aus bma 10/05

von Sebastian Hanl

Kawasaki ZRX 1100Meine grüne ZRX 1100 habe ich mir Anfang Juli 2000 geholt. Ich war angetan von der bulligen Optik und natürlich dem durchzugsstarken Motor. Nach dem Einfahren, was sicherlich die anstrengendsten Kilometer mit der ZRX waren, durfte sie das erste Mal zeigen, was in ihr steckte. Die Höchstgeschwindigkeit belief sich laut Tacho auf 240 km/h. Dies war für mich mehr als ausreichend, da man bei dieser Geschwindigkeit wie eine Fahne im Wind hängt und die komplette linke Spur braucht. Die erste Umbaumaßnahme war der Austausch der Serienflöte gegen einen offenen Racetopf von Remus. Gut, das mag jetzt nicht politisch korrekt sein, aber Motorradfahren soll ja vor allem Spaß machen. Und für mich reichte das TÜV-verordnete Säuseln nicht. Der Klang, welcher mit dem neuen Auspuff an mein Ohr drückte, kann nur als „sehr ordentlich” beschrieben werden. Von tief brummend bei 2.000 U/min bis hell fauchend bei 10.000 U/min war alles drin. Besonders Tunneldurchfahrten machten sehr viel Spaß. Zu erwähnen ist hier der Karawankentunnel mit 8,8 Kilometern Länge.
Als nächstes wurde eine MRA- Tourenscheibe montiert, die den Winddruck bis 180 km/h erträglich machte. Leider verunstaltete die Tourenscheibe das Aussehen der ZRX etwas. Besser wäre hier die Spoilerscheibe von MRA mit kleiner Abrißkante, die der ZRX auf jeden Fall besser steht.
Die erste Inspektion bei 1.000 Kilometern kostete 198 DM. Die 6.000er belief sich auf 367 DM ohne den fälligen Reifen. Dieser wurde selbst montiert. Das war bisher recht günstig. Aber leider mußte die ZRX bei 12.000 Kilometern zum Einstellen der Ventile. Diese Inspektion kostete 1054 DM. Der erste Hinterreifen hielt 6.600 Kilometer. Bei 13.000 Kilometern wurde dann statt des BT 56 der BT 010 aufgezogen. Dabei wurden Vorder- und Hinterreifen ausgewechselt. Mit dem BT 56 habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Nur der Verschleiß war recht hoch. Gleichzeitig wurde bei dieser Maßnahme die Tachowelle erneuert, und außerdem ließ ich die Felgen polieren, um die Maschine optisch aufzuwerten.

 

