aus bma 07/07

von Peter Dahms

Tourer-Umbau Kawasaki ZX-9RNach verschiedenen kleinen und größeren Moppeds sollte es 2002 endlich etwas Richtiges sein. Die damals komfortabelste Maschine, die schneller als 250 km/h ging und unter 200 kg auf die Waage brachte, war die Kawasaki ZX-9R. Ich wollte beim Passieren von abgeriegelten PKW noch einen Gang höher schalten können.
Schon nach kurzer Zeit war mir klar, dass die Stummellenker gegen einen normalen Rohrlenker ausgetauscht werden müssen, da meine Handgelenke bei Stadt- und Landstraßenfahrten zu schnell schmerzten.
Auf einer speziellen Kawasaki-Internetseite „www.ZX9R.de” fand ich die Fotos eines erfolgreichen Umbaus von Horst. Bei diesem Umbau wurde die Verkleidung nicht einfach abgeschnitten, sondern aufgetrennt und so angepasst, dass der Lenker frei unter das erhöhte Teil schwenken kann. Dazu wurde das gesamte Verkleidungsoberteil kurz unter der Scheibe abgetrennt und mit spitz zulaufenden Keilen ca. 4 cm höher gekippt. Spachteln, Schleifen und Lackieren macht alles wieder hübsch. Eine aufwendige Sache ist noch die Herstellung einer Halterung für die Spiegel. Das alte „Hirschgeweih” passt natürlich nicht mehr und ohne Verstärkung vibrieren die Spiegel und die Verkleidung zu sehr. Ich habe erstmal provisorisch einige Rohre gebogen, geschweißt und gebohrt um die nötige Stabilität zu erreichen. Dabei ist es auch geblieben, denn auch hier gilt wieder einmal: Nichts hält besser als ein Provisorium.

 

Der Lenker und die erforderliche obere Gabelbrücke sind von LSL. Mit einer Kuppel(Racing-)scheibe von MRA hat man zusätzlichen Windschutz. Bis Tempo 200/220 sitze ich (178 cm) nur leicht gebückt ziemlich windfrei. Erst darüber ducke ich mich hinter die Scheibe. Die Verkleidung sieht nun etwas gewöhnungsbedürftig aus. Der Spitzname ist „Beluga“, wegen des Buckels in der Seitenansicht. Der Erfolg dieses Umbaus gibt mir aber nach drei Jahren und insgesamt 23000 km Recht. Für einen eventuellen Rückbau benötigt man ein neues Verkleidungsoberteil. Die originalen Stummellenker kann man natürlich jederzeit wieder anbauen. Mit dieser Verkleidung hätte man dann extremen Windschutz. Meine Befürchtung auf Instabilität bei Höchstgeschwindigkeit war unbegründet. Die Maschine läuft auch bei Tacho 300 noch ziemlich ruhig. So schnell kann man natürlich selten länger als ein paar Minuten fahren. Zu viele „Träumer” versperren die linke Spur. Es ist mit dem 760 mm breiten Lenker etwas unbequemer zu rasen, aber durchaus angenehmer, als immer in der gebückten Stellung zu fahren.
Zusätzlich habe ich die Fußrasten etwas abgesenkt, um einen größeren Kniewinkel zu erhalten. Dafür gibt es passende Adapter, MCF738 L und -R, bei UGT, die normalerweise zum Zurück- und Höherlegen der Rasten eingesetzt werden. Vertauscht man Links und Rechts, sitzen die Rasten ca. 2 cm tiefer und 1,5 cm weiter hinten. Leider muss an der rechten Adapterplatte etwas abgesägt werden, damit sie passt. Der Bremsflüssigkeitsbehälter wird mit einer kleinen Blechlasche versetzt. Alles andere passt ohne viel Aufwand. Die Schräglagenfreiheit wird etwas geringer. Das ist mir aber bisher nur einmal auf einer Rennstrecke aufgefallen, als der „Angstnippel” in einer Rechtskurve aufsetzte. Im normalen Straßenbetrieb ist dies unwichtig. Ein weiterer Vorteil des hohen Lenkers ist bei Verwendung eines Tankrucksackes zu bemerken. Der hat jetzt viel mehr Spielraum. Das Handling der Maschine im Stadtverkehr und beim Rangieren ist natürlich deutlich leichter. Ich habe mir auch noch zwei Sitzkissen besorgt und diese aufgepolstert. Leider ist mein Frauchen damit nicht zufrieden und mir gefällt das Ergebnis auch noch nicht zu 100 %. Ich überlege nun einen richtigen, älteren Tourer zu kaufen, der dann auch nicht so schnell sein muss, da mein Schatz damit auch selbst fahren soll. Ist wahrscheinlich billiger, als Beluga zu verkaufen und einen aktuellen schnelleren Tourer zu kaufen, die dann meist auch zu viel Hüftspeck auf dem Rahmen tragen.Tourer-Umbau Kawasaki ZX-9R Der original Kawasaki Miniträger in Zusammenhang mit den serienmäßigen Befestigungslaschen unter dem Soziushöcker erlaubt bei Alleinfahrten die sichere Befestigung einer längs liegenden Gepäckrolle, die dann gleichzeitig als kleine Rückenstütze dient. Ich habe natürlich noch die obligatorische Hinterradabdeckung zum Schutz des Federbeines montiert. Zum Motorrad selbst ist nicht viel zu sagen. Ist eben eine 900er Kawasaki. Das Fahrwerk ist in Vorspannung, Druck- und Zugstufe voll einstellbar. Die vorderen Bremsen sind standfest und gut zu dosieren. Ich bremse meist mit den drei äußeren Fingern, dann habe ich mit dem Zeigefinger noch den Gasgriff im Griff. Hinten bremse ich eigentlich nie. Der Motor hat 142 PS plus Ram-Air-System. Das reicht in Gang eins und zwei zum schnellen Überschlag, im dritten und vierten wird das Vorderrad auch noch leicht. Erst im fünften und sechsten kann man die Leistung richtig genießen. Auf der Autobahn ist meist der letzte Gang drin. Wenn man dann beschleunigt gibt es bei ca. 200 km/h einen spürbaren Extraschub. Kann das Ram-Air sein, ist aber wohl eher die Motorcharakteristik. Ich wünsche mir zwischenzeitlich noch etwas mehr Drehmoment, das aber wohl nur mit mehr Hubraum einhergeht.

Umbauinteressierte können sich gern bei mir per E-Mail (Peter. Dahms@ sauersohn.de) melden und Tipps holen. Viele Grüße und immer eine handbreit Asphalt unter den Rädern wünscht Euch Peter Dahms.