KOVE 800X Pro, Modell 2025

Europa im Fokus …

aus Kradblatt 11/25 von Gregor Schinner, www.zweirad.de

Die chinesische Marke KOVE ist vielen Motorradfahrern vielleicht noch kein Begriff, gehört aber zu den aufstrebenden, jungen Marken aus China, die mit neuen frischen Modellen, guter Verarbeitung und einem attraktiven Preis Marktanteile erobern wollen.

Die KOVE am Denkmal der Fundstelle des Goldhut von Ezelsdorf/Buch. Das Original steht im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

Während viele China-Marken wie VOGE, CFMOTO, QJMotor oder Brixton vor allem sportliche und Naked Bikes im Angebot haben, hatte sich KOVE am Anfang auf Cross- und Adventure-Modelle spezialisiert. Kein Wunder, denn Firmengründer Zhang Xue ist ehemaliger professioneller Offroad-Fahrer. Seit der Gründung von KOVE im Jahre 2017 stehen Performance und niedriges Gewicht im Fokus der Entwicklung.

Mit der KOVE 800X PRO, einem leichten Zweizylinder Adventure-Bike, will KOVE den Platzhirschen in der Klasse Marktanteile streitig machen. Was die KOVE 800X PRO außer einem günstigen Einstandspreis noch zu bieten hat, haben wir für euch ausprobiert. Die Probefahrt-Maschine wurde uns von der Firma BSN Racing aus Oberferrieden zur Verfügung gestellt. Das Händler-Netzwerk in Deutschland ist aktuell noch recht überschaubar, befindet sich aber im Aufbau.

Die 800X PRO ist ein Adventure Bike mit 21 Zoll Vorderrad und 18 Zoll Hinterrad, dazu mit 240 mm Federweg vorne wie hinten ausgestattet, also durchaus geeignet, um auch abseits befestigter Wege Spaß zu haben.

Der wassergekühlte Reihen-Zweizylindermotor liefert eine Spitzenleistung von 96,5 PS bei 9.000 U/min, das maximale Drehmoment von 80 Nm wird bei 7.500 U/min. erreicht. In Verbindung mit dem recht niedrigen Gewicht, KOVE gibt als Leergewicht 185 kg an, verspricht dies zumindest auf dem Papier schon mal einigen Fahrspaß.

Wie für die meisten Reiseenduros gilt auch für die 800X, dass sich größere Fahrer beim Aufsteigen und Fahren leichter tun. Die Sitzhöhe beträgt bei der PRO-Version 875 mm, für eine Reiseenduro nicht extrem, aber schon eine Hürde, wenn man nicht wenigstens 175 cm groß ist und/oder lange Beine hat. Die Standardversion 800X Touring ist mit einfacheren Federelementen ausgestattet, hat 30 mm weniger Bodenfreiheit, ein 19 Zoll Vorderrad und somit auch entsprechend nur 845 mm Sitzhöhe. Bei der 800X Rally beträgt die Sitzhöhe hingegen stattliche 890 mm.

Allemal ausreichend: 96,5 PS bei 9.000 U/min, maximales Drehmoment 80 Nm bei 7.500 U/min.

Der Fahrer findet hinter dem Lenker einen funktionell eingerichteten „Arbeitsplatz“, der ähnlich wie bei vielen anderen Adventure Bikes von einem vertikal ausgerichteten 7 Zoll TFT Display dominiert wird. Zwei Schaltwippen am linken Lenkerende reichen für die Bedienung des Displays aus, denn unendlich kompliziert ist das Menü nicht.

Die Cockpitansicht mit Tacho, Drehzahlmesser und einigen Anzeigen bleibt im Wesentlichen immer gleich, mit den Schaltwippen kann der Fahrer noch einige interessante Informationen abrufen wie z.B. Reifendruck und -temperatur. Dazu kann der Fahrer zwischen zwei Fahrmodi (Eco und Sport) wählen, und das ABS und die Traktionskontrolle permanent oder bis zum nächsten Start abschalten, was für gelegentliche Offroad-Ausflüge sehr hilfreich ist. Wer sein Handy am Lenker nutzen will, der findet im Cockpit sowohl einen USB-A als auch einen USB-C Anschluss.

Nach wenigen Kurbelwellenumdrehungen erweckt der E-Starter das Triebwerk zum Leben, was auch Unbeteiligten in der Nähe nicht verborgen bleibt. Der Twin signalisiert mit fester Stimme schon im Leerlauf, dass er jetzt für sämtliche Abenteuer bereit wäre. Auch im Fahrbetrieb klingt die 800X sehr kernig, unangenehm laut wird es jedoch nie. Der Antritt entspricht dem, was die Leistungsdaten vermuten lassen – es geht zügig vorwärts, doch für den Extra-Leistungskick muss der Motor auch ausgedreht werden.

Im Alltag reicht es, bei ungefähr 6.000 U/min den nächsten Gang einzulegen, um flott, aber stressfrei voranzukommen. Das funktioniert gut, weil das Getriebe mitspielt; die Gänge rasten sauber ein und auch die (nicht am Hebel einstellbare) Kupplung erfordert keine übermäßigen Kräfte. Der sechste Gang ist allerdings eher als Overdrive ausgelegt – d.h., wer eine flotte Runde drehen oder mal eben einen PKW überholen will, wird öfter den fünften oder vierten Gang bemühen müssen.

