aus Kradblatt 12/13
von Clemens Gleich, Chef von www.mojomag.de

Honda-MSX-125Mein untrügliches Gefühl lässt mich die Motorräder des Jahres stets bereits bei ihrer Vorstellung erkennen. Gekürt werden müssen sie natürlich zur besinnlichen Herbstzeit, in der internationale Verleger wie ich traditionell alle sinnlosen Awards verleihen. Eine Runde sekttrunkenen Applaus daher für die Honda MSX 125 (ich nenne sie „Monkeysex“), das Motorrad des Jahres 2013!

Der Herbst ist da, die beste Zeit, sinnlose Awards zu verleihen! Das Motorrad des Jahres zum Beispiel, das ist für mich immer schon bei seiner Erstvorstellung klar definiert. Die Ducati 1199 Panigale war zum Beispiel bereits bei ihrer Vorstellung auf der EICMA 2011 das Motorrad des letzten Jahres. Die KTM 1290 Superduke wird trotz des kommenden Honda-V4-Supersportlers das Motorrad des Jahres 2014, das war schon beim irren Prototypen klar, und ich glaube nicht, dass selbst der hässliche Sauerkrauttopf der Serienversion, die ich nächste Woche fahre (HARRHARR!! Sorry.) das noch niederreißen kann. Und selbst wenn, behaupte ich einfach dasselbe weiterhin, ich bin ja jetzt ein internationaler Verlag und muss mich daher wie einer verhalten. Leider. Pressegesetz. Das Motorrad dieses Jahres des Herrn 2013 jedenfalls ist überhaupt kein solches Geschoss, sondern eine 125er: die Honda MSX 125 „Monkeysex“. Das war schon klar, als sie in Thailand vorgestellt wurde, und dass sich Honda sowas in Amerika und Europa traut, erfreut meine schrumplige schwarze Seele.

Honda-MSX-125 TachoSteht er oder fährt er? Man weiß es nicht.

Wer sich einmal auf die Monkeysex gesetzt hat, dem muss man die Verleihung dieses prestigeträchtigen Awards nicht erklären. Wer noch nicht die Gelegenheit hatte: Es ist die Essenz des Motorradfahrens. Es ist alles dran, was Spaß macht: diese Einfachheit des Konzepts, präsentiert in einer Form, die unterfordert und daher zum Spielen einlädt. Der ganze Rest – fehlt. Fertig. Doch ich möchte dieses wunderbare Kleinkrad auch der technophilen BMW-Kundschaft schmackhaft machen, was mir gelingt durch die folgende Erläuterung der von Honda verbauten Hightech-USPs.

Vergessener Leichtbau

Honda hat eine vergessen geglaubte, unglaubliche Billig-Leichtbautechnik wiederentdeckt. Dabei spart man Gesamtgewicht durch Dinge weglassen! Das da vorher keiner drauf gekommen ist! Deshalb hat die MSX keine Wasserkühlung, keinen Kühler, kein ABS und lässt sehr viel Material durch Schrumpfung weg: Leichtbau durch Kleinbau.

Honda-MSX-125 rotVergessene Kühlung

Wie beim Leichtbau gruben die japanischen Ingenieure tief, bis sie aus Erkenntnissen der alten Ägypter darauf schlossen, dass der Motor ständig von einem praktisch allgegenwärtigen Gas umströmt werden würde, das eine geringe, aber in der Flussmasse nutzbare Wärmeabfuhrkapazität aufweist. Schwarz angemalt und berippt strahlt er außerdem Hitze gut ab und Sympathie aus.

Manuelle Traktionskontrolle
Traktionskontrollen sind ja sehr beliebt, doch nicht alle funktionieren so super, wie sie sich bezahlen lassen. Das liegt an der sogenannten „Elektronik“, von den Kennern unter den Traditionalisten auch „Satanswerk“ genannt. Deshalb verbaut Honda ein revolutionäres Feedback-System: Die Schwinge leitet Schwingungen in den Rahmen ein, die von den für Schlupf besonders empfindlichen Nerven am Anus des Fahrers über den Sitz wahrgenommen werden. Stellt er Schlupf an Hinterrad fest, kann er stufenlos vermittels eines Drehgriffs am rechten Lenkerende das Motordrehmoment regeln, also den Schlupf selbst ein- bis abstellen. Genial!

Honda-MSX-125 GabelHoher Präsenzfaktor

Der BMW-Kunde möchte gesehen werden. LED-Tagfahr-Schminkspiegel­lampen am stets neuesten Modell kommen jedoch schnell sehr kostenintensiv, vor allem, wenn noch die (steigenden!) Preise für ausreichend abriebfeste Warnwestenmodelle bedacht werden. Mit Monkeysex ist das alles unnötig, denn einen Mann auf einem roten Clownsmotorrad übersehen nur noch Autofahrer, die unsere gesetzlich zugelassene Höchst­anzahl von Schlaganfällen am Lenkrad längst überschritten haben.

Serienmäßiger Muschimagnet
Dieses evolutionär wertvolle Feature hat nicht mal die BMW K 1600 GT, und die kommt immerhin mit einem Elvis-Presley-Sound-System! Es funktioniert so: Ein feinstofflich ausgeführter Attraktor sendet die Wellenformen „niedlich“ und „der will nur spielen“ zusammen mit „kümmer dich!“ und „Mann“ aus, die kombiniert einen nicht bewusst wahrnehmbaren, aber vorhandenen Zug auf die Eierstöcke ausüben. Die Muschi muss dem schließlich konstruktionsbedingt folgen.
Virtuellimmanenter Angstzerstäuber
Die Monkeysex ist so klein und doof, dass jeder Anfall von Angst sofort in einen Lachanfall zerstäubt wird. Nützlicher Nebeneffekt: Wirkt auch auf überhöhten Eigenernst in derselben Weise.

Hoffentlich konnte meine kurze, berichtende Liste der wichtigsten Technikbestandteile im Monkeysex auch dem Tourenfahrer klarmachen, warum die Verleihung des Awards „Motorrad des Jahres“ alternativlos im besten politischen Sinne ist. Anderenfalls empfehle ich dringend die Anschaffung des Krads oder eines separaten Eigenernstzerstäubers. Der Barmherzige beschwerte sich, ich solle mir gefälligst mehr Mühe geben mit Fotos. Das nächste Mal, Gerhard, wenn das Fahren langweiliger ist.

Honda MSX 125 2013
Ist: der beste Monkeysex, den du je haben wirst.
Kos­tet: 2.990 Euro (plus Überführung macht 3.175 Euro)
Leis­tet: brutale 10 PS (7,2 kW) bei 7.000 U/min
Stemmt: 11 Nm bei 5.250 U/min aus 125 ccm
Wiegt: 102 kg voll­ge­tankt
Tankt: 5,5 Liter Normal
Hat: als einziges (!) Motorrad seiner Klasse einen serienmäßigen Muschimag­neten und einen flussstarken Angstzerstäuber. Sensationell ist das doch.