aus Kradblatt 1/16 von penta-media.de, Tine, Thorsten und Jogi
Ausprobiert: Kettenöler Cobrra NEMO 2
Ketten zu pflegen ist eine zeitaufwendige und meistens schmutzige Angelegenheit. Einfacher geht es mit automatisch schmierenden Systemen. Während viele Kettenöler einen elektrischen Anschluss benötigen oder gar an das Unterdrucksystem des Motors angeschlossen werden müssen, arbeitet der neue NEMO 2 selbstständig und ohne Verletzung der Garantiebestimmungen bei Neufahrzeugen.
Wir haben den NEMO 2 an einer Yamaha XJ 600 Diversion montiert und über 1.000 Kilometer im Fahrbetrieb ausprobiert. Vorher haben wir die Kette gründlich gereinigt und von altem Kettenfett und Schmutz befreit. Bei der Montage wird zuerst der Ölbehälter befestigt. Das kann an jeder beliebigen Stelle gemacht werden. Entscheidend dabei ist nur, dass er waagerecht ausgerichtet sitzt. Bevorzugt wird der Behälter am Lenker positioniert. Die Montage an bereits vorhandenen Lenker-Armaturen, so wie es in der mitgelieferten Anleitung beschrieben wird, ist dabei eher nicht zu empfehlen, da die erforderliche horizontale Ausrichtung des Behälters nur schwer zu realisieren ist.
Wir haben es trotzdem ausprobiert, benötigten dazu jedoch eine längere Schraube und mehrere Muttern, die gegeneinander gekontert werden mussten, um eine Kollision mit anderen Bauteilen zu vermeiden und um eine sinnvolle Positionierung zu finden. So einfach wie es die bebilderte Montageanleitung zeigt, funktionierte es leider nicht.
Eine zum Durchmesser des Lenkerrohres passende Montageschelle ist als separat zu bestellendes Zubehör erhältlich. Mit ihr ist eine schnelle Montage und Ausrichtung des Ölbehälters völlig unproblematisch und elegant möglich. Wir empfehlen sie bei Rohrlenkern gleich mitzubestellen, alles andere ist Krampf.
Danach wird der Ölschlauch befestigt. Die Verlegung des Schlauches beginnt hinten am Kettenrad. Der Schlauch wird durch ein Führungsteil gesteckt und mit Doppelklebeband an der Schwinge positioniert. Das Führungsteil wird mit den mitgelieferten Kabelbindern gesichert. Danach wird der Schlauch bis zum Ölbehälter nach vorne verlegt und ebenfalls mit Kabelbindern befestigt. Ein besonderer Weg ist nicht vorgeschrieben.
Wir haben den Ölschlauch am Rahmen entlang geführt, so dass er nicht mit heißen Motor- und Auspuffteilen in Kontakt kommen kann. Danach haben wir den Schlauch unter Berücksichtigung des Lenkeinschlages gekürzt und an den Ölbehälter angesteckt.
Zum Schluss muss nur noch das Führungsteil ausgerichtet werden, damit das Öl zielsicher auf die Kette trifft.
Die dazu in der Anleitung gedruckten Informationen sind leider nicht ganz eindeutig und ließen zwei Interpretationen zur Ausrichtung zu. Das löste bei uns zunächst Verwirrung und Diskussionen aus. Auch das YouTube-Video über die Montage brachte uns nicht die erhoffte Erkenntnis. Letztendlich zeigte sich jedoch, dass beide Varianten funktionieren und auch im Sinne des Herstellers sind, wie uns auf Nachfrage bestätigt wurde.
Die erste Variante ist es, den Schlauch möglichst dicht vor dem Kettenrad mittig und mit einigen Millimetern Abstand zur Kette auszurichten, so dass die Öltropfen auf die Rollen der Kette fallen. So verteilt sich das Öl schön gleichmäßig. Da die Kette jedoch immer leicht schlägt und je nach Spannung und Belastung ihre Position ändert, ist die Justierung eine sehr fummelige Arbeit. Der vertikale Ausschlag der Kette ist direkt vor dem Kettenrad am geringsten, deshalb sollte man zwischen Schlauch und Kettenrad so wenig Luft lassen wie möglich ist. Ein zu langer Schlauch wird von der Kette gefressen, ein zu kurzer befördert das Öl nicht an die richtige Stelle.
Sicherer und einfacher ist die zweite Variante, so wie sie auch für andere Öler vorgeschrieben wird. Dabei wird der Schlauch mit einem möglichst geringen Abstand direkt gegen den untersten Rand des Kettenrades geführt, genau da wo die Zähne enden. Das Öl gelangt zwar nicht mehr mittig auf die Kette, verteilt sich im Betrieb jedoch genauso gut wie bei der ersten Variante. Der Vorteil der zweiten Variante liegt darin, dass der Schlauch nicht von der Kette gefressen werden kann.
Das Funktionsprinzip des NEMO 2 ist so einfach wie wirkungsvoll. Durch das Drehen des Behälters verringert sich sein Innenraum und eine exakt definierte Menge Öl wird durch den Schlauch auf die Kette gepresst.
