aus Kradblatt 7/24, von Kai-Ingmar Weikert
Knapp vier Jahre und was dann?

Im August 2019 war es endlich soweit. Ich durfte meine nagelneue Harley-Davidson Breakout FXBRS in Empfang nehmen. Ein schönes Gefühl aber natürlich mussten wir beide uns erst aneinander gewöhnen. Rund 1.868 ccm standen mir nun zur Verfügung, wobei mich die Sitzhöhe von Anfang an begeistert hat. Was hatte ich im Vorfeld nicht alles gelesen? Z. B. dass das Handling der Breakout gewöhnungsbedürftig sei. Ich kann nur sagen, ich bin von Anfang an mit diesem Motorrad sehr gut zurechtgekommen. So war es auch nur logisch, mit diesem Bike viel zu fahren. Das klappte auch bis zum März 2020 ganz gut.
2020 kam Corona und damit auch die entsprechenden Beschränkungen. Wann immer möglich, saßen wir aber auch in dieser besonderen Zeit auf unseren Motorrädern. Mal durften wir nur in Hamburg fahren, mal nur in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen. In dieser verrückten Zeit entstand die Idee, wenn schon alles geschlossen hat, dann erkunden wir doch wenigstens die besten Graffitiplätze der Stadt & der Umgebung und fotografieren noch nebenbei unsere Bikes. So entstand ein Sammelwerk an vielen schönen Bildern. Nicht nur von mir, sondern von allen Bikern, mit denen man in dieser Zeit unterwegs war. Das erste Jahr mit meiner Breakout war ich somit zwangsweise fast nur in Hamburg und der näheren Umgebung unterwegs. An echte Langstrecken war zu der Zeit in Deutschland bzw. Europa nicht zu denken. Zum Jahresende 2020 hatte ich rund 10.000 km auf dem Tacho.

Das änderte sich im folgenden Jahr und so ging es 2021 wieder los mit den längeren Touren. Als erstes fuhr ich mit drei anderen Bikern, Uwe, Olli & Timm, durch Schleswig-Holstein. In einem Magazin hatte ich von einer sogenannten „Weltreise“ gelesen. Diese Tipps baute ich so aus, so dass wir in „48 Stunden um die Welt reisen“ konnten. An einem einzigen Wochenende bereisten wir als Rundkurs so klangvolle Namen wie Berlin, Bali, Kamerun und die Walachei, um nur einige Beispiele zu nennen. Aber auch Kulturelles durfte nicht fehlen, wie z. B. ein Besuch der Bräutigamseiche oder dem Mekka aller Mopedfahrer, nämlich Süderbrarup. Und das alles nur in unserem nördlichsten Bundesland! Und kaum waren wir zu Hause, da stand bereits fest, nächstes Jahr machen wir das wieder! Warum? Weil wir auf dieser Tour bereits neue „Fernziele“ notieren konnten, die ebenfalls mit auf die Liste für 2022 mussten.

Die zweite Jahreshälfte war geprägt von sehr vielen Ausfahrten nach Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und natürlich Schleswig-Holstein. Wir hatten schließlich alle Nachholbedarf. Als Beispiel wäre hier die gemütlichste Bushaltestelle des Nordens zu nennen, die man in Beidenfleth findet. So endete das Jahr 2021 bei mir mit rund 18.500 km.
Am 21. Februar 2022 schneit es in HH. Aber schon zwei Tage später, am 23. Februar, waren die Straßen wieder frei und es reicht, um mit meinem Kumpel Üni in knackig-kalter, aber trockener Luft einen kleinen Ausflug zum Zollenspieker zu unternehmen. Umso besser schmeckt der heiße Kaffee. Einen Tag später beginnt der unsägliche Krieg in der Ukraine.
Bevor ich in die Saison 2022 starten konnte war aber erst mal bei 20.000 km ein Satz neuer Reifen fällig. Vorne hätte noch nicht nötig getan, aber die Laufleistung des Standardgummis von Harley fand ich schon sehr gut, gerade beim Hinterrad. Übrigens auch bei Regen.

