aus bma 6/13, von Holger Gehrke

Ei, der Daus: Es funktioniert!

iPhone auf TankrucksackiPad und iPhone als Mopped-Navi im iNsatz  Gejuckt hatte es mich schon immer mal, mein iPhone und iPad hinsichtlich ihrer navigatorischen Fähigkeiten an meiner BMW K 100 RT auszuprobieren. Als mein Garmin Navigationsgerät dann am Abend vor einer von mir zu führenden Tour beim Überspielen der Routen komplett ausfiel (siehe <hier> stellte sich nach anfänglicher Panik die zwangsläufige Erkenntnis ein, dass nun die Stunde der Bewährung für die die smarten Spielzeuge gekommen war. Und als gelernter Pfadfinder war ich gewohnt, nur das an Hilfsmitteln einzusetzen, was unmittelbar greifbar war. Das war nicht mehr als zwei verschieden große Tankrucksäcke, eine von Haus aus „backige“ Anti-Rutsch-Halterung für’s iPad aus dem Auto, ein 12V-Steckdosenadapter mit USB-Ausgängen und die Ledertasche des iPad samt vornehm weißem Strom- und Ladekabel. Ab damit in die nächtliche Garage und der Versuchsaufbau konnte beginnen!

iPhone auf KlebepaddieDas erste Problem bestand darin, dass die von mir bevorzugte Integration in den Original-BMW-Tankrucksack nicht funktionierte. Der war nämlich hinten höher als vorne, was unweigerlich dazu führte, dass der Bildschirm sich immer auf den Kopf stelle. Vermutlich kann man das bei den Einstellungen abstellen, gelang mir aber nicht. (Anmerk. d. Red.: Doppelklick auf den „Home-Button“, untere Zeile nach rechts wischen und ganz links erscheint der Verriegeln-Knopf. Beim iPad lässt sich unter „Einstellungen“ -> „Allgemein“ auch der Seitenschalter statt für „Ton aus“ als „Ausrichtungssperre” einstellen. Praktisch z.B. auch wenn man im Bett auf der Seite liegend den bma auf dem iPad lesen möchte).

Also so umgebaut, dass die Elektronikwunder vorn immer etwas höher lagen als hinten. Stromversorgung war auch schnell gelegt (im Radiofach liegt bei mir immer eine unter Spannung stehende 12V-Steckdose bereit und ringsum viel Platz für Adapter und Co.).

Blieb nur die Notwendigkeit einer geeigneten Befestigung, damit das teure Zeug nicht sein schnelles Ende auf dem Asphalt der nächsten Kurve oder in dem erstbesten Schlagloch finden würde. Da muss man pfadfinderisch-kreativ etwas tricksen und das ist immer ganz individuell zu lösen. Als geniale Hilfe erwies sich hierbei die klebrige Gummischeibe für das Armaturenbrett im Auto! Da rutscht nichts mehr, wenn man die unterlegt, nicht einmal, wenn man die Garmin-Halterung samt Abdeckung missbraucht, um das iPhone einfach draufzulegen. Wenn’s nicht gerade zu senkrecht ist, dann hält das prima! Ganz Vorsichtige können noch mal in Mutters Gummibandsammlung greifen, um das Allerschlimmste damit vermeiden zu helfen. Die praktische Erprobung in allen Drehzahlbereichen und auf Straßen dritter Ordnung lehrte solche Sorgen getrost zu vergessen. Alles hielt viel besser als die legendär-verfluchten TomTom-Halterungen der ersten Generation!

iPhone in VerkleidungAm nächsten Morgen, nach einigen seltsamen Träumen, erfolgte gezwungenermaßen die fahrpraktiktische Erprobung des Versuchsaufbaus. Natürlich hatte ich noch bis in die Nacht hinein und zur Verwunderung der besten aller Ehefrauen die Routen in Grundzügen in beide Geräte getippt, und zwar in jedes Gerät zweimal, weil ich sowohl eine TomTom-Software als auch eine von Navigon auf den kleinen Kisten hatte. Wenn schon Testreihe, dann auch richtig! Und während meine Truppe beim ersten Kaffee und der zweiten Zigarette den Sonnenschein genoss, änderte ich den Versuchsaufbau und ließ die jeweils andere Kiste mal ran. Teilweise fuhr ich auch mit beiden Geräten, gleicher sowie unterschiedlicher Software parallel! Der Konzentration auf Verkehr und Rückspiegel war das nicht in jedem Fall dienlich, aber spannend war es schon!

Die akustischen Routing-Anweisungen ließ ich mir dabei in die SRCS-Elektronik meines Schuberth C3-Helmes per Bluetooth gekoppelt einleiten, was ebenfalls bestens funktionierte, verzichtete aber schweren Herzens auf zusätzliche Einspielungen von mp3-Schlagern sowie den Radioempfang.

iPad im BMW-TankrucksackAm Ende des Tages war das Fazit klar: Es funktioniert und zwar ganz iWieFein!

Noch genialer wäre es – der Größe wegen – vermutlich mit dem iPad-Mini meiner Frau gegangen, aber schon der Versuch einer Frage, mir das Ding mal auszuleihen, hätte vermutlich einer langjährigen Ehe wenig zuträgliche Folgen gezeigt und unterblieb deshalb aus weitsichtigen Gründen.

Auch nach stundenlangem Betrieb brannten die iKisten nicht durch oder gaben sonstwie den ihren iGeist auf. Die Programmiererei mit Handschuhen hatte zu unterbleiben und ohnehin ist es nicht sonderlich erbaulich, mehr als fünf bis sieben Wegepunkte in so eine Route einbauen zu wollen. Und regnen sollte es auch nicht, wiewohl es da auch noch eine Lösung gibt: Mein iPad setze ich beim Segeln im Wattenmeer immer in eine wasserdichte Vorrichtung ein, kann dann damit auch bei brausender Gischt bestens die Untiefen meiden. Das würde auch auf dem Mopped funktionieren und kostet ca. 40 Euro. Hilft auch, wenn keine Untiefen, aber viele Regenschauer zu erwarten sind.

Die TomTom-Software gefiel mir übrigens deutlich besser als die von Navigon, weil sie irgendwie intuitiver zu bedienen war. Wer übrigens die Tourenziele irgendwann schon mal mit iPhone und Co. fotografiert hatte und dabei das interne GPS nicht abgeschaltet hatte, der braucht nur dieses Foto als Ziel anzutippen und wird genial einfach dorthin geführt werden.

Die Sache ist als mehr als eine Notlösung, ersetzt für Viel- und Ganzjahresfahrer aber in keinem Fall ein echtes Motorrad-Navi. Für gelegentlich Touren im Sonnenschein und für erstaunte Gesichter und besondere Aufmerksamkeit am Bikertreff aber immer zu empfehlen! „iWieGeil­IstDasDenn“ und „iGuckeMal“ (im Hessischen) bekommt man da schon mal zu hören…