Kawasaki Z750 Bj1982 Laternenparkplatz 2013Auch mit älteren Motorrädern kann man richtig viel Spaß haben. Und zum Weitergeben in der Familie sind sie bestens geeignet, so wie Rainers Kawasaki Z 750 Bj. 1982 …

aus Kradblatt 4/16
von Rainer Miehe

Kawasaki Z 750 Bj. 1982 – Erbstück

Die Z bleibt bei mir …
Erziehungsmaßnahmen der besonderen Art

Kawasaki Z750 Bj1982 Saechsische Schweiz 2012Da die Ersatzteilversorgung für meine Kawasaki Z 750 Bj. 1982 langsam aber sicher schlechter wird, habe ich mir im Winter 2009/2010 über Ebay für knapp über 200 Euro einen Ersatzteilträger aus dem Jahr 1982 gekauft.
Nun gut, das Teil war auseinandergepflückt, die Elektrik war verrottet, der Rost war auch nicht zu übersehen, den Tank zierten unrettbare Beulen und ganz komplett war sie auch nicht. Es fehlten u. a. die Sitzbank, die Instrumente und einiges andere. Ob der Motor in Ordnung ist, war auch nicht klar. Eine echte „Wundertüte“. Allerdings waren „neue“ Reifen vorne und hinten drauf (die jedoch schon 6 Jahre alt, laut Kennzeichnung auf dem Reifen) und auch ein neuer Kettensatz verbaut. Der Zustand insgesamt war eine glatte 5!

Aber was soll es, für das Geld kann ich kein Neufahrzeug erwarten. Gemeinsam mit einem Freund hatte ich die Kawa dann zwischen Weihnachten und Neujahr vor fünf Jahren in der Nähe von Soltau abgeholt und gleich mangels Platz bei meiner Schwiegermutter im Schuppen eingelagert. Dort sollte sie in Ruhe stehen und ihren Zweck als Ersatzteilspender erfüllen, wenn bei meiner mal etwas kaputt gehen sollte. Aber es kam alles anders!
Unser Sohn, Christian, heute 26 Jahre alt und Student, hatte mit 18 Jahren den Motorradführerschein gemacht und anschließend auf der Kawasaki ER5 meiner Frau seine ersten Fahrerlebnisse gesammelt. Es waren auch mal kleine Bruchlandungen dabei, aber er hat Talent und ist wirklich in Kurven sehr fix und sicher unterwegs. Allerdings passte die Kombination ER5 und Christian nicht besonders gut. Mit seinen 1,83 m saß er auf dem Teil immer wie der „Affe auf dem Schleifstein“, zumal meine Frau eine etwas abgepolsterte Sitzbank fährt!
Eines Abends im Vorfrühling 2011 war er bei uns und erklärte beim Abendessen: „Ich werde mir ein Motorrad kaufen! So etwas in der Art wie mein Kumpel hat (YZF-R 1000)!“ Bei diesen Worten wurde mir „Angst und Bange“, wenn ich an die Geschwindigkeitspotenzierung und die damit einhergehende Gefährdungserhöhung mit einem Wetzhobel dachte.

Kawasaki Z750 Bj1982 StartversuchEin Sportgerät mit 145 PS war in Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen mit Sicherheit nicht das, was meine Frau und ich gerne gesehen hätten. Aber da so eine Äußerung mit Sicherheit eine Verschlechterung der Vater/Sohn Beziehung an dem Abend zur Folge gehabt hätte, durfte ich ja nicht so argumentieren. Meine Antwort auf diese Ankündigung musste in eine andere Richtung gehen.

„Wie willst du das denn bezahlen und vor allem unterhalten? So ein Satz Reifen kostet ca. 280 Euro, ein Kettensatz ca. 180 Euro. Hast du denn plötzlich so viel Geld? Du hast keine Garage und sie wird dir auch vergammeln und eventuell auch gestohlen werden.“ Dann kam mir eine Idee: „Wir können ja mal probieren, ob wir meinen Ersatzteilspender zum Laufen bekommen! Die könntest du kostenlos von mir haben, wenn sie denn laufen sollte.“

Die Idee kam zwar nicht sonderlich gut an, aber ich hatte ihn zum Nachdenken bekommen. Er wusste ja selber, dass seine Finanzen nicht gerade üppig waren. Er war dann absolut nicht Feuer und Flamme, aber wir verständigten uns darauf, das Motorrad von der Oma mit dem Hänger zu holen.

