aus Kradblatt 3/19, von Torsten Thimm

Kein kalter Kaffee …

Honda Neo Sports Café

Mit der CB Neo Sports Café Familie verbindet Honda modernes Design und zuverlässige Technik. Angefangen mit der 125er über die 300er bis hin zur CB1000R und ihrem etwas wertiger gemachten Zwillingsmodell mit dem Plus-Zeichen im Namen. Für 2019 kam noch die neue CB650R dazu …

Honda CB1000R 

Doch beginnen wir mit der Größten der CB Maschine, die ich im Rahmen der Honda Testtage zuerst mit auf die Landstraße nehme, um ihr auf den Zahn zu fühlen. Sitzkomfort und Höhe passen von Beginn an schon mal sehr gut zu meinem 172 cm und auch was die Qualität der verwendeten Materialien und die Haptik angeht weiß Honda, wie nicht ganz unerwartet, zu überzeugen. Aus dem Stand heraus nimmt der 998 ccm große Vierender das Gas an und lässt mich gleich einmal auf dem ersten freien Stück seine 145 PS Leistung und 104 Nm Drehmoment spüren. Dank des Quick­shifters geht das außerordentlich flott vonstatten, hebt meine Laune gleich noch mal ein Stück, wie auch den Balken des Drehzahlmessers im voll digitalen Cockpit. Das in der direkten Sonneneinstrahlung nicht immer gut ablesbare Instrument bietet unter anderem Informationen über den gerade gewählten Fahrmodus, die Einstellung der Traktionskontrolle, eine Ganganzeige und weitere Funktionen, die den Fahrer über den Lebenszustand der Maschine informieren. On the Road auf der CB kann man neben dem Sound aus dem dicken Auspuffschalldämpfer auch das gemütliche Kurven kratzen genießen, denn die langen Pins an den Rasten laden förmlich dazu ein. Am sehr kompakt wirkenden Bike bildet der wirklich ausgewogene Antrieb dabei, neben dem einstellbaren Fahrwerk, die zentrale Rolle. Der von Honda selbst ernannte Neo Sports Café Racer ist weitaus weniger radikal und retro als der Werbeslogan es zu vermitteln versucht. Auch was den Minimalismus angeht, trifft er anhand der Ausstattung meines Erachtens nicht wirklich zu. 

Tatsache ist, dass man die Honda in vollen Zügen als Fahrmaschine nutzen kann und vor allem auch sollte. Sie hält mit keinerlei bösen Überraschungen hinterm Berg, saugt sich souverän durch die Kurven und lässt dem Piloten damit Zeit auch mal die Landschaft wahrzunehmen, die er durchfährt. 

Das wirklich Einzige was mich stört, ist der Nummernschildhalter. Und ja, ich weiß irgendwo muss das Blech ja hin, aber mir persönlich gefällt diese moderne Art der Befestigung nicht. Der Aftermarket wird es mit Alternativen schon richten. 

Sehr gut gefallen hat mir auf der Test­runde und später auf dem Rundkurs, dass die Honda ebenso gut bremst, wie sie auf der anderen Seite am Gashahn performt. Die radial montierten Tokico Zangen leisten hier, in Verbindung mit dem ABS, richtig gute Arbeit. Preis: ab 13.390 Euro / Plus ab 14.890 Euro.

 Honda CB 125 R und CB 300 R Neo Sports Café 

Honda CB300R

Honda CB 300 R Neo Sports Café Ohne Blöße geht es auch ein paar Hubraumklassen tiefer weiter. Denn nach der CB1000R stehe ich nun vor der 300er. Mit fahrfertigen 145 kg ist sie, gegenüber den Mitbewerbern, die leichteste im Felde und zudem perfekt austariert. Das bringt in dieser Klasse Fahrspaß, und zwar schon auf den ersten Metern. Die Honda punktet mit ihrer Handlichkeit und mit einer großen Bandbreite dahingehend, wer die Maschine fahren kann. Der ergonomisch geformte und breite Lenker, wie auch die Fußrastenhöhe bieten Menschen von 160 bis 190 cm gleichermaßen genügend Platz. Auch ein Sozius müsste dabei hinter mir nicht leiden, denn hier sind die Platzverhältnisse ebenfalls mehr als ausreichend. 

