aus Kradblatt 11/17
von Torsten Thimm

Kawasaki Z 1000 SX – Alles im grünen Bereich…

Kawasaki Z 1000 SX Modell 2017Da steh ich nun vorm Roten Hirsch im Grünen Wäldchen inmitten des thüringischen Motorradparadieses rund um den Rennsteig. Hinter uns liegen gut 400 km Anfahrt und die bisher wohl umleitungsträchtigste Tour meiner gesamten Motorradlaufbahn. Davon unbeeindruckt knistert neben mir die 2017er Kawasaki Z 1000 SX, die mich ebenfalls sehr grün lackiert, bis hierher begleitet hat.

Seit 2010 ist das die mittlerweile dritte Auflage des aus Akashi stammenden Sporttourers. Einer Motorradspezies, die sich durch eine größere Auswahl der Hersteller, nun wieder wachsender Anhängerzahlen erfreut. Und das, wenn man sich diese Kawa genauer ansieht, auch zurecht.

Kawasaki Z 1000 SX Modell 2017Die Eckdaten klingen schon einmal mehr als vielversprechend! 1043 ccm, 141 PS sowie 111 Nm bei 7300 Umdrehungen. Das reicht, trotz einer kurz geratenen Übersetzung, aber eines sehr knackig zu schaltenden Getriebes, für über 240 km/h. Zudem hat sie mit einem Verbrauch von gerade einmal 5,2 Litern und rund 370 km Reichweite, auch genug Spritpotenzial für längere Touren im Tank. Als Kawasaki die Maschine im Frühjahr 2017 erstmals präsentierte, wurde daher auch sehr schnell klar, dass das Augenmerk der Entwickler auf mehr Alltagstauglichkeit gelegt wurde. Dies verknüpfte man mit zahlreichen Retuschen am Plastikkleid und schaffte so eine schärfere Optik, die sich in Richtung der sportlichen Ninja Modelle des Herstellers bewegt.

Z1000 SX 2017er Farbe: orangeAuffälligste Neuerung ist die sehr spitz gezeichnete Frontpartie mit ihren nun gleichzeitig brennenden Voll-LED-Scheinwerfern. Unterstützt wird dieses markante Stilelement noch durch, ebenfalls in LED Technik leuchtenden, Positionsleuchten. Auch am Heck brennt es in der modernen Lichttechnik. Nur bei den Blinkern griff man noch auf herkömmliche Glühbirnchen zurück.

Weniger auffällig, aber dafür deutlich spürbar, ist der verbesserte Wetter- und Windschutz, sowohl rund um die Beine, als auch im Bereich der Frontscheibe. Das immer noch ohne Werkzeug in drei Stufen einstellbare Windschild bot zumindest mir (172 cm) einen top Windschutz. Größer gewachsene Menschen könnten jedoch den Naturgewalten durchaus mehr ausgesetzt sein. Als Fahrer sitzt es sich zudem sehr entspannt auf der SX, sowohl was den doch sportlichen Kniewinkel angeht, als auch die breiten und gut erreichbaren Lenkerstummel. Hier ist Kawasaki ein ausgewogener Kompromiss zwischen Sport und Touring gelungen.

Z1000SX Farbe 2017: schwarzNicht ganz so einfach hat es da der mögliche Sozius, der trotz neuer ergonomischerer Haltegriffe am Heck, in Sachen Sitzfleisch und Kniewinkel eine hohe Leidensfähigkeit haben sollte. Etwas mehr Touring täte dem Soziusplatz also in der Tat gut.

