aus bma 11/10 – Lesererfahrung

von Erik Scheffler

Honda NTV 650 Sieben Jahre sind vergangen, seit dem ich meine Lesererfahrung im bma 10/03 abgedruckt vorfand. Ich dachte mir, schreib´ mal was neues, schließlich fährst du die „Ente“ ja immer noch. Also flugs dabei und in die Tasten gehauen.

Meine Honda NTV, Baujahr 02/92 hat mittlerweile gut 72.000 km auf der Uhr und ist gerade mal eingefahren. Laufleistungen jenseits der 200.000 km (!) sind bei ihr echt keine Seltenheit.

Ein paar kleine Schönheitsoperationen haben ihr mittlerweile ein etwas anderes Aussehen verliehen. Beim Auto und Frauen spricht man da wohl von „Facelift“. Vorn und hinten sind neben LED-Blinkern noch Seitenmarkierungs­leuchten zum Einsatz gekommen. Die Sichtbarkeit von der Seite hat sich dadurch um einiges gebessert und ich möchte die Dinger nicht mehr missen. Erstens kann man die NTV im Dunkeln von der Seite jetzt richtig gut sehen und 2. ist der Eisdielenfaktor in der Dämmerung schon recht hoch. Der TÜV hat´s begrüßt, die Dinger haben ein E-Prüfzeichen und somit ist die Sache in Ordnung. Auch habe ich den Scheinwerfer gewechselt, die alte Honda-Funzel ist einem modernen Klarglasscheinwerfer gewichen, der nun in Verbindung mit einer Philips MotoVision-Glühlampe für ein helleres und besseres Licht sorgt. Am Heck zog eine schöne helle LED-Leuchte ein. Passgenau, auch mit E-Zeichen und ohne großen Aufwand einzubauen. Es wird hierbei die vorhandene Lampenfassung genutzt. Diese LED-Frischzellenkur hat die Ente optisch aufgewertet und lässt sie „jünger aussehen“. Auch das passt ja dann zum Facelift bei Frauen.

Die Sitzbank hatte nach 62.000 km ihre beste Zeit hinter sich, der Vorbesitzer war wohl etwas beleibter als ich Spargeltarzan mit meinen 67 kg „Kampfgewicht“. Der Schaumstoff war ziemlich durchgefurzt und auf langen Strecken tat dann recht schnell der Allerwerteste weh. Über das Internet bekam ich eine Adresse vom Sitzbankservice von Niklas Lange (keine Schleichwerbung, der Mann macht wirklich gute Arbeit!). Den habe ich dann angerufen und wir haben zusammen besprochen, was die neue Sitzbank leisten kann und muss. Als ich sie nach ca. 2 Wochen zurückbekam konnte ich es kaum erwarten die ersten Runden zu drehen. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich gut! Zum Aufpolstern habe ich ein Gelkissen einarbeiten lassen und die Bank mit ein paar Ziernähten in Lackfarbe ausstatten lassen. Meiner Meinung nach ist die recht gelungen.

Um der „sportlichen“ Sitzhaltung ab den Knien entgegenzuwirken habe ich mich hinreißen lassen, die Fußrasten tiefer zu legen. Hier bietet die Fa. Thurn Motorsport für verschiedene Honda-Modelle Rastensätze in verschiedenen Farben an. Auch hier fährt das Auge mit und ich habe mich für eine Tieferlegung von 24 mm und rot eloxierten Rastenkörpern entschieden.

In Verbindung mit der neuen Sitzbank hat sich die Sitzposition um einiges verbessert. Der Kniewinkel ist nicht mehr so spitz und die Gelenke ermüden nicht mehr so schnell. Die Rasten liegen bei ca. 100 Euronen und sind jeden Cent wert! Durch eine ABE brauchen die Rasten nicht eingetragen werden, der Anbau ist in ca. 30 Minuten erledigt. Es gibt auch einen Tieferlegungssatz mit 30mm, hierbei ist dann aber auf die Schalt- und Bremshebel zu achten. Den Schalthebel kann man noch ganz gut verstellen und den tieferen Rasten anpassen, beim Bremshebel wird´s dann schon schwieriger.

Honda NTV 650 Da mein alter Fahrradtacho vom LKW überrollt wurde, musste ein neuer her. Hier habe ich mich für den Sigma 1606L entschieden, der eine zuschaltbare Beleuchtung hat und vielerlei Funktionen bietet. Durch einen zweiten Geber kann ich denselben Tacho sogar an meinem Fahrrad benutzen.

