aus Kradblatt 8/19, Text: Ralf Müller
Bilder: Peter Gallitschke, Christoph Leu, Horst Schwörer, Peter Hilbig, Wolfgang Decker, Konrad Reiser, Roland Sachse

Über die höchsten Straßen und Pässe der Welt

Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern

Und da war es wieder, dieses prickelnde Gefühl auf der Haut, als beim Anlassen der 13 Motoren der Putz von den maroden Häuserfassaden bröselte. 

Es ist 5 Uhr früh und da herrschen noch die Straßenköter-Gangs über das Viertel, deren schlecht gelaunte Anführer uns aus dem morgendlichen Delhi scheuchen. Bevor der Riesenmoloch zum Leben erwacht, sind wir bereits auf dem State Highway Nr. 44 wo jedoch schon in den Morgenstunden reges Treiben herrscht. Für Jemanden, der noch nie in dieser Gegend war, muss es anmuten wie in einem Kriegsgebiet, beim Betrachten der Einheimischen jedoch lässt sich nichts außergewöhnliches feststellen, alles in Ordnung, Alltag und Routine, der ganz normale Wahnsinn eben. 

Das erste Frühstück hatten wir heute ausnahmsweise im Stehen an der Hotel Rezeption eingenommen. Chai, Instantkaffee, Masala Omelette und Butter-Jam Toast, guter indischer Standard. Aber trotzdem, heute gibt es gegen 8 Uhr noch ein zweites Frühstück, auch um die ersten Eindrücke zu verdauen.

Es ist die 1. von 13 Etappen, die uns von Delhi aus nach Srinagar in Kaschmir über den berühmt-berüchtigten Manali-Leh-Highway führen werden. 

Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Berühmt-berüchtigt deswegen, da es einige Pässe mit über 5000 Metern zu überwinden gilt, die Straßen sich in bedenklichem Zustand befinden, da Schmelzwasser alle Straßen in reißende Flüsse verwandeln kann, da Erdrutsche das Weiterkommen be- oder verhindern könnten. Außerdem ist die politische Situation im islamischen Kaschmir sehr instabil und die Bilder von westlichen Touristen, die 1990 entführt und geköpft wurden, sind noch nicht ganz erloschen. Der indische Fahrstil tut sein übriges um ein gewisses Unwohlsein in der Magengegend noch zu verstärken. Einzige Hoffnung an diesem Morgen ist unser Tourguide Roland von EnfieldTours.de aus dem Schwarzwald, der mit seinem Optimismus, seiner guten Laune und seiner Erfahrung auf indischen Straßen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, was uns wiederum mit Vorfreude unserem 17-tägigen Abenteuer durch das indische Himalaya entgegensehen lässt.

Indische Autobahnen sind ein Thema für sich, grasende Kühe am Rand- und Mittelstreifen sind so normal wie Gegenverkehr auf der eigenen Spur, nur um einen Umweg von ein paar Kilometern zu vermeiden. An Fahrzeugen sieht man eigentlich alles was Räder hat, nicht einmal Rollstuhlfahrer werden ausgegrenzt. Wichtigste Verkehrsregel: Der Größere oder Schnellere hat Vorfahrt. Alles andere erklärt sich aus der jeweiligen Situation, das heißt zum Beispiel, dass die Spur auf der Autobahn dort verläuft wo Platz ist.

So dauert es nicht lange und es macht sich eine kleine Freude über den unkonventionellen und anarchisch organisierten Verkehr breit. Wichtigstes Zubehörteil ist selbstverständlich eine kräftige Hupe, wobei auch das richtige Betätigen des Signalhorns gelernt sein will: Kurzes einmaliges Antippen kann ein freundliches „Grüß Gott“ bedeuten oder in Verbindung mit einem typisch indischen Kopfwackler auch Anerkennung für das Fahrzeug oder dem was darauf transportiert wird. Einmal kurz und einmal lang kann bedeuten Vorsicht ich überhole dich, bitte nicht ausschwenken. Ein langes Hupsignal mit kurzen Unterbrechungen für Flüche aller Art sollte man immer sehr ernst nehmen, es kann bedeuten Fahrer ist zu allem im Stande, Platz machen und wenn möglich auch nicht zu irrationalen Gegenmaßnahmen provozieren lassen.

Royal Enfield Himalayan - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Eine Überraschung ganz anderer Art ließ nicht lange auf sich warten, als nämlich eine bedrohlich schwarze Wolke immer näher auf uns zuhielt. Die Entscheidung unsere Ganzkörperkondome überzustreifen kam einige Sekunden zu spät. Das eindringende Nass hat sich in wenigen Augenblicken bis zur Unterwäsche vorgearbeitet. Das Gute daran, das Wasser hatte schon vor dem Eindringen Körpertemperatur und der warme Fahrtwind wirkte wie ein Fön.

Der diesjährige Monsunregen möchte wohl alle Rekorde schlagen, denn binnen kürzester Zeit wird die Autobahn zu einer riesigen Badewanne mit bis zu 30 cm hochstehendem Wasser. Unter solchen Umständen würden deutsche Autobahnen sicher für den Verkehr gesperrt, doch nicht so in Indien, wie gesagt der ganz normale Wahnsinn. Die 3 bis 4 Meter hohen Wasserfontänen der durchpreschenden LKWs sorgen für ausreichende Belustigung unter uns, denn noch nasser können wir ohnehin nicht mehr werden. Es dauert kaum länger als 2 Stunden bis uns der warme Fahrtwind wieder trockengeföhnt hat. Incredible India.

