aus Kradblatt 10/20 von Marcus Lacroix

Heavy Metal sicher aufbocken

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Montageständer haben sicher viele unserer Leser im Einsatz. Nicht nur zum Aufbocken – sofern man keinen Hauptständer hat – um die Räder für den Reifenwechsel auszubauen, auch für die Wintereinlagerung sind sie unverzichtbar.

Seit etlichen Jahren hatte ich dafür einen recht günstigen Satz aus Fernost im Gebrauch, der im Großen und Ganzen auch genau das tat, was ich von ihm erwartete – bis zu dem Tag, als das neue Motorrad mal eine Gewichtsklasse höher ausfiel. Der Heckständer machte zwar sichtbar die Grätsche, hielt das Gewicht aber noch, ein sicheres Heben der Front war allerdings nicht mehr möglich. Das kann ich den Ständern nicht anlasten, denn dafür waren sie nicht gedacht – trotzdem musste eine Lösung her.

Bei der Suche nach stabilen Hebern stieß ich auf die Firma Kern-Stabi Motorradtechnik aus dem badischen Malterdingen. Vermutlich denken jetzt einige Lesern das Gleiche wie ich: „Was, die gibt es immer noch?!“. Ja, Kern-Stabi gibt es immer noch! Als ich mit dem Motorradfahren begann, was es DIE Firma für Gabelstabilisatoren – ein Zubehörteil, das für die meisten von uns längst Geschichte ist. Aber auch Gabelstabilisatoren hat Kern-Stabi noch im Sortiment, z.B. für BigBikes wie XJR und ZRX. In erster Linie produziert das Familienunternehmen aber Montageständer, Rangier- und Hubsysteme für private und gewerbliche Anwender.

Front einfach und sicher heben - Kern Stabi Spindelheber
Front einfach und sicher heben

Im Sortiment von Kern-Stabi fand ich den „Spindelständer X4 2049 Universal Front-Set“ und den „Heck-Montageständer Hinterradheber Universal 2039“. Fahrzeuge bis 300 kg lassen sich damit sicher und leicht aufbocken.

Die Lieferung erfolgt gut verpackt in mehreren Kartons, immerhin wiegt schon der stabile Frontheber fast 18 kg. 

Die Montage des Fronthebers ist denkbar einfach: Zwei Teile zusammenstecken, Schraube durch, fertig. Zumindest fast, denn wenn man nicht aufpasst, vergisst man den selbstklebenden Moosgummi­streifen, der sich in der Montageanleitung versteckt. Der gehört an die Unterseite des Auslegers und ohne ihn besteht die Gefahr, dass man sich bei nachlässigem Ansetzen des Ständers den Frontkotflügel verschrammt („echte Männer“ lesen bekanntlich keine Montageanleitungen …). 

Die Erstmontage des Heckständers ist aufwendiger, da er aus mehr Teilen besteht. Letztendlich ist es aber kein großes Ding. Sehr interessant ist beim Heckständer die universelle Erweiterbarkeit mit diversen Zubehörteilen. Kern-Stabi schickte uns zum Ausprobieren die Klick-Racingadapter, einen Verlängerungshebel sowie eine Radausbauhilfe. Im Sortiment finden sich außerdem Adapter für Steckachsen, Adapter für die Verwendung des 2039 als Frontheber (anzusetzen unter den Standrohren oder dem Lenkrohr), Adapter für Kastenschwingen und für Quads sowie weitere Extras – ein großer Vorteil des Basis-Hebers gegenüber vielen anderen Produkten. Man spart sich die Anschaffung jeweils spezialisierter Ständer und ist immer flexibel. Neben der galvanischen Verzinkung gibt es den Ständer auch in rot oder schwarz.

In der Praxis spürt man den Grund für den höheren Preis der Kern-Stabi Produkte im Vergleich zu meinen alten Hebern deutlich. Die Ständer sind ex­trem stabil, das sichere Aufbocken meiner 280 kg Maschine ist auch für mich 70 kg Männchen kein Problem. Da man das auf Bildern schlecht darstellen kann, findet ihr auf unserer Website bei diesem Artikel einen kleinen Videoclip.

Der Frontheber wird am Lenkrohr angesetzt und das Motorrad über einen 13er Schlüssel bzw. eine Knarre mit einem Spindelmechanismus ohne großen Kraftaufwand angehoben. Ein längerer Konus zum Einsatz bei Motorrädern mit tiefliegender Verkleidung liegt bei, für Ducati und MV Modelle ohne Steuerkopfbohrung sind Adapter lieferbar. Großes Plus des X4: Im Gegensatz zu einem Wipp-Heber ist der benötigte Platz sehr gering – gerade beim Winterlager in engen Garagen und auf der Hebebühne ein Vorteil. Außerdem lassen sich nicht nur das Rad sondern auch die Standrohre ausbauen. Vor dem Hochspindeln der Front sollte man aber tunlichst für sicheren Stand am Heck sorgen – ansonsten geht die ganze Fuhre über Kopf!

Mehr Sicherheit - Kern-Stabi Klick-System
Mehr Sicherheit: Kern-Stabi Klick-System

Den Heckständer verwende ich mit dem genialen Kern-Stabi Klick-System, das sicher in die Bobbins an der Schwinge einhakt. Wer ohne eine helfende Hand Motorräder alleine aufbockt, wird das Verfahren zu schätzen wissen. Ein Abrutschen beim Heben und Senken wird so verhindert. Der Verlängerungshebel 2039VL ist für mich dabei quasi ein Muss. Je höher man die Maschine anhebt – einstellbar von 26 bis 43 cm – desto höher der Kraftaufwand. Ohne den langen Hebelarm sehe ich bei einer schweren Maschine alt aus. Er lässt sich danach mit einem Klick ganz einfach abnehmen, damit man bei der Arbeit nicht darüber stolpert.

Die Radablage mit Werkzeugfach 2039MT-3 erweitert den Grundständer 2039 und vereinfacht den Radausbau. Bei der Fummelei mit Distanzbuchsen, Kette und dem schweren Rad wünscht man sich oft eine dritte Hand. Über die Radablage wird das Rad stabilisiert, die Kästen rechts und links nehmen die Radachse, Mutter und Distanzhülsen auf. Das Ganze ist natürlich in der Höhe individuell justierbar.

Wir ihr seht bzw. lest, bin ich von den Kern-Stabi Montageständern sehr begeistert. Das Ganze hat aber – wie jedes gute Werkzeug – seinen Preis: Der Frontständer kostet 198 €, der Basis-Heckständer inkl. dem Klicksystem 113,90 €. Bobbins für die Schwinge gibt es in M6, M8 und M10 Ausführung. Die Hebel-Verlängerung kostet 19,50 € und die optionale Radausbauhilfe 119 €. Dem höheren Anschaffungspreis steht die Flexibilität und die hohe Belastbarkeit gegenüber – und nicht zuletzt das gute Gefühl, Werkzeug „Made in Germany“ gekauft zu haben.

Das komplette Kern-Stabi Sortiment inkl. einer Vertriebspartner-Übersicht findet man Online unter www.kern-stabi.de. Infos gibt es außerdem unter Telefon 07644-6413.