Den normalen Luftfilter habe ich durch einen K&N Filter ersetzt. Da bin ich günstig rangekommen und auch das habe ich bis jetzt nicht bereut. Eine kleine Modifikation am Gummiansaugrüssel sorgt jetzt für ein kerniges Ansauggeräusch. Das klingt echt gut. Allerdings nur für den Fahrer, beim Vorbeifahren merkt man den Unterschied nicht. Die NTV hängt etwas besser am Gas und zieht von unten raus etwas kräftiger durch. Schneller wird sie dadurch selbstverständlich nicht, sie verbraucht auch noch genau so wenig wie vorher, aber nicht nur das Auge, auch das Ohr fährt mit. Um den Leisetretern gerecht zu werden: Nein, sie ist nicht lauter geworden, das Brubbeln kommt nach wie vor vom kurzen Endschalldämpfer, der bei dem V2 immer noch am besten klingt.

Der Verbrauch hat sich zwischen 4 und 4,5 Liter Superbenzin eingependelt, Normal kostet ja mittlerweile genau so viel, wenn´s das an der Tanke überhaupt noch gibt. Einen Ölverbrauch konnte ich bis jetzt nicht feststellen. Beim Ölwechsel sollte man nicht unbedingt vollsynthetisches Öl verwenden, da es sonst passieren kann, dass die Kupplung durchrutscht. Die NTV verkraftet die 15W40 Soße aus dem Baumarkt ebenso wie die teure Teilsynthetikbrühe á lá Shell & Co.. Dieses Jahr probiere ich mal Öl von Liqui Moly aus, bis jetzt hatte ich etwas von Esso im Gehäuse. Spürbar sind lediglich die verschiedenen Viskositäten, wenn´s kalt ist muß man die ersten paar Kilometer den Schalthebel schon etwas kräftiger treten. Aber das soll ja gut für die Beinmuskulatur sein.

Der größte Unterschied zur NTV aus dem letzten Bericht sind aber die Reifen. Hatte ich seinerzeit noch die Dunlop K505 drauf, habe ich nun zu den Bridgestone BT 45 gewechselt. Leute, das ist, als wenn man ein anderes Motorrad fährt! Die NTV lässt sich jetzt durch Kurven treiben, dass es die wahre Freude ist. Bei Nässe hat der BT 45 guten Grip und das Schlingern und fahren wie auf Eiern gegenüber den Dunlops ist weg. Der Verschleiß ist natürlich ein wenig höher, der Dun­lop war wohl eher ein Vollgummireifen. Der Wechsel kostet nur knapp über 200 Euro und ist echt Gold wert. Em­pfehlens­wert ist auch ein Besuch im Internet. Hier hat sich aus der Yahoo-Gruppe ein eigenständiges NTV-Forum gebildet, was jedem mit Rat und Tat zur Seite steht. Unter www.ntv-forum.de erhaltet ihr viele Infos rund um die NTV. Ob´s technische Fragen sind oder einfach nur die Termine für die nächsten Stammtische in den einzelnen Regionen. Übrigens gibt´s auch in Bremen einen Stammtisch. Der findet jeden 3. Sonntag im Monat im Red-Hot Café im Polo-Shop in Bremen-Habenhausen statt.

Im letzten Bericht schrieb ich bei den negativen Seiten was von einem Rasseln bei 3.000 – 4.000 U/min. Das hat sich mittlerweile erledigt, es war eine nicht ganz festgezogene Schraube der Motoraufhängung am Rahmen. Da soll mal einer drauf kommen. An Reparaturen und Verschleißteilen hat sich lediglich ein Lenkkopflager und ein Leerlaufschalter verabschiedet, ansonsten werden von mir jährlich alle Flüssigkeiten kontrolliert (Öl und -filter gewechselt) und die Zündkerzen nachgesehen. Mehr braucht man bei der NTV echt nicht zu machen.

Die NTV hat mittlerweile auch meine Frau überzeugt, die ihre heißgeliebte „Elli“ Eleminator ZL 600 von Kawasaki verkauft hat und sich eine Ente zugelegt hat. Natürlich mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich den Service und vor allem das Putzen über­nehme. Ihre Ente sieht nämlich mittlerweile genauso gepflegt aus wie meine.

So, das war´s mal wieder. Vielleicht schrei­be ich in 7 Jahren wieder einen Bericht, wenn ich die Ente dann noch fahre. Das wird sicherlich der Fall sein, denn die macht wirklich Spaß und läuft und läuft und läuft und läuft…