Schaut man der Kawa mal unter den grün-schwarzen Rockzipfel kommen die verborgenen Modifikationen zum Vorschein, denn im Bereich Technik legte Akashi ebenfalls noch mal richtig zu. Natürlich ist der 1000er nun Euro 4 konform und bekam gleichzeitig eine Überarbeitung der Motorsteuerung, für sanfteres Ansprechen der Gasbefehle. Zwei Fahrmodi stehen zur Verfügung, die am linken Stummelende entweder 100 % pure Energy oder gedämpfte 70 % Leistung versprechen. Bei der gebotenen Gesamtleistung ist der Modus aber eher zweitrangig, höchsten auf nassen Fahrbahnen ist etwas Weniger im Grunde mehr. Ansonsten gleitet es sich gemütlich durch die Ortschaften, druckvoll durch die Drehzahlmitte und ab 7000 Umdrehungen feurig über die Landstraße bzw. Autobahn. Das alles wird über Seilzüge mit der rechten Gashand übertragen.

Sporttourer Kawasaki Z 1000 SX Modell 2017Ihrem Dogma, des kleinsten und – ab und zu positiv gesehen – eigenwilligsten Motorradhersteller Japans entsprechend, passiert das alles trotz der verbauten Ausgleichswellen nicht ganz vibrationsfrei. Ab gut 6500 Umdrehungen durchwandert den Körper spürbares Kribbeln, was bis zum Drehzahlende bei 11000 Umdrehungen an jeder Körperstelle angekommen ist. Ich persönlich würde diese Vibrationen als Charakter bezeichnen, die zusammen mit dem kräftigen, knurrig-kehligen Sound der markanten vier in vier Auspuffanlage das Erscheinungsbild der Maschine abrunden.

Angenehme Sitzposition - Kawasaki Z 1000 SX Modell 2017Doch nicht nur die Motorenelektronik wurde fit für die Zukunft gemacht und überarbeitet, auch das Fahrwerk bekam ein dickes Update spendiert. Kawasaki nennt das Ganze „Kurvenmanagementsystem“, bestehend aus einem echten Kurven-ABS, einer Anti-Wheelie-Funktion und einer dreistufigen Traktionskontrolle, die ausgezeichnet funktioniert. Mit der Übernahme der Bremstechnologie aus den H2 Modellen, die die Bremskraft über einen Drucksensor moduliert, ist zudem zielgenaues Bremsen keine Kunst mehr. Unterstützt wird das am Ende durch das voll einstellbare, stets spurstabile und fein arbeitende Fahrwerksystem, das flotte Geschwindigkeiten zulässt und ein sicheres Gefühl in jeder Lage vermittelt. Der Fahrkomfort indes ist ausgewogen, jedoch lässt die Agilität in engen und kurvenreichen Streckenabschnitten etwas zu wünschen übrig. Schuld daran ist wohl der einfach zu breite 190er Hinterradreifen. Leider ging den Japanern hier Optik vor Handlichkeit.

Cockpit - Kawasaki Z 1000 SX Modell 2017Alles in allem hat Kawasaki mit den vielen Detailverbesserungen ein bereits gutes Motorrad noch weiter verbessert.

Viele der Optimierungen sind klein und bieten sowohl einen optischen, als auch ergonomischen Vorteil. Bezogen auf die Koffer z.B., deren Halterungen nun in den Haltegriffen beinahe unsichtbar verschwinden, über den jetzt einstellbaren Kupplungshebel, der auch Fahrer mit kurzen Händen erfreut, bis hin zum multidigitalen Cockpit, das neben zahlreichen Funktionen nun auch eine Ganganzeige bietet. Wünschenswert und vollständig wäre die Z 1000 SX, wenn man den schon vorgesehenen Platz in der linken Verkleidungshälfte für die Bordsteckdose serienmäßig bestücken würde – Kawasaki bietet sie immerhin als Zubehör an – und es einen passenden Hauptstptständer serienmäßig gäbe. Bei einem Sporttourer, finde ich zumindest, gehört der auch heute noch mit dazu. Hoffen wir auf den Zubehörhandel…

Mit einem Anschaffungspreis von runden 13.000 Euro liegt die Neue nur knapp über dem Preis der alten SX. Wer dynamisch Touren will, zudem einen hohen Komfort mag und auf Charakter steht kommt an einer Probefahrt mit der Kawa also nicht vorbei. Die und noch mehr Infos bekommt man beim freundlichen Kawasaki-Vertragshändler.