Ein Manko des Antriebs ist das etwas holprige Ansprechverhalten, welches vor allem bei niedrigen Drehzahlen und Geschwindigkeiten auffällt. Der Twin geht sehr hart ans Gas, was innerorts viel Konzentration in der rechten Hand erfordert, will man nicht immer wieder einen Schlag in den Antriebsstrang schicken. In Verbindung mit dem hohen Bremsmoment des Motors braucht es insgesamt etwas mehr Aufmerksamkeit als bei vergleichbaren Motorrädern, ist aber eher ein Problem im niedrigen Geschwindigkeitsbereich. Wenn man die 800X fliegen lässt, fällt das kaum ins Gewicht. Ein leichtes Konstantfahrruckeln ist bei unserer Probefahrtmaschine ebenfalls vorhanden, es reduziert sich bei warmem Motor aber auf ein fast nicht mehr spürbares Niveau.

Sehr angenehm ist dagegen das leichte Handling der 800X. Das niedrige Gewicht in Verbindung mit den schmalen Reifen (90/90–21 / 150/70–18) und einer kurvenfreundliche Geometrie machen es vor allem bei langsamen und engen Biegungen einfach, das Motorrad ums Eck zu dirigieren. Ohne Aufwand und dennoch sicher und berechenbar kann der Pilot die KOVE auf Passstraßen und engen Kehren genießen, während bei hohen Geschwindigkeiten die Kreiselkräfte des großen 21 Zoll Vorderrades die Dynamik naturgemäß etwas einbremsen, aber das ist bei allen Adventure Bikes gleich. Bei der PRO-Version sind als Erstausrüstung die bewährten Pirelli Scorpion Rally STR Reifen anstelle hierzulande unbekannter China-Gummis verbaut.

Das Fahrwerk bietet mit 240 mm Federweg vorne wie hinten ausreichend Reserven, um auch mal über eine Schotterstraße oder gemäßigte Enduropfade zu räubern. Die Abstimmung ist zwar eher straßenorientiert und straff, aber für Schlaglöcher und Teerflicken ist die 800X allemal gewappnet. Wer Zeit hat und sich mit Fahrwerken auskennt, der sollte die KYB-Komponenten der PRO-Version auf sein Gewicht und Vorlieben abstimmen (lassen). Sowohl die 48 mm USD-Gabel als auch das Federbein sind in Vorspannung und Dämpfung einstellbar.

Am Vorderrad verzögert eine Doppelscheibenbremse mit 320 mm großen Bremsscheiben und radial verschraubten Bremssätteln sicher und nachhaltig, hinten ist es eine 240 mm Einzelscheibe. Cleveres Gimmick: Im Menü lasst sich das ABS für Ausflüge ins Gelände entweder nur hinten oder komplett abschalten. Dazu kann man wählen, ob es permanent deaktiviert bleibt oder ob das ABS nach einem Neustart des Motorrads wieder aktiv sein soll. Gleiches gilt für die Traktionskontrolle, die allerdings keine Abstufungen anbietet, Entweder ist sie ein- oder ausgeschaltet.

Rein optisch macht die 800X PRO eine gute Figur. Die schlauchlosen, goldfarbenen Drahtspeichenräder, die Sturzbügel und die Motorschutzplatte sorgen nicht nur für Abenteueroptik, sondern bieten auch echten Mehrwert. Die Beleuchtung ist komplett in LED-Technik ausgeführt, der vordere Doppelscheinwerfer verleiht der 800X einen sportlich-aggressiven Look. Fast, als hätte sie ein Gesicht.

Der Windschutz ist nicht überragend, für ein Motorrad dieser Klasse aber völlig ausreichend.

Üppig fällt dagegen der Benzinvorrat aus. 20 Liter Tankinhalt verspricht KOVE. Bei einem Verbrauch von etwa 4,7L/100 km wird man irgendwo zwischen 350 und 400 Kilometern mit einer Tankfüllung schaffen. Auf dem Display wurden uns zwar 5,4 Liter Verbrauch angezeigt, allerdings eher forsch gefahren und im Sport-Modus.

Die PRO gibt es auch in Schwarz, die Rally kommt sportlicher daher

Hat die KOVE 800X PRO das Zeug, um der Konkurrenz einzuheizen? Auf jeden Fall, denn abgesehen von ihren technischen Qualitäten kann sie auch beim Preis glänzen: 10.591 € (UVP inkl. Nebenkosten) kostet die PRO. Für die 800X Touring wird der gleiche Preis aufgerufen, sie unterscheidet sich in der Ausstattung. Für 11.543 € ist zudem die Variante 800X Rally erhältlich, die offroad-lastiger ausgestattet ist.

KOVE ist im Segment der im immer beliebter werdenden Mittelklasse-Adventure-Twins mit 700–800 ccm Hubraum sehr gut aufgestellt. Das Ansprechverhalten des Motors dürfte – wie auch bei verschiedenen Mitbewerbern – über ein anderes Mapping den hiesigen, eher touristischen als sportlichen Vorlieben der Käufer angepasst werden.

Was KOVE jetzt noch braucht, um zu einer ernstzunehmenden Option zu werden, die man auch hierzulande auf dem Zettel haben muss, ist ein gut ausgebautes und verlässliches Vertragshändler-Netz. Daran wird – wie bereits erwähnt – aktuell gearbeitet. Mehr Infos gibt es auf der Website des Importeurs: www.kovemoto-germany.de. Anfragen engagierter Händler sind erwünscht.

Technische Daten KOVE 800X PRO