aus bma 02/06

von Andrea Duchac

Honda SilverWingIm Jahr 2001 war es soweit. Seit meiner Führerscheinprüfung 1997 Helix-Fahrerin, war ich im neuen Jahrtausend auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger.
Da es mit einer Körpergröße von 163 cm selbst bei Rollern nicht einfach ist einen zu finden, der jeden Ampelstopp nicht zur Turnübung werden läßt, habe ich alle damals verfügbaren Großroller ausprobiert.
Als der Honda SilverWing an der Reihe war, mich von seinen Qualitäten zu überzeugen, hatte er nicht, wie manche vielleicht annehmen, von vorneherein leichtes Spiel. Der Preis, das Gewicht und, ich gebe es zu, auch die Motorkraft nötigten mir schon vor dem ersten Aufsitzen einigen Respekt ab.
Schlußendlich war die Neugier doch größer als der Respekt, und ich habe einen Termin für eine Probefahrt ausgemacht.
An einem Samstag im Juli 2001 war es dann soweit: Die Silberschwinge und ich standen uns Aug in Aug gegenüber. „Frisch gewagt ist halb gewonnen!”, dachte ich mir, saß auf und los gings. Begleitet von meinem Mann auf seinem 250er Burgmann, ging es vom Prater über die Freudenau nach Simmering und Schwechat.
Schon nach der ersten Pause erklärte mir mein Mann, daß mein Lächeln unterm Helm so breit sei, daß man es sogar im Rückspiegel sehen könne. Das konnte ich gar nicht leugnen. Schon nach den ersten Metern hat mich der SilverWing beruhigt und mir den Respekt vor seiner Größe und Stärke genommen, mir gezeigt, daß er ein leicht fahrbares, handliches und Fehler verzeihendes Fahrzeug ist.

 

Mit jedem Meter ist mein Vertrauen in dieses Gerät gewachsen und mit der Kombibremse hatte der Honda nicht nur persönliche, sondern auch echt messbare Vorteile gegenüber seiner Konkurrenz. Motorlauf, Beschleunigung, Bremsen, Ausstattung und persönliche Ergonomie haben mich so überzeugt, daß ich schlussendlich im August 2001 eine „Rollerehe” mit dem SilverWing einging.
Mittlerweile sind drei Jahre ins Land gezogen. Meine Silberschwinge und ich verstehen uns noch immer so gut wie am ersten Tag. Einige Rückrufaktionen (Tank, Felge, etc.) und 16.000 gemeinsame Kilometer haben uns zusammenwachsen lassen, ich kenne alle Eigenheiten meines Untersatzes und, so glaube ich manchmal, er auch schon die meinen.
Honda SilverWingDa bekam ich die Möglichkeit, die neuen SilverWing mit ABS zu testen.
Diese Gelegenheit habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen, und so standen am Muttertag 2004 zwei Honda SilverWing vor meiner Haustür. Nun war ein Familienausflug angesagt. Ich am ABS-Roller, mein „alter” Herr wurde meinem Ehegatten anvertraut. Aufgesessen, umgeschaut. Alles vertraut. Losgefahren, nichts Neues entdeckt. Der „neue” Wing fährt und sitzt sich nicht anders als meiner, aber, und jetzt kommt’s: Er bremst um Welten besser. Das soll nicht heißen, daß ein herkömmlicher SilverWing irgendwie beim Bremsen Angstzustände auslöst, ganz im Gegenteil. Mit dem CBS-System hat man alle (normalen) Situationen locker im Griff, aber das ABS vermittelt, auch ohne seine Präsenz gezeigt zu haben, ein Gefühl der Sicherheit, welches auch ohne Einsatz des Systems vertrauensbildend wirkt. Beim Bremsen selbst greift man mit dem Wissen um das Antiblockiersystem „ungehemmter” in die Eisen, der Roller zeigt keinerlei überraschende Reaktion, nur man steht halt viel früher.
Um dies auch objektiv zu belegen, haben wir auf gesperrter Strecke einen Bremstest durchgeführt. Mit beiden Rollern wurde aus 80 km/h eine Gefahrenbremsung simuliert. Das Ergebnis hat nicht nur mich überrascht. Obwohl ich den Vorteil hatte, den ABS-losen Roller, da mein eigener, bestens zu kennen, war mein Bremsweg um 10 m länger als mit ABS. Dieser Vergleich hat mir erst so richtig vor Augen geführt, wie wichtig ein solches Helferlein ist, auch wenn es seine Arbeit so unspektakulär und unauffällig verrichtet, wie das ABS des Honda.
Der Aufpreis von 400 Euro gegenüber des normalen SilverWing rechnet sich in jedem Fall, selbst wenn man der Meinung ist, nie in eine Situation zu kommen, in welcher man einen Bremsassistenten benötigt. Erstens sollte man niemals „nie” sagen, zweitens hat ein verhinderter Sturz den Mehrpreis locker hereingespielt. Vom unbeschwerten Genuß des Fahrens, weil man um sein Sicherheitsplus weiß, gar nicht zu reden.
Eines ist für mich klar: Kein Roller ohne ABS mehr!