Zwei Wochen später ging es dann los. Der Motor dreht an der Kurbelwelle mit einem Ringschlüssel durch. Aha, also nicht fest. In den Vergasern war vorher der Sprit abgelassen worden. Nicht schlecht, ich brauchte die Vergaser erst einmal zum Testen nicht auseinander zu nehmen. Da die Elektrik grausam zugerichtet war, hatte ich zunächst nur den Stecker des Zündschlosses angeschlossen. Der Anlasser zog durch und ein Funken war auf Zylinder 1 und 4 aber nicht auf 2 und 3. Die Anschlüsse der Zündspulen getauscht und das Problem wanderte mit. Im Endeffekt war es ein Pickup, der sich verabschiedet hatte.

Kawasaki Z750 Bj1982 ElektromurksDann etwas Benzin in meinen Vorratsbehälter zur Synchronisierung und tatsächlich: Nach etwas Orgeln kam der Motor und die Kiste lief! Und hörte sich auch gar nicht schlecht an. Ich hatte dann den Motor sofort gestoppt, da ja noch das uralte Öl im Motor war.

Christian hatte dann um einen Tag Bedenkzeit gebeten, ob er die alte Z wirklich haben möchte. Es war ja für einen damals 21-jährigen auch nicht sonderlich attraktiv ein Motorrad zu haben, was 7 Jahre älter ist als er selber. Die heutige Retro-Welle war auch noch nicht so stark ausgeprägt. Und seinen ursprünglichen Vorstellungen entsprach die alte Z nun ganz und gar nicht.
Am nächsten Tag teilte er mir dann mit, dass wir sie für ihn wieder herrichten sollten, da er sein Traummotorrad wohl doch nicht finanzieren könnte.

Am nächsten Tag führten wir einen Öl- und Filterwechsel durch und haben sie dann eine lange Zeit laufen lassen, um zu testen, ob sie blau schmeißt oder Ölleckagen vorliegen. War aber alles ok.
Es folgte dann eine Phase der genauen Sondierung. Was ist an Teilen da und was nicht. Was muss besorgt werden. Was brauchen wir auf alle Fälle neu.

Kawasaki Z750 Bj1982 fast zusammenNeben den üblichen Käufen und Ersteigerungen im Internet konnte ich auch viele Teile von Leuten aus dem Kawasaki-Z-Classiker Forum besorgen. Der eine hatte noch eine Sitzbank, der nächste steuerte dann Ersatz für die komplett defekten Bremssättel bei. Einen Tank hatte ich noch auf dem Boden liegen vom 1980er Modell. Seitendeckel bekam ich auch von einem Freund aus dem Forum. Ein anderer hatte noch einen alten Kabelbaum liegen. Der Nebel lichtete sich nach ein paar Wochen. Die Anschaffung von Stahlflex-Bremsleitungen war zwingend erforderlich, da die alten Gummileitungen porös waren. Stück für Stück kamen wir voran.

Mit einem neuen Lenkkopflager begann dann die Montage. Das Puzzle wurde zusammengesetzt. Anschließend half ein lieber Nachbar mir noch bei der Elektrik, da die vorhandenen Schaltereinheiten nicht zum Kabelbaum passten. Einiges musste angepasst werde, da auch die erworbenen Instrumente mit einem Voltmeter im Cockpit nicht ursprünglich im Kabelbaum vorgesehen waren. Ventile penibel einstellen, Vergaser synchronisieren, Lackstellen ausbessern und viele andere kleine Dinge brauchten auch ihre Zeit.

Anfang Mai 2011 war es dann soweit. Sie war komplett zusammen und lief. Die Abnahme für den Straßenverkehr war kein Problem und Christian machte seine ersten Kilometer auf der Straße.

