aus bma 02/07
von Fred Klein
& Nachtrag aus bma 03/07
von Jürgen Grieschat
Wohin soll es dieses Jahr im Urlaub gehen? Es kommt immer plötzlich zur selben Zeit die Frage nach dem Wohin. Wenn man seit 25 Jahren Mopped fährt, stellt sich einem diese Frage immer aufs neue, und eine Entscheidung zu finden fällt einem immer schwerer, da man ja schon fast überall in Europa war.
Nach gründlichen Überlegungen fiel meine Auswahl diesmal auf Island, Insel aus Feuer und Eis. Ich entschied mich deshalb dafür, weil ich viel Offroad fahren wollte, und dies sollte dort nach Erzählungen und Globetrotter-Treffen ohne Probleme möglich sein. Die Entscheidung, welches Krad ich nehme sollte, fiel mir leicht, da auch von zahlreichen tiefen Wasserdurchfahrten die Rede war. Ich entschied mich für meine XT 600 mit großer Gepäckbrücke, die mein Kumpel VA-Peter noch schnell zusammen schweißte, denn ich wollte keine Koffer mitnehmen. Zwei Gepäckrollen, eine fürs Campingequipment und eine fürs persönliche Zeug, oberhalb der Sitzfläche vor Wassereinbruch geschützt, sollten reichen.
Bei drei Wochen Urlaub zog ich die schnelle Passage zur Insel vor: Den Flug für mich und den Wasserweg für die XT. Das bedeutete, die XT per Anhänger nach Hamburg zum Hafen zu bringen, und sie von den Islandexperten Eimskip verladen und verschiffen zu lassen. Dank Nähe zur EG gibt es keine Zollprobleme. Der Transfer selbst dauert etwa zwei Wochen und kostet hin und zurück ca. 500 Euro.
Genauso teuer war der Flug von Bremen nach Kopenhagen und von dort nach Island. Durch den Flug konnte ich die drei Wochen Urlaub gut nutzen. Wer nicht fliegen möchte, kann mit dem Schiff über Dänemark nach Norwegen fahren, hat dann zwei Tage Inselaufenthalt auf den Shetlandinseln, von wo es weiter nach Island geht. Das dauert ungefähr sechs Tage je Weg. Und der Weg über die Flugroute hätte auch mehr gekostet.
Ich ließ mir telefonisch bestätigen, daß mein Mopped an meinem Abflugtag auch tatsächlich in Island am Hafen steht, damit ich nicht noch einige Tage darauf warten müßte. So konnte ich am selben Tag meiner Ankunft das Krad am Hafen unbeschädigt abholen und los ging es.
Aber vorher noch ein paar Infos über Island: 56 % der Insel sind Wüste und Ödland. Es ist die größte vulkanische Insel auf der Erde. 12 % sind mit Gletschern bedeckt, die höchste Erhebung ist der Hvannadalshnükur mit 2119 Metern. Die Amtssprache ist isländisch, aber jeder kann Englisch. Wer schon einmal in Norwegen war, hat sich an die Preise schnell gewöhnt, nur daß es auf Island noch teurer ist. Das Motorrad sollte eine Benzinreichweite von 550 km haben, denn auf einigen Inlands-pisten gibt es über diese Strecke keine Spritversorgung. Meine XT hat einen 22 Liter Tank, und den 5-Liter-Reservekanister mußte ich nur zweimal gebrauchen. An den Pisten stehen überall Hinweisschilder. Ich habe noch kein Land so gut ausgeschildert gesehen. Haltet euch bitte an die Pisten, denn die Vegetation ist sehr verletzlich, und man wird eure Reifenspuren noch in 20 Jahren erkennen können, bedingt durch die extrem geringe und langsam wachsende Vegetation.
Ein Großteil der Gesamtbevölkerung von ca. 300000 Menschen lebt in der Hauptstadt Reykjavik.
Nachdem ich mein Mopped aus dem Hafen geholt hatte, rödelte ich das mitgebrachte Handgepäck zu den schon am Motorrad befindlichen Reiseutensilien. Glücklicherweise ist nichts während des Transfers von Hamburg nach Island abhanden gekommen.
Das Wetter sagte nichts Gutes voraus, und so sollte es auch die kommenden drei Wochen bleiben. Ständig Regen und starker bis sturmartiger Wind und nur hin und wieder mal etwas Sonne. Also unbedingt wetterfeste und kältesichere Motorradbekleidung für so einen Trip mitnehmen. Ich war im August unterwegs und Tagestemperaturen von 4-15 Grad waren die Tagesordnung. Ich fuhr auf Island rum wie im Winter in Deutschland.
