aus bma 03/02

von Martin Fey

Honda GB 500 ClubmanMit diesen Zeilen möchte ich den Herren aus der Entwicklungs- und Designabteilung der späten 80er Jahre aus dem Hause Honda noch nachträglich meinen Dank aussprechen. Als Anlass für meinen Bericht nehme ich die Meilenanzeige auf dem Tacho meiner GB 500 Clubman, welche in diesen Tagen die 50.000 erreichte.
Ihre bewegte Geschichte begann irgendwann im Jahre 1989 in Japan, wo man aus Hunderten von Einzelteilen, von denen sehr viele von der älteren Schwester XBR 500 stammen, ein glanzvolles Motorrad im englischem Stil baute. Zusammen mit ihren 4999 Schwestern trat sie eine Schiffsreise über das Meer in die Vereinigten Staaten an. Dort sollte sie nun zwei Jahre als unverkäuflich bei einem Händler im Laden stehen. Der Verkaufspreis war den Amerikanern damals zu hoch. So verlud man sie also wieder mit vielen ihrer Schwestern auf ein Schiff, und so kamen sie über ein anderes Meer offiziell nach Deutschland.

 

Als ein Kollege mir eines Tages erzählte, dass seine Schwägerin eine Clubman zu verkaufen hätte und ich doch ein Motorrad suchte, kam bei mir erst einmal ein Fragezeichen. Mit der Typenbezeichnung GB 500 konnte ich wie wohl sehr viele andere auch zunächst nichts anfangen. Als ich sie dann zum ersten Mal sah, leuchteten aber meine Augen.
Nachdem ich erfahren hatte, dass die Möglichkeit besteht, dieses Motorrad mit einer Zweiersitzbank (meine Frau sollte ja auch ab und an mit) auszustatten, war der Deal gelaufen. Die Vorbesitzerin verkaufte mir das Teil praktisch ohne Wertverlust (ihr alter Kaufvertrag lag zwischen den Papieren). Bei der regelmäßigen Durchsicht dieser Zeitschrift und anderer Motorradlektüre beobachte ich interessiert, dass diese Maschinen immer noch regelmäßig mit sehr niedrigen Fahrleistungen zu stattlichen Preisen angeboten werden. Schon damals prophezeite man mir einen geringen Wertverlust, fast vergleichbar mit dem einer Harley-Davidson. Es ist bekanntlich schon immer etwas teurer, etwas Besonderes besitzen zu wollen.
Honda GB 500 ClubmanAls erstes bestellte ich eine neue Sitzbank mit zusätzlichen Fußrasten. Entgegen der Aussage des Verkäufers, so etwas bekäme ich für 400 DM, musste ich exakt das Doppelte zahlen. Dafür kommt das Teil auch von Corbin aus den USA, der Traditionssattlerei von Harley. Sie sieht sehr gelungen aus, und es sitzt sich prima darauf. Die mitgelieferten Fußrasten waren dagegen völliger Müll. Ich habe sie durch Denfeldrasten ersetzt.
Beim Baurat gab es keine Probleme, da wurde auf wundersame Weise aus einem zulässigen Gesamtgewicht von 270 kg ganz einfach 330 (man rechnet 75 kg pro Person = 150 kg plus 180 kg Leergewicht). Die Investition hat sich nur wenig gelohnt, da meine Sozia hohe Ansprüche an das Wetter zum Mitfahren hat.
Aber eigentlich fährt die Fuhre ja auch nur im Solobetrieb richtig flott. Selbst der Unterschied von einem mit 16,5 Litern vollen Tank zum fast leeren ist spürbar. Zum Glück gehört der Fahrer in die Fliegengewichtsklasse, wodurch die Maschine mit 38 PS ohne Mühe ihre angegebene Vmax von 171 km/h erreicht.
Seit Jahren verbaue ich den Kettensatz für die XBR, da hat das Ritzel einen Zahn mehr. Dies macht die Maschine im Gegensatz zu meiner Zündapp aus der Jugendzeit zwar nicht schneller, beruhigt aber den Motor um 300 Umdrehungen bei Vollast. Somit erreiche ich praktisch nie den roten Bereich des Drehzahlmessers ab 7800 U/min. Mehr habe ich nicht verändert, obwohl die Spiegelausleger sehr kurz geraten sind.
