Honda SW-T 400 Modell 2009Luxus statt Leidenschaft lautete das Motto bei der Entwicklung des Honda SW-T400. Er soll Ruhe und gelassene Souveränität ausstrahlen.

aus bma 11/09

Text: Jens Riedel
Fotos: Buenos Dias/Riedel
www.pressebuero-riedel.de

Honda SW-T 400 Modell 2009Von den Zuwachsraten im Segment der Kraftroller können die Autohersteller derzeit nur Träumen. Sie legten im vergangen Jahr um 56,5 Prozent zu, auch wenn mancher gestandene Biker immer noch ein wenig die Nase über die Rollerfahrer rümpft. Ausgerechnet der weltgrößte Motorradhersteller hatte nach dem Euro-2-Aus des Silver Wing 600 keinen prestigeträchtigen Großroller mehr im Programm. Nun aber markiert nicht länger mehr der eher biedere SH 300i die Spitze im Rollerprogramm von Honda. SW-T 400 heißt der Neue.

Auch wenn die Japaner mit der Innova 125 und vor allem der DN-01 frischen Designwind in die Zweiradwelt gepustet haben, so kommt der SW-T 400 eher wieder im klassischen Outfit daher. Die Karosserie ist kantig und spitz geformt, so wie man es auch von Burgman, Majesty und Co. gewohnt ist. So hebt sich der Honda-Roller zunächst einmal nicht sonderlich aus der Masse hervor. Unter der schlanken Schale soll der Silver Wing-Nachfolger aber mehr bieten als die Konkurrenz. Und damit sind nicht nur die zwei Zylinder gemeint. Ein tadelloses Fahrwerk und eine gute Ausstattung, die den Alltag mit dem Großstadt- und Reiseroller durch praktische Details erleichtern sollen, sowie viel Wind- und Wetterschutz standen ganz oben im Lastenheft der Ingenieure.

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Honda SW-T 400 Modell 2009SW, das könnte man noch als Silver Wing deuten, soll man aber nicht, sagen die Honda-Strategen. Klarer ist die Sache mit dem T – denn das steht eindeutig für Twin. Unter der Schale des jüngsten Honda-Sprösslings steckt nämlich der einzige Parallel-Zweizylinder in der Klasse der Kraftroller bis 400 Kubikzentimeter Hubraum. Das steht für mehr Elastizität und Laufruhe. Zwei Ausgleichswellen ersticken Vibrationen nahezu im Keim. Honda verspricht für den SW-T 400 die beste Beschleunigung und die höchste Endgeschwindigkeit. Bei 6500 Umdrehungen in der Minute liegt das maximale Drehmoment von 37,8 Newtonmetern an. Die Höchstleistung von 39 PS (28,7 kW) entfaltet das kleine Kraftwerk dann, wenn noch einmal 1500 Umdrehungen nachgelegt werden.

Keine Frage, das Twin-Triebwerk sorgt für komfortable Leistungsentfaltung. Für unseren Geschmack fast zu sanft und unspektakulär. Relativ leise und schön gleichmäßig werden die Pferdestärken via Automatikgetriebe und Riemen an das Hinterrad abgegeben. Das wirkt dann beinahe schon langweilig. „Echte Biker” vermissen hier den Biss, aber das stand eben nicht auf der Agenda des SW-T. Er soll Ruhe und gelassene Souveränität ausstrahlen.

Honda SW-T 400 Modell 2009

Dennoch gibt es an den Fahrleistungen an sich nichts zu mäkeln. Auf der Autobahn pendelt sich die Reise- bei der Richtgeschwindigkeit ein. Dann stehen 7000 Umdrehungen in der Minute an. 140 km/h sind aber ebenfalls problemlos möglich. Erst danach geht dem Paralleltwin merklich die Luft aus und die 150 km/h-Tachowert werden nur noch mühsam erreicht. Unter günstigen Bedingungen schiebt sich die Nadel aber auch noch zehn km/h weiter vor.

Wie bei Honda gewohnt, besticht auch der SW-T 400 durch tadelloses Bremsverhalten. Das Combined Braking System (CBS) aktiviert bei Betätigung des linken Hebels Hinter- und Vorderradbremse gleichzeitig, während rechts ganz klassisch nur vorne gestoppt wird. ABS ist serienmäßig. So fährt immer ein sicheres Gefühl mit. Zudem verfügt der SW-T 400 über eine Feststellbremse für den Seitenständer. Ein Hauptständer ist ebenfalls vorhanden. Der Tank ist mit einem Volumen von 16 Litern ausreichend groß dimensioniert.

