aus bma 01/08

von Franziska Weigt

Kawasaki Z 750 (Mod. 2008)Bei noch leicht frisch-morgendlichen Temperaturen, die auf einen ideal temperierten Motorradtag schließen lassen, erwartet die geneigte Journaille Kawasakis aktuellster Wurf: Die neue, stark überarbeitete Z 750. Erster Eindruck: Sie fällt auf! Schon deshalb, weil sie Schluß macht mit dem Schwarz-Silbernen-Einerlei, und es sie endlich wieder, in dem von eingefleischten Fans schon schmerzlich vermißten und aus der Ferne eindeutig zuzuordnenden Kawasaki-Lime-Green gibt.
Die neue durch und durch aggressiv gestylte Front weckt gewollt Assoziationen zum Streetfighterimage. Das ist wohl auch die wahrscheinlichste Zielgruppe der neuen Z 750: Fahrer die einen Straßensprinter oder ein Stadthupferl für zwischendurch brauchen. Ein wendiges Zweirad für die eng gewundene Runde am Wochenende.
Bisher galt Kawasakis Z 750 als solides Allroundmotorrad für strapazierfähige Fahrer: Mit 110 PS abgesicherte Leistung, sparsamer Verbrauch, günstiger Anschaffungspreis. Auf echten Langstrecken allerdings nur für Hartgesottene tauglich: Durchzugsschwäche im unteren Drehzahlbereich, starke Vibrationen, ein bißchen knappe Zuladung und eine maulende Sozia würden den Fahrspaß verderben.
Gespickt mit diesen Vorurteilen und der Frage im Kopf, ob das muskulöse Design nun eher ”macho„ oder ”poppy„ ist, nehme ich endlich Platz. Schon beim ersten Aufsitzen ist klar, die Z 750 gehört in die Kategorie Aufsitzen-Losfahren-Glücklich-sein. Nicht zuletzt ist das bei kleineren Fahrern wohl auch der schmal bauenden Sitzbank und dem schlanken Tank-Knieschluß zu verdanken.

 

