aus Kradblatt 6/20 von Axel Einfeldt
Restaurierung eines Mauerblümchens
Nach vielen Jahren mit einer 240 kg schweren V2-Suzuki aus den Neunzigern wurde es Zeit für etwas Leichteres, unbedingt im Klassikstil.
Es fand sich als Zwischenlösung eine Honda CB 400 N von 1984. Und die lief trotz 98.000 km einwandfrei.
Bei der Suche im Netz tauchte dann in der Nähe von Stade 2018 eine Honda CB 400 T (Twin) von 1978 frisch aus der Scheune auf. Ein damals ungeliebtes Modell noch im alten Stil mit Metallkotflügeln usw. Die gab es nur 1977 und 1978 und wurde selten verkauft. Danach fing es an mit Kunststoffverkleidungen um die Sitzbank herum und das Rücklicht wurde darin integriert (die CB 400 N).
Die CB 400 T hatte nach 20 Jahren Standzeit nur 25.000 km auf dem Tacho. Genau richtig in rotmetallic mit vielen Chromteilen. Angeblich eine Farbe für ältere Semester – na, dann habe ich ja richtig gewählt. Allerdings sind hier zurzeit alle fahrbaren Untersätze rot, egal ob mit 2 oder 4 Rädern. Das kommt auch daher, weil es um 1980 die meistverkaufte Farbe war und die meisten unserer Fahrzeuge aus dieser Zeit stammen.
Die Neue wirkte auf den ersten Blick nicht so schlecht – starker Rost war sichtbar an der vorderen Radnabe, an den hinteren Federn sowie an allen anderen Chromteilen. Auch der Anlasser setzte aus, sie hat aber noch einen Kickstarter.
Erstmal wurde der automatisch einklappende Seitenständer auf normal umgebaut. Dazu musste ein Seil einen Schalter betätigen, der die Zündung bei nicht eingeklapptem Ständer stoppt. Und der sehr kurze Ständer wurde durch eine Mahagoniplatte verstärkt. Ein Hauptständer ist serienmäßig vorhanden. Dann bekam sie neue Reifen in klassischer Optik von Heidenau, die Vergaser wurden gereinigt und Kleinigkeiten für den TÜV gemacht. Aber an richtiges Fahren war nicht zu denken: kein Leerlauf, Stottern beim Beschleunigen usw.
Also ging es zum Winter daran, alles einmal total zu zerlegen. Leider auch den ganzen Motor, denn der Anlasserfreilauf sitzt mit Rollen auf der Kurbelwelle und die mussten erneuert werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Rollen sich auch seitwärts in die Kurbelwelle eingearbeitet hatten. Neue Welle? Nein danke! Erstmal überlegt, eine gehärtete Scheibe besorgt, mühsam auf das passende Maß geschliffen, an der Kurbelwelle entsprechend einen Millimeter seitlich abschleifen lassen und alles war gut.
Auch Verschleißteile wie Antriebskette, Züge, Kupplungsscheiben und Dämpfergummis in den Ausgleichwellengewichten wurden gewechselt. Einige Chromteile wurden in Venlo/NL neu verchromt. Roststellen an den Tankkanten wurden ausgebessert, wobei ein Ansprühen mit dieser Lackart unmöglich ist – die Grundfarbe Silber ist dazu nötig. Also musste ich herumprobieren und tricksen. Die rote Grundierung wieder entfernt, mit heller ging es schon mal besser. Trotzdem waren ca. zehn Durchgänge nötig, bis der Übergang nur noch für mich sichtbar war.
Motorgehäuseteile wurden mühsam mit Bohrmaschine und Vorsätzen in sämtlichen Größen in der heimischen Garage poliert. Glatte Flächen polieren geht total easy aber all die kleinen Rundungen erfordern stundenlangen Zeitaufwand. Zylinder und Zylinderkopf wurden von mir selbst gesandstrahlt. Die raue Oberfläche der Ansaugkanäle im Zylinderkopf glättete ich. Nach dem Zusammenbau habe ich alles hübsch mit Motorklarlack von RH lackiert.
Passende Ersatzteile wie Simmerringe und allerhand Kleinkram kamen aus Holland von CMSNL, die auf alte Japaner spezialisiert sind (www.cmsnl.com) sowie von Matthies in Hamburg.
Die Vergaser haben leider eine fest eingepresste Leerlaufdüse, die dünnen Bohrungen von dort Richtung Drosselklappe ließen sich auch im mehrmaligen Ultraschallbad nicht reinigen, also wurden gebrauchte Vergaser beim freundlichen Motorradfachmann Gilly in Geesthacht gekauft und eingebaut. Motorschutzbügel und Gepäckträger, beides damals von der Firma Schuh aus Frankfurt hergestellt, konnten besorgt werden und wurden auch neu verchromt. Ganz viele Teile wurden aufpoliert, Rost überall am Chrom ließ sich dank guter Japanqualität entfernen. Kleine Aufkleber an Gepäckträger und Stoßdämpfern wurden nachproduziert.
