aus bma 04/04

von Karlheinz Klein

Honda Dax 50Sie ist keine seltene Indian, auch kein in Handarbeit hergestellter Prototyp. Was aber rechtfertigt den Aufwand ein „Häufchen Schrott” wieder auf die Straße zu bringen?
Einige meiner Kumpels fuhren in den frühen siebziger Jahren Kreidler, Hercules und Zündapp, wussten alles über das Schnellermachen und kannten die Unterschiede von kleinen und großen Nummerschildern. Zu jener Zeit war ich Lehrling mit geringem Einkommen und Fußgänger, da alles mit Nummerschild für mich unerschwinglich war. Schon damals wurde meine Aufmerksamkeit auf die Minibikes von Honda gelenkt, die sich mit ihrem 50ccm-Viertaktmotor von den damals üblichen Zweitaktern deutlich abhoben und mit vollkommen eigenständigem Design aufwarteten.
In etwa diesem Zeitraum wurde die Honda ST 50 G Dax produziert, die ich 22 Jahre später in einem bedauernswerten Zustand zu mir nach Hause brachte. Zwischenzeitlich im Besitz von Auto- und Motorradführerschein, wurden andere Fahrzeuge bevorzugt und somit die Dax-Träume verdrängt. Als mir 1996 in einem zufälligen Gespräch eine ST 50 G zum Kauf angeboten wurde, kam mir sofort die Erinnerung an dieses kleine Gefährt mit dicken Reifen, Blechrahmen, hochgezogenem Auspuff und jenen 50 ccm Viertaktsound. Schnell wurden wir uns einig und die Übergabe sollte am nächsten Abend erfolgen. Nach der gegebenen Beschreibung hoffte ich auf einen Scheunenfund, der nach einer gründlichen Reinigung ein Fahrzeug offenbaren sollte, der meine Jugendträume beherrscht hatte.
Der Scheunenfund war dann doch eher ein Leichenfund, zerlegt und keineswegs komplett, mit Farbe aus der Klickerdose übermalt, so richtig was für hartgesottene Restaurierer. Jetzt nur keinen Rückzieher machen, sondern erstmal die Teile nach Hause bringen, notdürftig zusammenstecken und abschätzen was fehlt. Die Fehlteilliste wurde immer länger und irgendwo lag noch ein leerer Zettel auf dem notiert werden sollte was nicht überarbeitet werden musste.
Honda Dax 50Die wenigen Teile, die noch montiert waren, wurden also auch noch entfernt und die Blechteile zum Entlacken in einen entsprechenden Betrieb gebracht. Dort stellte sich heraus, dass nur die Schutzbleche Risse und Beulen hatten, der Blechrahmen aber unbeschädigt und vor allem rostfrei war. Die Lackierung übernahm ein befreundeter Autolackierer und lieferte eine solch gute Qualität, die sich sehen lassen konnte und keinen Vergleich fürchten musste. Den Sitzbankbezug ließ ich von einem Sattler anfertigen, mittlerweile sind wieder Originale mit Honda Schriftzug zu einem günstigeren Preis erhältlich. Alle anderen Arbeiten erfolgten dann in Eigenleistung, wobei keinem Zeitdruck nachgegeben wurde.
Die Zylinderlaufspuren sowie der Zustand von Nockenwelle und Kipphebeln ließen auf eine geringe Fahrleistung schließen, warum die Dax trotzdem irgendwann zerlegt wurde, ließ sich nicht mehr feststellen. Nach dem Einschleifen der Ventile wurde der Motor zusammengebaut und für den Einbau ins Fahrgestell zurecht gelegt. Die meisten Fehlteile konnte ich auf Oldtimermärkten finden. Der Besuch solcher Veranstaltungen und das Durchstöbern von Kleinanzeigen ist bis heute Pflichtprogramm.
Inzwischen ist die „Kleine” fast komplett, nur die „Bauchbinde” und die Embleme stehen noch auf der Fehlteilliste. Auch der Auspuff soll irgendwann mal durch die Chromversion ersetzt werden. Tipps für die Beschaffung erhielt ich kürzlich durch ein Mitglied der „Monkey- und Dax I.G.” einem Zusammenschluss von mehr als 350 Honda Minibike-Begeisterten.
Die ersten Kilometer nach der Restauration konnte ich störungsfrei zurück legen. Die Fahrleistungen sind nicht so, dass einem beim Beschleunigen die Arme langgezogen werden, denn die Motorleistung von 2,1 PS ist mit der Leistungsentfaltung und dem Sound entsprechend „vornehm zurückhaltend”. War sie beim Roller- und Kleinwagentreffen in Cloppenburg über lange Zeit die einzige Dax auf dem Gelände, könnte sich das bald ändern. Heute ist meine Dax immerhin schon 29 Jahre alt, sieben Jahre davon in meinem Besitz und es gibt absolut keinen Grund uns zu trennen.