Nach meiner Ankunft begab ich mich gleich ins Landesinnere, nachdem ich meine Vorräte für die kommenden Tage aufgefüllt hatte. Ich fuhr in Richtung Haukadalur zum Geysir und zum Wasserfall Gullfos. Ich wollte das atemberaubende Ausbrechen der Geysire mit ihren bis zu 20 Meter hohen Wasserfontänen sehen, genau wie die Wasserfälle, die sich schon von weitem durch ihre Gischtwolken und den tosenden Lärm andeuteten. Beeindruckt von diesem Naturschauspiel drang ich weiter ins einsame und menschenleere Landesinnere vor. Auf der Inlandspiste F 26 (Kjalvegur) bis in den Norden und von dort ins nordwestliche Fjordenland. Das ist zwar sehr zeitaufwendig aber überaus sehenswert. Danach wieder über ausgeweitete Küstenpisten bis zum südlichen Einstieg der F 35 (Sprenisandurvegur) in Landmannalaugar in der Nähe des größten Gletschers von Island, dem Vatnajoköll. In der Mitte dieser 600 km langen Inlandspiste gibt es eine große Holzhütte mit Übernachtungsmöglichkeit und einer Küchenmitbenutzung, allerdings nur im Juli und August. Zudem bieten sich ab dieser Hütte viele Wanderwege an. Allerdings sollte man den Hüttenwirt vorher informieren, damit man dann eventuell gesucht werden kann, wenn man in einer bestimmten Zeit nicht wieder auftaucht.
In dieser Gegend gibt es zahlreiche Wasserfurten, die es in sich haben. Als Einzelfahrer sollte man warten bis ein Geländewagen kommt, der im Notfall helfen kann.
Ich befuhr die F 910, die direkt um den Vatnajoköll führt. Bedingt durch den starken Regen, der Vulkansand war sehr schwer zu befahren, blockte mich ein entgegenkommender Landrover eines Engländers ab. „Where are you going? You are alone, you are crazy!” Ich antwortete: „What happend?” Er erklärte mir, daß er schon seit 15 Jahren hierher kommt, aber er hätte mit seinem Landrover noch nie solche Probleme gehabt durchzukommen, und daß er deshalb umdrehte und mich bat, dieses Stück nicht alleine zu fahren. Denn dort gäbe es Treibsandfelder, in denen jedes Jahr Touristen vermißt werden. Er machte den Vorschlag, einige Stunden zu warten, und wenn ein drittes Fahrzeug dazukäme, es dann gemeinsam zu probieren. Man könne sich dann gegenseitig helfen. Da kein weiteres Fahrzeug mehr kam, verabschiedeten wir uns voneinander, und ich fuhr weiter Richtung Norden.
Dort angelangt bot sich mir die Möglichkeit in Husavik eine Walbeobachtungstour zu machen, was ich auch tat.
Mein Weg folgte nun den Hauptpisten, da ich noch eine Woche Zeit für die Rückfahrt bis nach Reykjavik hatte. Ich befuhr von Husavik fast ausschließlich die teils asphaltierte Küstenstraße, die südlich unmittelbar am Nordmeer und an der anderen Seite an den Gletschern entlang verläuft. Jetzt zeigte sich auch hin und wieder mal die Sonne.
Nachdem ich mein Motorrad wieder zum Hafen gebracht hatte, hielt ich mich noch anderthalb Tage in Reykjvik auf. Von den 4500 gefahrenen Kilometern bin ich 3500 Kilometer nur auf Pisten unterwegs gewesen. Die XT brauchte 0,7 Liter Öl und etwa 300 Liter Benzin und machte trotz der vielen Wasserdurchfahrten keine Mucken. Nach dem Rückflug konnte ich zwei Wochen später meine XT wieder aus Hamburg abholen. Trotz des Aufwands war dies ein Urlaub, den ich nicht vergessen werde, weil kaum ein anderes Land so viel Naturschauspiele zu bieten hat wie Island, das Land aus Feuer und Eis.
Nachtrag / Aktualisierung (Stand 2/07)
von Jürgen „Juri“ Grieschat, Tel. 040/ 4225558, E-mail: info@mottouren.de
Den Reisebericht von Fred Klein über Island (bma Februar 2007) möchte ich mit aktuellen Daten ergänzen. Der Motorradtransport von Hamburg nach Island und zurück mit der isländischen Reederei Eimskip kostet inzwischen 900,- Euro. Gut eine Woche vor der geplanten Ankunft auf Island gibt man sein Fahrzeug im Hamburger Hafen auf (www.eimskip.com).