Kawasaki Z750 Bj1982 fertig zur AbnahmeUm wenigstens etwas seinen optischen Ansprüchen zu genügen, wurde noch eine Giuliari Sitzbank verbaut. Insgesamt hatten wir ca. 450 Euro einschließlich des Anschaffungspreises in die Maschine investiert. „Läuft gut“, sagte er, als er die erste Ausfahrt hinter sich hatte. Mit der Zeit lernte er die Handlichkeit der Maschine in engen Kurven im Weserbergland schätzen und erfuhr, dass in Serpentinen nicht die Motorisierung die Grenzen setzt, sondern die Physik. Und er ist wirklich schnell damit unterwegs! Sie rennt gut 190 km/h – also schnell genug – und der Verbrauch liegt bei knapp über 6 Litern auf 100 km. Also für einen Studenten gerade noch finanzierbar, wenn ein wenig gejobbt wird.

Im Sommer steht das Motorrad in seiner Studentenstadt und Ende Oktober geht sie dann in den heimatlichen Stall zurück (welch ein Gewieher von den anderen Kisten, wenn sie wieder Ende Oktober zurück ist!)
Im Laufe der folgenden Jahre wurde noch einiges geändert. Die 4 in 1 wurde durch eine gebrauchte Original-Auspuffanlage ersetzt. Ich bekam aus dem Forum gute Konis und die zunächst verbaute Cockpitscheibe (überhaupt nicht passend zu so einer Kiste) entfiel ersatzlos. Eine gebrauchte Ölwanne mit Ölkühler einer GPZ 750 Ut wurde angeschraubt. Mikuni BS 34 anstelle Keihin Vergaser sorgen für einen geringeren Verbrauch und sind einfach besser.

Kawasaki Z750 Bj1982 Laternenparkplatz 2013Im letzten Winter wurde die schwarze Farbe von den Felgenrändern heruntergeschrubbt und der Alukranz leicht anpoliert. Weiterhin hatten wir die verbogene Lampenhalterung getauscht. Jetzt steht sie optisch schon etwas besser da. Was noch fehlt sind eine schöne Lackierung und die Politur der Aluminiumteile. Aber für ein Laternenmoped ist es nicht ratsam, zu schön auszusehen!

Christian hat jetzt über 15.000 pro­blemlose Kilometer auf der Z abgespult. Bis auf eine Panne – es hatte sich ein Kabel von der Zündspule gelöst und sie lief nur noch auf 2 Pötten – waren keine großen Probleme aufgetaucht. Ach ja, auch eine Kerze hatte sich mal verabschiedet. Ein Kettensatzwechsel, neue Reifen, neue Kerzen, ein Benzinhahn Reparatur-Set, neue Bremsbeläge und die Gangbarmachung der vorderen Bremskolben – das war es bisher an Arbeit und Ersatzteilen.

Auf Touren im Weserbergland, im Elbsandsteingebirge, im Lahntal usw. konnte er seine Kawa und die Zuverlässigkeit der Maschine immer besser kennenlernen. Allerdings ist der Ölverbrauch, mit gut einem Liter auf 1000 km, in der Zwischenzeit zu hoch. Auch sind die Kompressionswerte nicht mehr richtig gut. Wir werden wohl im nächsten Winter als Winterarbeit meine sehr guten Reservekolben im 1. Übermaß und den dazugehörigen Zylinderfuß verbauen und auch mal die Schaftdichtungen im Zylinderkopf wechseln. Vielleicht noch mal Ventile einschleifen und dann dürfte sie wieder technisch topfit sein.

Er ist bereits darauf angesprochen worden, ob er sie nicht verkaufen will. Er lehnte ab. In der Zwischenzeit ist jetzt Folgendes von ihm zu hören: „Ich glaube nicht, dass ich mir nie ein anderes Motorrad kaufen werde. Aber dann kein Moped mit Gabelstummeln und liegender Sitzposition. Aber auch wenn ich ein neues Motorrad hätte, die Kawasaki Z 750 bleibt bei mir! Und irgendwie ist es etwas Besonderes, ein Motorrad zu fahren, das 7 Jahre älter ist, als ich selber!“ Ein schönes Schlusswort!