Ich liebe ja diese Tourenplanung und so war es nur logisch, den 2. Teil unserer Weltreise für 2022 zu planen. Auch diesmal war unsere Bucket List mit klangvollen Namen bestückt, wie Grönland, Schweden, Brasilien und Kalifornien aber es gab auch wieder Kulturelles, wie z. B. das Denkmal für Otto von Bismarck.
Aber das war quasi nur die Aufwärmrunde für den Sommer 2022. Es sollte noch weiter in den Norden gehen. Eine kleine verschworene Gemeinschaft in Hamburg pflegt alljährlich eine Ausfahrt unter dem Namen „Baltic-Sea-Run“. Es gibt nur ein grobes Ziel, keine Reservierungen und man fährt einfach los. Der Rest wird unterwegs entschieden. Ich liebe das. So ging es von Hamburg aus über Kolding, Odense nach Malmö. Von dort weiter in nördlicher Richtung nach Mölle mit dem Vogelschutzgebiet Kullaberg und von da aus erst mal stramm nach Osten Richtung Karlskrona, unserem Zielort. Die Heimreise führte uns über Kristianstad, Kopenhagen und Puttgarden zurück nach Hamburg. Fazit: In drei Tagen 1.600 km. Und die Breakout hat mich brav überall hingebracht. Die vielen Eindrücke & Begegnungen, die sich auf solch einer Tour ergeben, sind kaum in Worte zu fassen. Ich kann nur jedem empfehlen, einfach mal machen! Das Leben ist wirklich zu kurz, um nur davon zu träumen.

Auch in 2022 gab es im 2. Halbjahr viele Tagestouren, z. B. nach Herrmannshöhe an die Ostsee aber auch Dagebüll oder das Eidersperrwerk waren lohnende Ziele. Zum Blue Port in Hamburg war der Weg natürlich kürzer.
Im Herbst 2022 fiel der Startschuss für unsere Harztour. Sehr zu empfehlen ist dabei ein Stopp in Salzwedel, um bei einer heißen Tasse Kaffee und reichlich Baumkuchen neue Kraft zu tanken. Wer Kurven liebt und noch nie im Harz war, dem kann man nur empfehlen, dies zügig nachzuholen. Obligatorisch fand unsere Tour im Schnitzelkönig von Langelsheim ihren Abschluss. Ende 2022 blieb der km-Zähler bei rund 28.500 km stehen.
Nach rund 29.000 km war Anfang 2023 ein neuer Ölkühler fällig. Nicht, weil der Ölkühler nicht mehr wollte, sondern weil die Lamellen durch zahlreiche Steinschläge sehr stark beschädigt waren. Aber das war es dann auch. Die Saison 2023 konnte kommen.
Ahhh, doch nicht ganz. Denn bei rund 30.000 km waren die vorderen Bremsbeläge endlich mal fällig. Nun aber, jetzt konnte es wirklich losgehen. Es folgten die üblichen Touren durch Schleswig-Holstein, so lohnt z. B. eine Pause am Nord-Ostsee-Kanal im Kaffee „Kanal 33“.
Planerisch war es nicht so gewollt, aber im September ergab es sich, zwei Mal in den Harz zu fahren. Natürlich war das anstrengend, aber wenn man auf beiden Touren mit gutem Wetter belohnt wird, dann gibt’s nur einen Gedanken: gerne wieder! Uns so endet mein Harley-Davidson Breakout Kapitel Ende 2023 bei ca. 38.000 km.
Mein Moped hat inzwischen einen neuen Besitzer gefunden und ich hoffe sehr, sie ist in guten Händen. Verdient hätte sie es.

Wie fällt mein Fazit nach knapp vier Jahren aus? Mich hat meine Breakout sozusagen „geräuschlos“ durch die Zeit transportiert, obwohl ich das besagte Knöpfchen am linken Lenkerende habe. Aber ihr wisst, was ich meine. Über Verschleißteile müssen wir nicht reden und von daher kann ich nur ein absolut positives Fazit über dieses Motorrad ziehen. Mit dem M8 Motor ist Harley ein großer Wurf gelungen.
Wie so oft im Leben, geschieht vieles ungeplant. Das Kapitel Breakout habe ich 2023 geschlossen und in 2024 begann ein neues Kapitel, das da heißt: Harley-Davidson Street Glide (FLHXSANV). Ende Januar erfolgte die Übergabe und obwohl das Wetter in den ersten Monaten des neuen Jahres geprägt war von viel Kälte und Nässe, konnte ich die ersten 1.000 km schnell abspulen. Auch für 2024 steht wieder eine Weltreise an. Es bleibt also spannend.
Was mich am Motorrad fahren fasziniert? Egal wo man Pause macht, man kommt sofort ins Gespräch und hat mit dem Gegenüber direkt eine gemeinsame Basis. Egal, welche Marke er oder sie fährt. Das finde ich einfach großartig. Und deswegen bin ich dankbar für die vergangenen 45 Jahre, die ich nun durchgehend Motorrad fahren durfte. Es waren immer auch im wahrsten Sinne des Wortes „bewegte Zeiten“.

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