Wir wurden den leisen Verdacht nicht ganz los, dass sich Honda zur deutschen Präsentation des SW-T 400 den Spessart nicht nur wegen seiner schönen Landschaft und den vielen Kurven auserkoren hat. Dort gibt es vor allem Landstraßen, deren Zustand nach Asphaltierungsarbeiten schreit. Doch gerade auf diesem Terrain konnte der Honda seine Stärken demonstrieren. Klaglos bügelt die Federung Schlaglöcher weg und hält der Honda auch bei Rissen und Rillen stoisch seine Spur. Vorne sorgt eine Gabel mit 41 Millimetern Durchmesser für die nötige Stabilität, während sich das hintere Federbein bei Bedarf noch über einen Drehknopf den individuellen Vorlieben (und dem möglichen Sozius) anpassen lässt. Von Haus aus wird vorne auf 14-Zoll-Rädern der Dimension 120/80 gerollt, während hinten ein 150/70 13-Zoll-Reifen die Kraft auf den Asphalt überträgt.

Der relativ lange Radstand von immerhin 160 Zentimetern hat allerdings auch seinen Preis. Wer engere Kurven flott angeht kommt nicht umhin, hin und wieder durch dezentes Gaswegnehmen leichte Kurskorrekturen vorzunehmen. Doch das geht leicht und locker von der Hand.

Die beiden Sitzkissen sind kommod. Das kleine Rückenpolster für den Fahrer ist entgegen des ersten Anscheins nicht höhenverstellbar. Aber das ist auch nicht unbedingt nötig. Die Sitzfläche in 74 Zentimetern Höhe bietet genug Auflage und fällt an der Seite ergonomisch nach vorne und unten ab, um die Beine automatisch in die richtige Position zu bringen. An deren Ende finden die Füße auf dem langen Tritt viel Ablagefläche. Auch wer gerne die Beine ausstreckt und mit dem Twin-Roller cruisen möchte, wird nicht enttäuscht. An Platz herrscht hinter der Verkleidung wahrlich kein Mangel.

Honda SW-T 400 Modell 2009 Cockpit

Der Soziussitz ist eine ganze Stufe weiter oben positioniert. Mitfahrer dürfen sich da über halbwegs freie Sicht nach vorne freuen. Die ausklappbaren Fußrasten sind gut positioniert und verschaffen dem Mitfahrer mit Beinverlauf im rechten Winkel eine entspannte Sitzhaltung. Sie liegen bei Nichtgebrauch gut versteckt und eng an der Verkleidung an. So verwandelt sich der SW-T 400 vom Roller für die tägliche Fahrt ins Büro blitzschnell zum bequemen Begleiter für den Wochenendausflug oder den Urlaubstrip und wieder zurück. Wer öfter auf Reisen geht, für den bietet das Zubehörprogramm unter anderem ein Navigationsgerät, in fünf Stufen regulierbare Heizgriffe und ein Topcase mit 40 Litern Fassungsvermögen. Für die kältere Jahreszeit steht außerdem eine spezielle Beindecke mit wasserabweisendem Stoff und Innenfutter aus Fleece zur Verfügung.

Honda SW-T 400 Modell 2009An sinnvollen Details herrscht kein Mangel. Da sticht zu allererst das üppige Staufach unter der Sitzbank hervor. Es fasst bei Bedarf zwei Helme. Honda nennt als Alternative aber auch Aktentasche und Laptop und zeigt damit, auf welche Klientel der neue Roller zielt. Eine schöne Geste: Eine kleine, aber nette Geste: Der harte Plastikboden ist mit einer Textileinlage ausgekleidet. Außerdem ist das Fach beleuchtet, damit auch am späten Abend oder frühen Morgen alles vernünftig verstaut werden kann.

Im Cockpit finden sich zwei weitere kleine Handschuhfächer, von denen eines abschließbar ist. Hier finden Handy, Zigarettenschachtel oder andere Kleinigkeiten leicht und sicher Platz. Das entlastet im Alltag. Die klassischen Rundinstrumente werden durch einen kleinen Bordcomputer ergänzt. Er verfügt unter anderem über eine Anzeige für den Durchschnittsverbrauch. Uns wurde ein Wert von fünf Litern gemeldet.

Luxus statt Leidenschaft lautete das Motto bei der Entwicklung des SW-T400. Das mag der eine oder andere bedauern, der sich einen Hauch mehr Emotionalität wünscht, aber eines ist nicht von der Hand zu weisen: Honda hat seine Mission erfüllt und das zu einem Preis von 7300 Euro.

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