aus bma 9/13
von Rolf Steil
Träume soll man verwirklichen… und so führte mich die „Route Napoleon“ in gut 2 Tagen von Norddeutschland nach Nizza, wo am 30. April 2013 um 14:15 Uhr die Fähre nach Bastia startete. Es lohnt sich, die Fähre früh über Internet zu buchen; Platz für ein Motorrad gibt es tagsüber immer, aber „nur“ 85 Euro zahlte ich so für Hin- und Rückfahrt. Zu meiner Basis-Ausrüstung gehörten: BMW R 1200 GS, Karte Korsika 1:135.000 von Reise KnowHow und der gerade in 3. Auflage erschienene sehr gute Motorradreiseführer von Christoph Berg. Er beschreibt 10 Touren, die man über www.highlights-verlag.de auch auf Navis laden kann. Zahlreiche Campingplätze sind da, so dass man überall gut unterkommt. Eine Übernachtung lag zwischen 8 und 16 Euro je nach Region und Lage des Platzes. Der Mai ist eine prima Reisezeit: noch nicht heiß, weniger Verkehr (gut für die unendlich vielen kleinen Straßen, wo das Motorradfahrerherz jubelt…) und statistisch nur 5 Regentage, von denen ich dann auch 3 erwischte…
Da die Fähre abends ankam, folgte ich dem Rat des Reiseführers und stieg bei Restlicht auf dem südlich Bastia auf einer Landzunge gelegenen Campingplatz „San Damiano“ in mein Zelt. Vorteil des Platzes: man kann im Meer baden und das Zelt unter Pinien oder direkt in der Nähe des Strandes aufschlagen. Die folgenden zwei Wochen standen überwiegend unter dem Motto: fahren ist schöner als gehen.
Die erste Tour führte nach Norden über das Cap Corse. 135 km werden dafür angegeben; das klingt nach guten 2 – 3 Stunden Fahrzeit. Aber auf Korsika ist alles anders; Kurve an Kurve auf großen und kleinen Straßen, manchmal auch mit Sand und Steinen garniert. Tiere aller Art: Kühe, Schafe, Ziegen, halbwilde Schweine in allen Farben bevölkern die Landschaft, auch die Straßen…und hinterlassen ihre Spuren. Fazit: Bremsbereitschaft und relativ niedriges Tempo sind ratsam. Das ist kein Problem, denn die Insel ist nur ca. 200 km lang und 90 km breit. Sie hat aber 1000 km Küstenlinie und reichlich Gebirge. Der höchste Berg ist der Monte Cinto mit stolzen 2700 Metern Höhe; er war im Mai noch schneebedeckt.
Die folgende Route südlich von Bastia ging durch die Castaniccia, eine ruhige Landschaft mit viel Wald, Tieren (siehe oben!) und dem ersten Hinweis auf die Geschichte des langen Freiheitskampfes der Korsen: Eine halbverfallene Brücke in dem Ort Ponte Nuovo erinnert an die 1769 verlorene Schlacht gegen die Franzosen. Der korsische General und Revolutionär Pascal Paoli (1725-1807) gab Korsika bereits 1755 eine eigene Verfassung und verdrängte die damals herrschenden Genueser, die prompt die Franzosen um Hilfe ersuchten. Ergebnis: La Corse gehört seither zu Frankreich. Als Tourist merkt man dies neben der Sprache überall an der guten Küche: französisch und italienisch nebeneinander. Dazu regionale korsische Spezialitäten: Schinken, Wurst, Käse und Wein, rot oder weiß…
Der dritte Tag führte mich über kleine Straßen und im Kurvenrausch an die westliche Küste mit dem Ziel Calvi. Vom Campingplatz führt ein echter „Holzweg“ aus Bohlen am Strand entlang in einem halbstündigen Fußweg ins Zentrum der Stadt. Die genuesische Festung und die Altstadt sind sehenswert – auch soll Columbus dort geboren sein.
Von Calvi am nächsten Morgen wieder zurück ins Landesinnere bis Corte, der früheren Hauptstadt. Höhepunkte des Tages sind Abstecher in zwei Täler: das 33 km lange Asco-Tal führt auf guter Straße bis auf 1420 Meter Höhe. Der Lohn – neben der tollen Strecke – gigantische Ausblicke in das Hochgebirge des Monte Cinto von einem Hotel mit Terrasse, wo der Kaffee doppelt schmeckt.