Kawasaki schickt die Z 750 mit 12 Kilo Mehrgewicht und vier PS weniger ins Rennen um Platz eins der Zulassungsstatistik. Dachten die, das merkt keiner? Im Gegenteil. Die Umverteilung der Zahlen sorgt für wesentliche Veränderungen im Fahrverhalten der neuen Z 750. Denn das Mehrgewicht ist nicht nur auf den Euro-3 genormten Kat im Auspuff zurückzuführen. In diesem seitlich angehängten Minikoffer siedelt nun auch ein modulares Abgasregelsystem, das zur Abstimmung der Abgasgegendruckwellen beiträgt. Dies sorgt, zusammen mit neuen Nockenprofilen und engeren Ein- und Auslaßkanälen, für ein verbessertes Ansprechverhalten im unteren bis mittleren Drehzahlbereich. Von Leistungslöchern im unteren Drehzahlbereich ist nichts zu spüren. Die Gasannahme ist allzeit weich und leicht dosierbar, die neuen ultra fein zerstäubenden Einspritzdüsen leisten einen guten Dienst.
Kawasaki Z 750 (Mod. 2008) Auch ein Blick auf die neue Drehmomentkurve bestätigt, daß die neuen Eckdaten nicht von Nachteil sein müssen. 78 Nm statt vorher 75 Nm drückt die Z 750 nun auf den Dunlop-Pneu. Gang rein, und der drehfreudige Motor vergnügt sich in allen Lebenslagen ab 3500 U/min mit guter Leistung.
Auch das Fahrwerk scheint allen Lebenslagen bzw. Straßenlagen gewachsen. Enge Holperstraßen bringen die Z 750 und Fahrer nicht in Verlegenheit. Der Stahlrohrrahmen ist zwar geblieben, aber durch den neuen Aluminiumguß-Motorhilfsrahmen konnten die vorderen Motoraufhängungen neu positioniert werden. Zuvor waren die Motorhalter an der Vorderseite des Zylinderkopfes angebracht, jetzt befinden sie sich hinter dem Zylinder, wo weniger mögliche Vibrationen durch bewegliche Teile entstehen können, und wo die Haltepunkte näher am Schwerpunkt des Motors angesiedelt sind. Als Resultat werden weniger Schwingungen an den Fahrer weitergeleitet. Der Lenker wurde zugunsten besserer Kontrollierbarkeit etwas näher zum Fahrer hin angebracht. Die Maschine fällt im Bereich unter der Sitzbank um 40 mm schmaler aus als zuvor. Das macht es dem Fahrer leichter, sicher mit beiden Füßen den Boden zu erreichen. Die schmalere Form des Kraftstofftanks tut ihr Übriges zur verbesserten Sitzergonomie.
Die neue 41-mm-Upside-down-Gabel, welche die konventionelle Telegabel des Vorgängermodells ersetzt, ist zudem 14-fach einstellbar und das Lenkkopfrohr um 10 mm nach vorn verlegt, was das Gewicht auf dem Vorderrad reduziert und den Radstand leicht verlängert.
Das überarbeitete Bremssystem verfügt über drei Scheibenbremsen im Petal-Design, genau wie bei Kawasakis Ninja-Supersportlern. Die hintere Scheibe wurde auf 250 mm vergrößert. Das löchrige Design trägt zur Reduzierung der ungefederten Massen und zur besseren Wärmeab-leitung bei. In Deutschland wird die Z 750 nur mit ABS ausgeliefert.
Auch sonst ist die Z 750 ein idealer Straßenräuber für zwischendurch und absolut alltagstauglich. Das gut ablesbare Cockpit ist neben dem analogen Drehzahlmesser mit zahlreichen Digitalfunktionen ausgestattet. Die weit ausladenden Spiegel fallen beim Fahren besonders positiv aus. Im Zubehör sind diese auch mit integrierten Blinkern erhältlich. Die eher aufrechte Sitzposition ist bequem, auf Langstrecken kann die straffe Sitzbank weichgepolsterte Fahrer allerdings schnell ermüden lassen.
Kawasaki Z 750 (Mod. 2008) Alles in allem verfügt der flüssigkeitsgekühlte 16-Ventil-Reihenvierzylinder mit 748 ccm Hubraum über genau die Beschleunigungsreserven und Kraft beim Überholen die man im dichten Stadt- und manchmal auch Landstraßenverkehr braucht. Ob man seine ”macho„ oder ”poppy„ Z 750 nun nur als Quickie nutzt oder doch über die Autobahn treibt, liegt ganz im Ermessen des Betrachters.

Technische Daten:
Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Reihenvierzylinder DOHC, 16 Ventile Hubraum: 748 ccm Bohrung x Hub: 68,4 x 50,9 mm Verdichtungsverhältnis: 11,3:1 Max. Leistung: 77,7 kW bei 10500 U/min, max. Drehmoment: 78 Nm bei 8300 U/min Benzineinspritzung: ø 32 mm x 4 (Keihin) mit ovalen Sekundärdrosselklappen
Fahrwerk: vorn 41-mm-Upside-down-Teleskopgabel, Zugstufendämpfung einstellbar; hinten Stahlschwinge mit Bottom-Link, Uni-Trak und gasdruckunterstütztem Zentralfederbein einstellbar, Diamond-Brücken-Stahlrohrrahmen (mit Motorhilfsrahmen aus Aluguß). Reifen: vorn 120/70ZR17M/C (58W), hinten 180/55ZR17M/C (73W).
Bremse: vorne semischwimmend gelagerte 300-mm-Doppelscheibenbremse im Petal-Design, Doppelkolben-Schwimmsattelzangen, hinten 250-mm-Scheibenbremse im Petal-Design, Einkolben-Schwimmsattelzange
Maße & Gewichte: Radstand 1440 mm, Sitzhöhe 815 mm, Tankinhalt 18,5l, Trockengewicht 207 kg
Preis: 7.895 Euro