Aufgrund einer geplanten Kroatientour ließ ich die 18.000er Inspektion schon bei 16.300 Kilometern machen. Der Preis belief sich auf 217 Euro, wobei auch ein Simmerring erneut wurde. Dies schien eine wohlbekannte Schwachstelle bei der ZRX zu sein.
Auf der 2002er Tour nach Kroatien, die auch über Österreich führte, war ich zufrieden mit dem Handling und der Schräglagenfreiheit der ZRX. Leider fingen die hinteren Federbeine bei verschärfter Gangart an zu pumpen und zeigten so dem Fahrer, daß er es etwas ruhiger angehen lassen sollte. Da ich mit Kombi und Helm jedoch die 100 kg-Schwelle über- schreite und die ZRX auf ein Fahrergewicht von 75 kg ausgelegt ist, kann man das auch darauf zurückführen.
Kawasaki ZRX 1100 In den Alpen angelangt, machte sich leider auch ein Leistungsverlust (anderer Luftdruck etc.) bemerkbar. Jedoch war dieser für die anderen Mitfahrer wesentlich schlimmer. Wenn eine Transalp 10 PS verliert, merkt man das mehr als wenn die ZRX nur noch 95 PS hat.
Die Sitzposition empfinde ich als sportlich, aber dennoch komfortabel. Dies ist auch auf den recht hoch montierten Lenker zurückzuführen. Nicht umsonst tauschen viele an ihren Sportmotorrädern die Stummel gegen höher gelegene Superbike-Lenker.
Auch längere Reisen mit Gepäck und einem Durchschnittstempo von 140 km/h sind mit der ZRX möglich. Befestigen läßt sich das Gepäck an den Griffen oder an Halteschellen, welche die 1200er ZRX besitzt, und die problemlos auf der 1100er zu montieren sind.
In Kroatien fielen zunächst die schlechten Straßen unangenehm auf. Bei Feuchtigkeit drehte bei 110 km/h im fünften Gang das Hinterrad durch. Soviel zum Thema Straßenbau.
Nach der Ankunft in Deutschland machte der Auspuff erste Klappergeräusche, die von Kilometer zu Kilometer schlimmer wurden. Anscheinend hatten sich die Prallbleche im Sammler losvibriert. Da der Auspuff auch optisch mehr und mehr einem Ofenrohr glich, machte ich Nägel mit Köpfen und legte mir eine Sebring 4-1 Anlage aus Edelstahl, kombiniert mit dem Twister Endtopf, zu. Bei den Auspuffanlagen reichte die Spanne von 600 bis über 900 Euro. Die Sebring-Anlage kostete 665 Euro und war sehr gut verarbeitet. Der Anbau dauerte eine gute Stunde. Der Twister-Endtopf hat eine ABE solange das Röhrchen (auch DB-Killer genannt) montiert ist. Da mir der Sound einen Tick zu leise war, nahm ich den DB-Killer raus. Der Sound jetzt war sogar noch besser als mit der Serienanlage und Racingtopf. Ganz nebenbei brachte der neue Auspuff auch eine spürbare Mehrleistung. Die Maschine lief jetzt laut Tacho 250 km/h und beschleunigte auch besser.
Bei 26.000 Kilometern ließ ich die 24.000er Inspektion machen. Dabei traten einige Mängel auf. Das Radlager hinten war verschlissen. Auch dies war kein Einzelfall, wie mir einige ZRXler berichteten. Der Gasgriff mußte wieder gängig gemacht werden, da er sich kaum noch zurückdrehte. Die Bremsscheiben waren verzogen und rubbelten ziemlich. Ersatz fand ich zum Glück im Internet (danke Michael!) für 100 Euro. Neue Scheiben sind nämlich sonst erst ab 400 Euro zu haben.
Kawasaki ZRX 1100Die Kilometer 27.000 bis 30.000 legte ich im Kroatienurlaub 2003 zurück. Durch Österreich bin ich komplett über Landstraßen gefahren und habe unzählige Kurvenstrecken genossen. Die 20 kg Gepäck waren dabei kaum zu spüren. Mit den neu aufgezogenen Michelin Pilot Road ließ sich die ZRX bis zu den Rasten abwinkeln und gab dabei ein sicheres Gefühl. In Kroatien angekommen, nutzte ich die Gelegenheit und besuchte die Rennstrecke in Rijeka. Nach kurzer Anmeldung durfte ich einige Runden drehen. Knie- und Rastenschleifend schlingerte die ZRX durch die Kurven. Es machte einen Heidenspaß. Etwas verärgert war ich nur am Ende der Zielgeraden. Die ZRX erreichte dort 220 km/h, was an sich ja recht flott ist. Leider hatten die reinrassigen Racer dort noch 30-40 km/h mehr drauf, und ich wurde regelrecht verblasen. Nach fünf Runden zeigten auch die Michelin-Reifen, daß sie am Ende waren. Ich verließ sichtlich glücklich die Rennstrecke.
An der Zapfsäule registrierte ich dann einen Verbrauch von hochgerechnet 13 Litern auf 100 km. Sonst pendelte sich der tägliche Verbrauch bei 6,5 bis 7,5 l pro 100 km ein. Als Standardreichweite schafft die ZRX so ca. 250 km. Dann ist auch eine Pause ratsam, da die Sitzbank durchgesessen ist und ziemlich zwickt.
Mittlerweile hat meine ZRX 32.000 Kilometer runter, und sie sieht optisch immer noch top aus. Mit ein paar Modifikationen läßt sie sich zum optimalen Landstraßenmoped herrichten. Für Tips und Fragen zur ZRX ist das entsprechende Forum unter www.zrx1100.net zur erreichen. Dort sind auch viele umgebaute ZRX zu bewundern.
Durch den Kauf einer RSV Mille mußte ich meine „Dicke” verkaufen. Die gefahrenen Kilometer haben sehr viel Spaß gemacht. Bis auf die „Kleinigkeiten” hat mich die ZRX dazu auch bei übelsten Wetter nicht im Stich gelassen und verdient daher das Prädikat zuverlässig. Nach dem Abenteuer „Italien/Aprilia” ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß ich mir wieder eine ZRX zulegen werde. Dann aber sicherlich die 12er…