aus bma 02/04

von Michael Pötzl

CX 500 restauriertUnser Söhnchen teilte uns mit, wo er nun bald 18 ist, dass er auch den Führerschein machen wolle. Und, oh Wunder, auch den Einser. Wir hatten ihn schon frühzeitig genötigt mitzufahren, aber so richtig begeistert war er eigentlich nie. Da ich mich seit einigen Jahren mit den CX 500 Modellen beschäftige, lag es nahe, dass er seine ersten Gehversuche auch auf einer CX machen sollte. Die Vorgabe für das Projekt war klar: eine möglichst komplette und billige CX zu finden.
Bei einem Händler stand sie dann in der hintersten Ecke. Rostig von vorne bis hinten, Reifen abgefahren, Motor 98.500 Kilometer. Geschenkt eigentlich noch zu teuer, wechselte sie für 100 Euro den Besitzer.
Am 19. und 20.3.03 wurde die CX komplett zerlegt und in den Keller verfrachtet, frei nach dem Motto: Platz ist in der kleinsten Hütte. Beim Zerlegen stellte sich schnell heraus, dass die CX überreichlich vom Rost befallen war.
20.4.: Rahmen, Schwinge, Haupt- und Seitenständer zum Pulverbeschichten, sowie Reling hinten, Fußbremshebel, Wasserrohr außen und die Halteplatten vom Kühler beim Galvanikbetrieb meines Vertrauens abgegeben.
An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an meinen guten Freund Marian Rybak, der den Tank, die Verkleidung, beide Seitendeckel und das Bürzel lackiert hat. Auch hat er die Sitzbank neu bezogen und mir bei der gesamten Restauration sehr geholfen.

In den darauffolgenden Tagen standen etliche Reinigungsarbeiten an. Und weil man ja ein bisschen bescheuert ist wurden alle Embleme per Hand bemalt und mit Klarlack versehen.
Zwischendurch hat unser Söhnchen vorsichtig angefragt, was ich denn da immer so lange im Keller machen würde. Und ich habe ihm erst einmal klargemacht, dass das Motorrad älter ist als er und er einen gewissen Respekt dem Motorrad gegenüber haben sollte. Außerdem wollte ich wirklich jede Schraube einzeln persönlich mit Namen kennenlernen. Da war zum Beispiel die Schraube „Hotte”. „Hote” ist eine sehr wichtige Schraube und „Hotte” sagte zu mir: „lege mich da hin und du findest mich bestimmt nicht wieder!”
CX 500 vor der RestaurationAls ich „Hotte” brauchte, musste ich eine halbe Stunde suchen (Platz ist in der kleinsten Hütte, ha ha).
28.4.: Die Teile vom Pulverbeschichten abgeholt und zum Gewindenachschneiden abgegeben und die Lichtmaschine zum Neuwickeln verschickt.
29.4.: Rahmen und die anderen Teile abgeholt. Die inzwischen komplett überholte Gabel, Schwinge mit neuen Lagern, Batteriehalter, Luftfilterkasten, usw. angebaut.
In den darauffolgenden Tagen wurden die restlichen Teile angebaut. Lenker, Hauptbremszylinder RC36, Konis, Rad hinten, polierter Kardan, Kabelbaum, Bremse entlüftet, usw.
Gleichzeitig wurde der Motor komplett zerlegt, alle Papierdichtungen wurden selber gemacht. Bei den Zylinderkopfdichtungen musste ich erst einmal eine Grundsatzdiskussion mit Kumpel Rybi führen. Ich habe mich durchgesetzt und den Zylinderdichtsatz von Honda bestellt.
Glücklicherweise waren die Nockenwelle und Kurbelwelle in gutem Zustand, so dass sie wieder eingebaut werden konnten. Die Ventile wurden neu eingeschliffen und mit Schaftdichtungen versehen. Steuerkette, alle Simmerringe und Papierdichtungen wurden neu gemacht, das Getriebe überprüft und der Motor zusammengebaut.
Ohne Öl den Motor zum Glasperlstrahlen gebracht, in der Zwischenzeit einige Teile poliert, den gereinigten Vergaser eingebaut, Gas und Chokezug verlegt.
10.5.: mit Rybi und Schippi die CX aus dem Keller geholt.
12.5.: den Motor vom Glasperlstrahlen geholt, Silikon entfernt und alle Schrauben gegen VA-Schrauben ausgetauscht und Öl aufgefüllt.
16.5.: Motor aus dem Keller ans Tageslicht befördert und eingebaut, Kühler angebaut, Schellen festgezogen und Kühlflüssigkeit eingefüllt. Noch war alles trocken, aber nach 10 Minuten tropfte aus der linken Seite Kühlflüssigkeit raus. Kommando zurück: Kühlflüssigkeit wieder ablassen, Kühler wieder abbauen und nachsehen, Schräubchen festziehen. Die ganze Prozedur habe ich dreimal gemacht immer mit dem gleichen Ergebnis: Laut fluchend die Brocken in die Ecke gefeuert und Söhnchen erst einmal mitgeteilt, dass er frühestens Weihnachten 2004 mit dem Motorrad rechnen könne.
Am Samstag wollte ich erstmal auf die Crosspiste, aber der Aufenthalt war kurz, weil mir der Kickstarter abgebrochen ist. Also ziehen wir Weihnachten vor und machen uns über die CX her. Der Fehler war schnell gefunden: ein O-Ring hatte sich verkeilt. Neuer O-Ring rein und juhuu, sie ist trocken. Batterie rein und Elektrik überprüfen. Wenn ich links blinke geht der Blinker vorne links und hinten rechts… mal was Neues. Der Scheinwerfer wollte auch nicht so richtig, aber alle Kupferwürmer wurden nachhaltig vertrieben. Die Stunde der Wahrheit naht: Zündschlüssel rein, umdrehen und beim dritten Startversuch nahm der V 2 willig seine Arbeit auf. Standgas noch etwas höher stellen und der Jungfernfahrt stand nichts mehr im Wege. Alles funktioniert so wie es sein soll.
Söhnchen nach unten beordert: da, fröhliche Weihnachten… Sabbernd und geifernd stand er vor der CX und brachte nur ein Wort heraus: „MEINS!”
Ungefähr 20 Minuten habe ich Söhnchen erklärt was alles neu eingebaut wurde und welche Extras er an dem Moped hat. Und dass es nur eine Dauerleihgabe ist, wenn er irgendwelche Fürze im Kopf hat und nach einiger Zeit meint er müsse nun Fireblöd, Hayabusa oder sonst welche Mopeds der Knieschleiferfrakion haben, bekomme ich sie zurück.
Dem TÜV sehe ich gelassen entgegen, schließlich ist alles neu.
Die Kosten…, darüber möchte ich mich in Schweigen hüllen, nur so viel sei verraten, eine CX in dem Zustand bekomme ich dafür nicht.
Obwohl ich selber keine CX mehr fahre, steht unsere Tochter schon in den Startlöchern, ist sie doch gerade 17 geworden, und was sollte sie anderes fahren als eine CX 500 C. Dafür suche ich noch eine CX 500 C mit Motorschaden, in miesem Zustand und möglichst billig, weil: „Never change a winning twin!”