Beim Fahren jedenfalls kann man deutlich feststellen, welche Energie Honda aufgewendet hat der mittleren CB die Sporen zu geben. Der aus der CBR300R bekannte, 286 ccm große Antrieb, leistet 31 PS und ist damit der stärkste im Wettbewerbsfeld. Die Performance stimmt also und wird durch die 41er Upside-down-Gabel an der Front und das neue Zweikammerfederbein am Heck in Sachen Stabilität sehr gut unterstützt. Lediglich bei schlechten Straßenbedingungen kann es den Komfort nicht immer halten. Dafür hält das Zweikanal-ABS die Maschine sauber im Zaum, wenn es mal wirklich nötig wird. Die großen und auch hier radial verschraubten Zangen sind standfest und passen ins Gesamtbild des wertig gemachten Bikes. Auch was die Anbauteile angeht, kann die Honda überzeugen und bietet neben der LED-Vollausstattung auch ein digitales Multiinstrument mit Bordcomputer. Am Ende der Probefahrt und einer kleinen Runde auf der Teststrecke liefert sie ein überzeugendes Gesamtbild für die verlangten 5190 Euro ab.

Honda CB125R 

Honda CB 125 R Neo Sports Café Nicht minder viel bietet zum Schluss des CB-Familientages die 125er. Aufbauend auf dem Rahmen, der Gabel, Räder und der Schwinge der 300er, ist die kleinste Neo Sports Café Maschine zumindest hier ganz vorne im Segment mit dabei. Eher im Mittelfeld der Mitbewerber befindet sie sich hingegen mit ihren 13,3 PS. Hier wäre etwas mehr schön gewesen, wobei die Maschine insgesamt wie die 300er in ihrer Klasse mit 126 kg zu den leichteren Achtelliter-
Bikes gehört. Das macht sich wiederum im Kraftstoffverbrauch positiv bemerkbar und führt dazu, dass eine Reichweite von bis zu 480 km möglich ist. 

Beim Design geht Honda den gleichen Weg wie mit den beiden größeren Schwestern, wobei auch hier der Scheinwerfer und die restliche Beleuchtung mit modernen LED-Leuchteinsätzen versehen ist. Das Bike wirkt im Gesamtbild sehr erwachsen und hat zudem als erste 125er überhaupt ein vollwertiges Zweikanal-ABS-System an Bord, das zudem auch noch sehr gut funktioniert. Auf dem Rundkurs in Erlensee wusste sie auf der ebenen Fahrbahnoberfläche zu überzeugen und die Federelemente arbeiteten ausgezeichnet. 

Was jedoch auffiel, war der Motorlauf, denn der Zweiventiler begann ab 7000 Umdrehungen spürbar zu vibrieren. Das änderte sich auch auf der Rundfahrt übers Land nicht. Und wie bei der 300er merkte man das eine oder andere Mal die Federelemente, die etwas auf den Flicken der Straßen zu tun bekamen. Während die Gabel die Fahrbahnoberfläche noch ordentlich verarbeitete, gab das Federbein hin und wieder den einen oder anderen vor allem kurzen Stoß ungerührt nach oben weiter. Doch alles in allem passt das Konzept zum Rest der Familie. Gerade auch, weil die 125er ihren großen Schwestern eins voraus hat. Sie trägt nämlich ihren Auspuff modern und weniger aufgetragen, als Stummel, sehr weit unten. Das schmeichelt der Form und hält den Schwerpunkt günstig tief. Zu haben ist die Honda CB125R Neo Sports Café ab 4.490 Euro inklusive Nebenkosten.

Honda CB 650 R Neo Sports Café

Honda CB650R

Auf dieses Mittelklasse-Modell haben viele Motorradfahrer gewartet. Tolle Optik, DOHC-Vierzylinder-Reihenmotor mit allemal landstraßengerechten 95 PS, LED-Lichttechnik, LCD-Cockpit inkl. Gang- und Hochschaltanzeige für überschaubare 7.990 Euro.

Warum sie am Ende dieser Vorstellung steht? Sie ist zu Druckbeginn 3/19 leider noch nicht im Handel verfügbar und Honda hat uns nicht zur Präsentation im Januar nach Almeria eingeladen. Wir liefern Fahreindrücke mit der CB650R also bei Gelegenheit nach …

Fazit: Honda ist es gelungen mit seinen Neo Sports Cafés eine Motorrad Familie auf die Räder zu stellen, die technisch und optisch perfekt in die heutige Zeit passt. Dass sie dazu noch sehr gut funktionieren ist nicht wirklich verwunderlich und hebt natürlich die Freude am Fahren. Dabei wurden die Preise für die gebotene Performance und die Ausstattungen klug gewählt. Meine Empfehlung: die Maschinen einfach selbst einmal testen und eine eigene Meinung bilden, denn die ist bekanntlich meistens die beste.