Ein Flug von Hamburg über Kopenhagen nach Island und zurück kostet, abhängig von Steuern, Gebühren und Saison ca. 499,- Euro. Dazu gibt es weitere Flugverbindungen mit Icelandair von anderen Städten, auch Direktflüge, z.B. ab Berlin und im Sommer mit LTU. Der Billigflieger Icelandexpress,www.icelandexpress.de, fliegt u.a. ab Frankfurt-Hahn und Berlin-Schönefeld nach Island. Diese Variante ist aber für die wenigsten von uns Nordlichtern eine wirkliche Alternative. Wegen der verschiedenen Möglichkeiten und der nicht unerheblichen Fallen im Tarifdschungel sollte man sich in dem Reisebüro seines Vertrauens erkundigen, z.B. bei tours@reiseland-globetrotter.de, www.reiseland-globetrotter.de, Tel. 0180/ 1999333. Die Kombination Fracht/ Flug ist aus meiner Sicht die effektivste, da einem das Motorrad für die gesamte Urlaubzeit auf Island zur Verfügung steht.
Eine Alternative ist die Anreise mit der Fähre. Sie kostet aber eine Urlaubswoche und der Nordatlantik ist nicht jedermanns bevorzugtes Kreuzfahrtrevier. Für eine Person mit Motorrad fallen 558,- Euro im Schlafsessel an, in einer 4-Bett Innenkabine ist diese Variante ab 712,- Euro für Hin- und Rückfahrt zu haben, dazu kommen die nicht geringen Kosten für die Verpflegung an Bord während der insgesamt einwöchigen Schifffahrt, der Aufenthalt auf den Färöer und die Anreisekosten nach Hanstholm in Nordwest-Dänemark (ca. 450 km ab Hamburg, Reifenverschleiß vor allem bei Stollenbereifung beachten). Weitere Infos unter www.smyril-line.com. Die Fähre ist ganzjährig unterwegs, allerdings mit unterschiedlichen Fahrplänen. Möglich ist auch eine Kombination aus Fracht/ Flug und Fähre.
Bei der Einreise mit dem Fahrzeug ist die grüne Versicherungskarte vorgeschrieben, alternativ muß vor Ort eine Fahrzeugversicherung abgeschlossen werden. Sinnvoll sind auch eine Auslandskrankenversicherung sowie ein Schutzbrief für das Fahrzeug. Der Benzinpreis liegt bei 1,30 Euro pro Liter (Feb. 07).
Grundsätzlich kann man Island mit jedem Fahrzeug bereisen, aber die Art des Motorrades, die Menge an Gepäck, das Wetter und die eigenen Fahrfertigkeiten beeinflussen sowohl die Wahl der Strecken als auch das Fahrvergnügen.
Das berühmte Islandtief – von den Isländern als Grönlandtief bezeichnet – kann auch in der Hauptreisezeit Mai bis September für Überraschungen sorgen. Selbst Schneeschauer sind dann zu erleben. „Gefällt Ihnen das Wetter hier nicht? Dann warten Sie doch eine Viertelstunde“, ist auf Island ein geflügeltes Wort.
Das Sehenswerte am Land sind die ursprüngliche Natur und der erlebte Vulkanismus. Die Straßenqualitäten reichen von asphaltiert, über Schotter – auch auf der Ringstraße – bis zu den Pisten mit Furten. Nicht nur die Hochlandpisten sollte man mit Vorsicht genießen. Furten sollten zur eigenen Sicherheit vorher durchwatet werden, und Touren alleine auf wenig befahrenen Strecken sind grenzwertig. Jedes Jahr kommen nicht nur Ausländer zu Schaden. Je nach Wetterbedingungen werden einige Hochlandpisten erst im Juni geöffnet. Ab Anfang des Sommers wird jede Woche eine Übersichtskarte mit den gesperrten Flächen neu herausgegeben. Zu beachten ist, daß man auch und gerade hier mit seiner Enduro nicht überall hinfährt. Schäden sind schnell angerichtet, und die Natur braucht lange um sich davon zu erholen.
Es macht Sinn, seine eigenen Fahrfertigkeiten in Hinblick auf eine Islandreise zu trainieren und als eine Option eine geführte Tour mit Begleitfahrzeug für das Gepäck anzudenken (www.mottouren.de). Island- reiseinformationen findet man zum Beispiel auch unter :www.geysir.com, www.islandreise.info, wikitravel.org/ de/Island, www.ice-zeit.de.
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