aus bma 2/11 – Fahrbericht

von Jens Riedel

Hyosung GT 250i nakedKawasaki hat es mit der Ninja 250 R und der KLX 250 vorgemacht, Honda wird mit der CBR 250 R im nächsten Jahr nachziehen. Nachdem selbst 500er zu einer aussterbenden Gattung geworden sind, scheint wenigstens die Viertelliter-Klasse derzeit eine leichte Renaissance zu erleben. Sie soll ausreichend Fahrspaß zu günstigen Einstiegspreisen bieten und so der Absatzkrise etwas entgegensetzen. Einer der seltenen Vertreter dieser Hubraumklasse ist auch die Hyosung GT 250i Naked.

Hyosung GT 250i nakedIn Zeiten, in denen eine 600er als Einstiegsmodell gepriesen wird, zählt selbst eine 500er inzwischen als Kleinwagen unter den Motorrädern. Eine 250er wird da schon gar nicht mehr richtig ernst genommen. Warum eigentlich nicht? Seit Jahren siecht der Markt in Deutschland dahin. Vielleicht eben auch deshalb, weil es an kleinen und vor allem bezahlbaren Bikes fehlt. Hyosung hat schon seit Jahren die GV 250 Aquila im Programm. Doch wer nun einmal partout nicht auf einen Chopper steigen möchte, der guckte bislang in die Röhre. Mit der neuen GT 250i Naked haben es sich die Koreaner relativ leicht gemacht und einfach fleißig im Regal bedient. Hier den V2-Motor der kleinen Aquila genommen, dort nach dem Tank der großen 650er gegriffen und – ach, ja – die Gabel können wir eigentlich auch noch gleich mitnehmen. Dazu noch ein einfacher, einseitig verschraubter Vierkant-Rohrrahmen – und (fast schon) fertig ist das neue Modell.

Hyosung GT 250i naked CockpitHat es sich Hyosung da doch etwas zu einfach gemacht? Die Optik kann zumindest erst einmal überzeugen. Durchaus sportlich steht sie da, die kleine Koreanerin und sieht dank der Teilespenden der großen Schwester durchaus erwachsen aus. Auch wer Platz nimmt, fühlt sich keineswegs verloren. Dazu trägt nicht zuletzt der mächtige 17-Liter-Tank bei. Auch der Sitz ist groß und mit 83 Zentimetern hoch genug geraten. Der erhöhte Soziusplatz sieht ebenfalls recht ordentlich aus und wird von zwei riesigen Haltegriffen flankiert, die so aussehen, als könne man sie auch gut als Gepäckbrücke nutzen. Das Cockpit mit analogem Drehzahlmesser und digitalem Tachometer wirkt durchaus ansprechend. Es enthält zwei Tripmaster und die Stärke der Beleuchtung lässt sich sogar in vier Stufen einstellen.

Hyosung GT 250i naked MotorOhne Murren nimmt der kleine Zweizylinder seine Arbeit auf und läuft recht vibrationsarm. Naturgemäß dürfen von einem Hubraum, der nicht einmal ein ordentliches Glas Bier ausmacht, keine Wunder erwartet werden. Erst ab 4500 Umdrehungen wird der Zweizylinder munter. Das kleine Triebwerk entfaltet seine Kraft unspektakulär und zieht gleichmäßig hoch. Fahrfreudige Drehzahlsprünge sind der GT 250 fremd. Das mag mancher bedauern, trägt aber zum entspannten Umgang mit der Hyosung bei, die sich ja vor allem an Anfänger und Wiedereinsteiger wendet. Zwischen 5000 und 6500 Umdrehungen zeichnet sich die Fuhre durch angenehme Laufruhe aus. Dieser Drehzahlbereich passt auch gut in den auf der Landstraße relevanten Geschwindigkeitsbereich. Der Motor- sound weckt jenseits der 7000 Umdrehungen sogar leichte Erinnerungen an Zwiebacksägen, auch wenn das Herz im Viertakt-Rhythmus schlägt. Die Höchstleistung von immerhin 27 PS erreicht die kleine Koreanerin bei 10000 Umdrehungen. Erst zwischen 125 km/h und 130 km/h geht etwas der Schwung verloren, ehe dann die Höchstgeschwindigkeit von immerhin 148 km/h erreicht wird. Das kleine Windschild ist mehr als nur Effekthascherei. Es entlastet den Oberkörper erstaunlich gut. In Verbindung mit der zwar sportlichen, aber nicht übertrieben dynamischen Sitzposition lassen sich auch längere Etappen gut unter die Räder nehmen. Das Knie und der Oberkörper sind nur leicht angewinkelt, die Handgelenke nicht groß belastet. Lenkpräzision und Bremsleistung geben keinen Anlass zur Klage. Die 170 Kilogramm Gewicht und die kompakten Abmessungen sorgen für hohe Kurvenwilligkeit und spielerisches Handling.

Hyosung GT 250i nakedDank des 17-Liter-Tanks sind recht hohe Reichweiten ohne Unterbrechung zu erzielen. Zu Pausen zwingen könnte da schon eher die doch recht straffe Fahrwerksabstimmung. Das Sportsitzkissen kann ebenfalls nicht gerade als weich durchgehen. Negativ fällt beim Rangieren der doch recht gering ausfallende Lenkeinschlag auf. Nicht gerade üppig ist auch die Farbauswahl. Neben der schwarzen Version gibt es nur noch eine weiße Variante, die aber durch den Kontrast der Lackierung mit den schwarzen Bauteilen wie Motor und Rahmen besonders gefällig wirkt.

Die Betriebsanleitung verrät, dass es neben der Naked auch eine vollverkleidete R gibt, die auch auf der Intermot in Köln zu sehen war, hierzulande aber nicht im Programm auftaucht. Mir wäre ohnehin eine klassische Variante mit durchgehender Sitzbank und ohne optisch sportlichen Anstrich lieber. Einfach nur so für den Sonntagsausflug zu Zweit oder den täglichen Weg zur Arbeit. Denn – und das ist die gute Nachricht zum Schluss – Hyosung verlangt lediglich knapp 4000 Euro für seine 250er. Das ist eine verlockende Offerte. Gar zum unmoralischen Angebot wird die kleine GT mit der Möglichkeit, die kleine Maschine auch in 60 Monatsraten à 75,54 Euro zu bezahlen. Ohne Anzahlung.