Das zweite Tal zweigt in Corte ab, wo das Zelt auf dem schönen Naturcampingplatz „U Sognu“ direkt am Taleingang stehen bleibt. Das Restonica-Tal führt durch hohe Felsschluchten über eine kleine Straße bis auf ca. 1200 Meter Höhe. Dort kann man von einem Parkplatz in einer Stunde bis zum Melo-See wandern, am besten aber nicht mit Motorradstiefeln.
Bei anfangs gutem Wetter bin ich gestartet, aus dem Wetter wurde ein Gewitter mit Sturzregen und Blitzen. Die Einkehr in eine Hütte, die „Bergerie Grottelle“ mit Schinken-, Wurst- und Käseplatte hat mich dann gerettet.
Der Folgetag diente dem Trocknen der Kleidung und der Erholung. In Corte lohnt ein Stadtbummel und der Besuch des Museums in der Zitadelle.
Dann lockt wieder die Piste: nach Südwesten geht die Route durch das Valdu Niellu bis zum Golf von Porto. Gleich weiter in die Calanche: eine Felslandschaft aus rotem Granit mit bizarren Figuren, die Wind und Wasser geschaffen haben.
Ajaccio ist dann als Hauptstadt und Geburtsort von Napoleon Bonaparte ein „Pflicht-Stop“. Weiter nach Propriano und dazwischen ein Besuch in Filitosa mit prähistorischen Ausgrabungen, darunter sechs Menhire.
Ein Höhepunkt für mich war dann ganz im Süden die Stadt Bonifacio. Direkt am Ortseingang ein Campingplatz, günstig gelegen, aber sehr voll und direkt an der Straße. Dafür eine betörend schöne Lage der Stadt an einer Meeresbucht und eine Altstadt auf einem hohen Felsen. Sardinien (12 km Luftlinie) sieht man im Dunst gegenüber, die Aragon-Treppe führt über 187 steile Stufen herunter bis ans Meer. Viele weitere lohnende Ziele, wie Festung, Hafen oder kleine Bootsausflüge entlang der Küste laden zum Verweilen.
Mich führte der Weg wieder nach Norden, zunächst bis Zonza, 800 Meter hoch gelegen. Am Col de Bavella (1218 Meter) öffnet sich der Blick auf eine Felslandschaft, die an die Dolomiten erinnert. Neben harten Kletterrouten gibt es markierte Wege für kleine Wanderungen. Der Motorradfahrer nimmt natürlich den Pass nach Solenzara mit Kurven ohne Ende bis runter ans Meer und kühlt sich badend ab…
Von Zonza (zwei Campingplätze) noch einmal Kurvenrausch auf der neu asphaltierten D 69 und 3 Pässe bis nach Corte… ein Traum!!!
Von Corte nach Bastia war bekanntes Gelände, dort noch eine Übernachtung auf San Damiano – natürlich mit einem Abschiedsplantscher im Meer. Probieren muss man auf jeden Fall auch noch das korsische Bier der Marke Pietra: gebraut aus Malz und Kastanie! Meine Fähre fuhr am 14.5. um 12 Uhr ab und kam 18:30 Uhr in Savona an. Um voran zu kommen, nutzte ich die Autostrada, die mich für eine Gebühr von ca. 25 Euro noch am Abend bis ins Aostatal führte (Campingplatz Europa). Am nächsten Tag durch den St. Bernhardtunnel – der Pass war geschlossen – durch die Schweiz und noch einen Tag durch Deutschland bis in den Norden. Knapp 5000 km und ein Traum wurde wahr!
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Kommentare
2 Kommentare zu “Korsika, meine Trauminsel…”
Das kann ich nur bestätigen …… Korsika ist ein Traum und vor allem kein Massentourismus mich zieht diese Insel auch magisch an, wenn man hier den Alltag nicht vergessen kann ???…… wo sonst
Noch Einer……
Ich war schon 6 mal mit dem Motorrad in Korsika. Dieses Jahr (2014)ist Nummer 7 dran. Und ich freu mich wie ein kleines Kind drauf. Korsika ist ein Traum. Und ich komme nicht mehr davon los…. warum auch?