Echte Rennmaschinen haben keinen Mittelständer, sie auch nicht. Für Montagearbeiten kommt sie immer auf eine Holzkiste, und das kommt spätestens alle 12.000 km vor. Dann braucht sie einen neuen Kettensatz mit neuem Bridgestone-Hinterreifen. Es ist nur ein einziger Reifen freigegeben. Bei den schmalen Abmessungen der Reifen mit 90/90-18 vorn und 110/90-18 hinten bezahle ich inklusive Schläuche, da Speichenfelge, nur so viel wie andere für einen Hinterreifen berappen müssen. Auf diesen Pneus lässt es sich phantastisch um die Ecken kratzen, wobei ich aber noch nie etwas angekratzt habe. Längsrillen bringen Unruhe, aber sonst hat sie einen sturen Geradeauslauf.
Honda GB 500 ClubmanEinmal stand ich vor einer Tagesbaustelle inmitten frischem Asphalt. Der ersten enge Kurve, die Auffahrt zur Autobahn, konnte ich nicht mehr folgen. In schöner Schräglage fuhr ich den zum Glück schrägen Bordstein hinauf. Mit einer Enduroeinlage ging es dann mit 80 km/h durchs Gras, um dann sicher wieder auf Teer zu gelangen. Die GB 500 hat einen schön tiefliegenden Schwerpunkt und ihr Handling ist spielerisch. Auch in anderen kritischen Situationen mit manchmal blockierenden Rädern blieben wir beide stets aufrecht.
Ich bringe der Nissin-Scheibe und der Simplex-Trommel mittlerweile ein Urvertrauen entgegen. Zusätzlich steht ja auch noch der 500 ccm-Bremskolben mit fünf Gängen beim Gaswegnehmen zur Verfügung. Im Motor stecken vier Ventile, darum kann der Single sich auch zwei Krümmer leisten. Sein Verbrauch von 4,2 Litern Normalbenzin auf 100 km erfreut mich immer wieder.
Die Zuverlässigkeit hat die Clubman auch gepachtet, im Notfall oder auch zur Freude steht ein Kickstarter zur Verfügung. Aber bereits zu Anfang zerstörten sich die Radlager der Hinterachse. Ich beschleunigte gerade auf der Autobahn, als ein Kettenspanner brach. War aber nicht so dramatisch. Mit dem Hinterrad ging es dann zu einer Hamburger Honda-Vertretung. Nach einer saftigen Rechnung, die auch Ein- und Ausbau mit Probefahrt enthielt (witzig), sahen die mich nicht wieder.
Zwei Jahre später zerlegte sich erneut ein Lager. Diesmal ging es in die freie Werkstatt eines Bekannten. Und dann, wieder zwei Jahre später – richtig – wieder Lagerschaden. Nun aber eine freie Werkstatt in Hamburg gesucht. Herr Schroll rechnete fair ab und stellte fest, dass eine Passhülse in der Achsaufnahme fehlte. Da diese gepresst ist, kann ich diese nicht verloren haben. Also, wo ist sie geblieben? Naja, jedenfalls habe ich seitdem Ruhe. Danke.
Seit einiger Zeit frisst der Motor viel Öl. Leider bekam ich schon die Rechnung für fahrlässige Ölstandskontrolle. Die Wicklung der Lima war eines Tages teilweise durch zu geringe Ölkühlung verschmort. Zum Glück konnte ich eine gebrauchte von einer XBR erwerben. Nachdem ich dieses Jahr zum ersten Mal auch die Bremsbeläge wechseln musste, sehe ich mich künftig nach einer günstigen Alternative zu den sündhaft teuren Honda-Originalteilen um.
Anfang des letzten Jahres kam mir der Gedanke, eine Bonneville könnte meine alte Honda ersetzen. Der freundliche Triumph-Händler bot mir 800 DM beim Kauf einer neuen für die GB. Naja, ich behielt sie natürlich dann doch lieber und tue mich auch weiterhin schwer, ein vergleichbar schönes Motorrad zu finden. Sie soll jetzt eine Motorgeneralüberholung bekommen. So eine Freundschaft werde ich nicht aufkündigen! Bis dass der TÜV uns scheidet…