Zur Sichtverbesserung dienen Rückspiegel von Louis mit längeren Armen. Die kleine Windschutzscheibe ist sehr praktisch. Die Sitzposition ist angenehm und auch die Mitfahrerin sitzt sehr bequem auf der durchgehend breiten Sitzbank.
Die Fahreigenschaften entsprechen denen der 1970er Jahre. Die Einscheibenbremse vorn ist trotz neuen Sinterbelägen mau, die Trommelbremse hinten arbeitet gut, die Federung ist etwas trocken und vor Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h kann die Maschine schon mal pendeln. Aber bis 130 km/h fährt sie sich leicht und angenehm. Eigentlich ist das mit 400 ccm ja ein kleiner Motorradmotor, aber dieser ist nicht gedrosselt, läuft wie ein Uhrwerk und zieht auch im 5. Gang ab 2000 U/min sauber durch. Bei 90 km/h dreht er mit einem größeren Ritzel vorn (17 statt 16 Zähne) jetzt nur 5000 U/min.
Bei norddeutschem Regen ist die Besatzung dank richtiger Kotflügel gut geschützt. Der Verbrauch liegt um die 5 Liter/100 km. In diesem Jahr wurden mit der CB schon angenehme 3000 km zurückgelegt. Der Zustand ist jetzt fast wie neu und so original wie damals. Der gesamte Aufwand der Restaurierung liegt bei ca. 1.300 Euro – nicht gerechnet die vielen Winter-Arbeitsstunden.
Es ist doch schön zu sehen, dass es heute viele neue Maschinen in angenehmer Retro-Optik gibt. Dazu gönnte ich mir einen neuen Klapphelm von Nolan. Sowas habe ich bisher immer verschmäht – wieso eigentlich, ist doch superpraktisch?!
Und als kleines Highlight wird die Maschine den Winter mit Zustimmung meiner Frau schön im Wintergarten verbringen dürfen. Gute Fahrt für alle wünscht
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In eigener Sache – von Marcus Lacroix
Über den Leserbeitrag von Axel habe ich mich sehr gefreut, denn so eine seltene Honda CB 400 T – nicht zu verwechseln mit der bekannten CB 400 N oder dem Softchopper CM 400 T – war mein erstes Motorrad. Gefahren von Oktober 1986 bis August 1987 auf 25.000 km. Fette 27 PS, das erste Mal in den Acker, das erste Mal ins Ausland und überhaupt …
Den Klasse 1 Schein hatte ich damals schon seit ein paar Monaten in der Tasche aber kein eigenes Motorrad. Ein Freund besaß die CB 400 T und irgendwann brauchte er Geld. Ich glaube, ich habe ihm inkl. einer mir zu großen Lederkombi und Stiefeln einen Tausender (DM) dafür gegeben. Den Motor hatte er vor kurzem überholt, doch leider bei der Montage der Kolben die Kolbenbolzensprengringe vergessen. Mr. Jim Beam war daran mitschuldig – Lehrstunde: don’t drink and wrench! Den Geräuschen schenkte er keine Beachtung und als ich die Maschine kaufte war der Motor (Zylinder/Kolben) wieder hin. So lernte ich mit meinem Vater (bzw. von ihm) das Schrauben an Motorrädern.
Probleme gab es mit der Kleinen keine und als Anfängermotorrad macht man mit den alten Hondas eh nichts falsch. Technisch simpel aufgebaut und sehr zuverlässig, lernt man Arbeiten wie Ventile einstellen oder Ölwechsel sehr schnell. Den Bolzen des Ölfiltergehäuses mit dem kleinen Schraubenkopf sollte man aber gegen ein Zubehörteil tauschen, der ist schnell „rund“ geschraubt.
Steht man heute vor der 400er, kommt sie einem viel kleiner vor als damals, als die große Freiheit begann. Genau wie der Rest der Welt …
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Kommentare
2 Kommentare zu “Honda CB 400 T, Bj. 1978”
Hallo,
ich habe mich sehr über diesen Bericht gefreut, da ich auch noch so ein altes Schätzchen in der Garage habe.
Das Motorrad ist seit 1979 in meinem Besitz und wurde
bis vor einigen Jahren noch regelmäßig gefahren.
Vielleicht ist ja ein Oldtimer-Fan daran interessiert, denn zum Rumstehen ist sie eigentlich zu schade.
Das Motorrad hat die 43 Ps Nockenwelle und 30000 km gelaufen.
Liebe Grüße
Marion Schickhoff
Wunderschöne Restaurierung. Tolles Bike.
War ein Könner am Werk. Mit viel Liebe zum Orieginal.
Würde gerne mal Kontakt auf nehmen.