotzdem mehrfach, dass ich dort immer wieder rumschlich. Aber man kann halt nicht sofort alles haben. Und so geriet sie über Jahre wieder in Vergessenheit, ich hatte danach noch viele andere Projekte die nacheinander ins Land gingen, und eine solch Österreichische Maschine ist hier oben im Norden ja nicht gerade häufig zu sehen.

Insgeheim gefiel mir der superbullig wirkende Motor und das insgesamt erwachsen aussehende Motorrad sehr gut. Die andern 125er sahen insgeheim immer noch wie ein größeres Kleinkraftrad aus. Zwischendurch versuchte ich mich an einer Laverda LZ1 mit wassergekühltem 125er Zündapp Motor. Außer Spesen, Misserfolg und horrenden Motorteilekosten war das Thema 125er lange Zeit bei mir dann eigentlich vorbei.

KTM RS125GP Zustand bei Abholung 2013 lebte der KTM-Traum wieder auf, als Jürgen und Kai bei einem Händler im Süden diese Originale, 1975er KTM RS 125 GP mit nur 9055 km auf der Uhr, 1. Hand, nur 6 Monate angemeldet, sahen und mir ein Foto schickten. Danach war alles vorbei bei mir und das Sabbern begann erneut. Da war das Fieber wieder, welches nur ein Liebhaber kennt.

Ich hatte seit 2005 jede Menge andere Zweiräder von Zün­dapp KS 50 TT, Hercules Ultra II, Yamaha RD 350 LC usw. bei mir stehen. Eine stand schon länger etwas abseits in der Halle. Und so fand meine GTS 50 von 1975 schnell einen neuen Liebhaber und Sammler. Damit war der Weg frei für mein Projekt KTM 125.
Zwischendurch hatte ich mich schon über die KTM schlaugemacht. Der 125er 6-Gang Sachs Motor ging von untenrum besser als der 125er Zündapp, genau das wollte ich ja. Auch sind die Kosten für Motoren und Teile regelrecht moderat, ein ganzer Motor wurde mir neu für 800 Euro angeboten. Also nahm das Projekt KTM 125 seinen Lauf.

Juergen bei der ArbeitOhne Kontakte geht natürlich nix. Mein guter Freund Kai vermittelte zwischen dem Verkäufer und mir alles notwendige. Unser zuverlässiger Spedi Andreas Baier brachte sie dann eine Woche später zu Kai. Eine sehr gute Basis für einen möglichst originalen Wiederaufbau von Lack und den übrigen Teilen. Der Motor hatte fette Kompression, die Sitzbank war klasse und der Rest war ohne Probleme wieder hinzu-
bekommen.

Was mich wunderte, waren sehr viele Vibrationsrisse im Heckteil, Blinker Schutzblech usw. – bei einer Laufleistung von 9055 km eigentlich recht selten. Es stellte sich heraus, dass der vordere Motorhalter nur noch mit einer statt vier Schrauben hielt. Eine der vielen Überraschungen, die dann noch auf mich zu kamen.

KTM RS125GP KabelsalatTechnische Daten, Dokus und mehr bekam ich über die Hercules IG über Stefan C., danke dafür nochmals. Und so konnte ich mich parallel auf die Demontage und gleichzeitige Teilebeschaffung machen. Vieles passte von der 50er KTM, vieles steuerte auch Michael S. bei, auch dafür nochmals herzlichen Dank.

Bei der Demontage kamen dann immer mehr kleinere und größere Probleme zum Vorschein, wie zum Beispiel die Fragmente eines Kabelbaumes. Es war aber alles lösbar und so kam ein nagelneuer Kabelbaum einer 50er Comet zum Einsatz, der zu fast 100 % baugleich war, wie auch Schutzblech hinten, Gepäckträger usw. Stoßdämpfer kamen neue rein. Der Vergaser namens „Bing“ war ein Thema, bei dem ich mehrfach das HB-Männchen machte. Bing war noch nie meine Welt, meine Welt ist Mikuni. Die vorderen Armaturen inkl. Elektrik waren nur noch als Ersatzteilträger für einen 100 %-Original-Fan zu gebrauchen, ich schenkte sie Stefan.

KTM RS125GP rechtsDie Auspuffanlage war auch von einer Hercules K 125 S. Mittlerweile hat mir Frans aus Holland einen originalen Endpott besorgt und der vordere Krümmer wird zur Zeit für mich original nachgebaut. Wie gesagt, es waren viele Probleme, welche man hier alle gar nicht mehr zu Papier bringen kann. Alles dazu gibt es ausführlich in unserem Forum, wo auch viele Bilder zu finden sind.

Die kompletten Griffarmaturen waren ein Fall für die Tonne. Es wurde komplett auf Magura von 1977 umgerüstet, wovon ich an meinen anderen Maschinen auch genug hatte. Eine Nassbatterie kam im Zuge des neuen Kabelbaumes ebenfalls heraus. Es wurde auf Ulobox umgerüstet und bei 6 Volt geblieben. Reifen, Öl und andere Verschleißteile kamen natürlich neu. Wegen der immer noch heftigen Vibrationen wurde auf neuere gummigelagerte Blinker, in ähnlicher Optik, ausgewichen. Hinten kam das ebenfalls gummigelagerte Rücklicht einer Yamaha RD 350 LC zum Einsatz.

KTM RS125GP Lohn der ArbeitDen TÜV für das rote 07er und die Zulassung hat sie dann bravurös gemeistert. Superhandlich und doch sieht man sofort – das ist keine 50er. Druck ohne Ende, 120 km/h und mehr sind blitzschnell erreicht. Das schnellste waren mal 135 km/h laut Tacho, was ich aber nur einmalig erreicht habe. Solch eine alte Dame muss man natürlich wie eine behandeln und dazu gehört Heizen, auf Teufel komm raus, nicht. Mehrere Videos von meiner KTM gibt es auch im Netz. In Deutschland wurde sie kaum verkauft, eher in Österreich, wo sie heute noch hoch gehandelt wird.

In jedem Falle, man sieht und hört sich auf Treffen, Ausfahrten, usw. Wenn ihr solch eine KTM mal im Norden seht, dann kann es nur meine gewesen sein. Sie ist auch auf meiner Seite www.­smokeville.de zu finden. Wer mal im Norden Zweitaktgeruch riechen und Benzingespräche wie früher führen möchte, der schaue mal bei www.50er-fans.de vorbei.