Vor dem Befüllen wird der Behälter in die Stellung seines maximalen Volumens geschraubt. Dann wird das mitgelieferte Getriebeöl mit 90er Viskosität eingefüllt und der Deckel verschlossen. Nach der ersten Befüllung muss so lange gedreht werden, bis am Ende des Schlauches das erste Öl austritt. Danach wird nach Bedarf geölt. Der Inhalt des Ölbehälters reicht für ca. 5000 km. Nach einer 90 Grad Drehung ölt das System für ca. 1 ½ Minuten. Am besten macht man das bevor man losfährt. So verteilt sich das Öl gleichmäßig auf der Kette. Rollen und O-Ringe sind danach schmatzig geschmiert. Das reicht dann locker für 150 bis 350 km, abhängig von Faktoren wie Regen, Staub und der Laufgeschwindigkeit der Kette.
Die Flanken der Kette bekommen, wie bei anderen Ölern auch, nur sehr wenig bis gar kein Öl ab. Um sie vor Korrosion zu schützen sollte man die Flanken ab und zu manuell mit einem öligen Lappen pflegen. Selbst aufwendiger konstruierte Öler mit zwei Schläuchen benetzen die Flanken der Kette nicht besser. Öl, Sand und Staub werden während des Fahrbetriebes von der Kette geschleudert ohne das Motorrad zu verschmutzen. Eine saubere Sache.
Die Geräuschentwicklung des Kettenantriebes erschien uns weder lauter noch leiser als mit herkömmlichen Kettenfett. Auch der Verschleiß von Kette und Kettenrad zeigte keine Auffälligkeiten, was nach 1.000 Kilometern aber auch nicht zu erwarten war.
Kleine Ölflecken auf dem Boden deuten jedoch darauf hin, dass der NEMO 2 anscheinend auch ohne Aufforderung ab und zu einige Tropfen Öl verliert, denn vorher war der Abstellplatz unserer Yamaha immer sauber. Wir kennen das aber auch von wesentlich teureren Ölern. Der Schlauch des Systems ist stets mit Öl gefüllt und dieses wird nur durch seine Kapillarität am Auslaufen gehindert. Da sich am Ende des Schlauches kein Ventil befindet, kann ab und zu einmal ein unbeabsichtigter Tropfen entweichen. Am besten legt man einfach ein altes Handtuch oder ein ausgelesenes Kradblatt unter das Kettenrad und alles ist gut.
Der NEMO 2 kann bis zum Juni 2016 zum Einführungspreis von 119 Euro und danach für 139 Euro bei Krüger Moto-Parts, In der Schwarzerde 5–7 in 65549 Limburg a. d. Lahn bestellt werden. Infos gibt es unter www.krueger-motoparts.com und wer nicht selbst schrauben möchte, lässt es von seinem Motorradhändler anbauen.
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Kommentare
7 Kommentare zu “Kettenöler Cobrra NEMO 2”
Gibts mittlerweile für unter 30 tackn aus China
Sehr zu empfehlen
@redaktion
Wie man auf das schmale Brett kommt, so was nur mit Klebeband zu befestigen?!
Das gehört geschraubt!!
Amateurhaft
Viel zu teuer. Ein kleines Ölfläschen für 2 Euro tut es auch. Dieses wird mit Haftöl befüllt und je nach bedarf mit einem Tropfen auf jede Rolle verteilt. Bei Trockenem Wetter hält das mindestens 500 Km !!!
Ich finde den Preis auch etwas hoch. Vor allem bei uns in der Schweiz. Der Aufpreis zum €uroraum ist heftig, zumal das Montageteil für die Lenkermontage noch extra dazu kommt.
Oder anders gesagt: Für den Preis von „2 x gut Nachtessen mehr“ bekomme ich den neuen CLS. Weshalb ich mich der Aussage von Otto-Wolfgang Martin anschliesse.
…wenn ich einen günstigen Anbieter finde (deutlich unter 100,–) werde ich mir den Nemo 2 zulegen. Bin über jeden Tipp dankbar.
@Mopedmattin
Stimmt so nicht, Unterdrucksysteme ja, nur bei Einspritzer nein, die kosten im Normalfall so um die 250-300€ je nach Option Stellrad oder Display, und damit drei mal so viel,….. 😆
Es gibt allerdings auch andere Systeme die mit der Schwerkraft arbeiten, sogar etwas günstiger sind, jedoch nicht über diesen recht ansehnlich verarbeiteten, nehme mal an cnc gefrästen Behälter verfügen,….
Wenn man wie ich ca.25.000 km im Jahr unterwegs ist, freut man sich über jede Erleichterung, weil da is es mit zwei mal im Jahr “drübergehen“ leider nicht getan,…
Elektrische oder auch per Unterdruck funktionierende Konkurrenten unterscheiden sich, was den Komfort angeht, offenbar sehr. Trotzdem liegt dieses System hier preislich nicht deutlich unter den anderen und ist damit aus meiner Sicht zu teuer. Ein kleiner Ölbehälter, etwas Schlauch, für 50 Euro weniger wäre es eine Überlegung wert, doch so putze und schmiere ich lieber ein- bis zweimal selbst im Jahr.
Finden ich gut!