Hinter Chandigarh verlassen wir die Autobahn um uns und die Bikes auf einer Nebenstraße 20 Kilometer lang in richtig tiefen Schlammpfützen zu suhlen, während die untergehende Sonne uns entgegenlächelt. Unser Hotel liegt auf den ersten Ausläufern des Himalaya in ca. 1000 Metern Höhe und das 2-tägige Dampfbad hat ein Ende, die Nacht ist erholsam kühl.

Doch auch der 2. Fahrtag spart nicht mit Strapazen in Form endloser LKW-Kolonnen, die es zu überholen gilt. 

Um uns jedoch nicht unserer Urlaubsfreuden zu berauben führt uns unser Guide auf einer kleinen Bergstraße, die kaum mehr als ein Feldweg ist, durch die atemberaubend schönen Landschaften des südlichen Himalaya. Da die Erde hier äußerst fruchtbar ist, trotzen die Einheimischen Bauern hier selbst in den steilsten Hängen und Hochlagen noch ein paar Meter Land ab.

Kein Lärm und Dieselruß trübt hier die Gemüter der Menschen, es hat eher den Anschein, dass sich die erhabene Schönheit der Landschaft in deren Gesichtern und Gestalten widerspiegelt. 

Begegnung - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield MotorrädernEine Kurve reiht sich an die andere und Natur pur erfreut das Motorradfahrerherz, bis wir in Bajaura ins Kullu Tal einfahren, dem wir bis Manali folgen.

Bei den vielen Foto-Pipi-Rauch-Pausen kamen wir dort erst in der Dämmerung an. Das tosende Rauschen des gewaltig angeschwollenen Kulluflusses führte uns die mächtigen Kräfte der Natur vor Augen, die ihre ganz eigene Schönheit besitzt.

Um den Körper langsam an die Höhe anzupassen legen wir hier in Manali auf 2000 Meter einen Ruhetag ein. So bleibt genug Zeit sich die nähere Umgebung anzuschauen. 

Hauptattraktion sind die Jogini Falls zu denen uns Roland voller Begeisterung führt. Der Aufstieg ist anstrengend und schweißtreibend doch die seltene Gelegenheit sich hinter einem gigantischen Wasserfall hindurch zu bewegen will sich keiner entgehen lassen. Ein Bad in den heißen Quellen von Vashisht rundet das Programm vorzüglich ab und auf der Dachterrasse unseres Hotels lassen wir uns mit dem internationalen Angebot der Speisekarte verwöhnen. 

Es sind die vorerst letzten Bierchen die wir trinken, denn ab morgen herrscht Alkoholverbot. Die erste Hochetappe steht bevor und somit steigt eben auch das Risiko für die lebensbedrohliche Höhenkrankheit. Und da versteht unser Tourguide eben absolut keinen Spaß mehr, wenn es um die richtige Vorbereitung geht, wie eben auch das Alkoholverbot ab einer Höhe von 3500 Metern.

Es geht über den ersten richtigen Pass mit 4000 Metern, der die Wetterscheide zwischen der südlichen Monsun- und der nördlichen Trockenzone bildet.

Bei der grandiosen Auffahrt am nächsten Tag geben die hochziehenden Wolken nur gelegentlich die Sicht frei und die einzelnen Felsflanken ragen wie Inseln aus dem Wolkenmeer empor. Kurz vor dem Gipfel bekommen wir auch noch himmlisches Geleit in Form eines Steinadlers, dem es sichtlich Freude bereitet uns mehrere Kilometer auf dem Weg nach oben zu begleiten. 

Die Wolkenschwaden durch die wir immer wieder hindurch fahren schaffen es nicht bis hoch auf den Rothangpass (Leichen-Berg) und wie von Roland vorhergesagt herrscht ab hier ein völlig anderes Klima. Kristallklare Luft, blauer Himmel und Sonnenschein überstrahlen unsere Abfahrt in Richtung Keylong und spätestens hier kommen unserer Offroad Freunde so richtig auf ihre Kosten: Tiefe Fahrspuren in dickem Schlamm, Geröll und Wasserdurchfahrten erfordern volle Konzentration und Körperspannung. LKWs und Jeeps blockieren Engstellen, deren Fahrer zu tiefe Schlaglöcher mit herumliegenden Felsbrocken ausbessern. In Anbetracht der mächtigen Dieselrußwolken der aufheulenden Motoren lässt einen die hiesige Euro 6 Diskussionen nur noch schmunzeln. 

Und wie von Zauberhand dahin gemalt, erscheint vor unseren Vorderrädern astreiner Asphalt in Topqualität. In breiten Spitzkehren wedeln wir in Skifahrermanier immer tiefer ins nordindische Hima­laya. Die Landschaft wird merklich karger und Ackerbau ist nur noch in breiten Fluss­tälern möglich. Und doch scheint hier auf 3000 Metern der Blumenkohl prächtig zu gedeihen, immerhin sind die Temperaturen hier in der Sonne im August noch recht hoch und starke Sonnencreme fürs Gesicht ist ein Muss. 

Panne - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Unser Ziel erreichen wir heute schon um 15 Uhr, sodass wir noch ein kleines Felsenkloster in der Nähe von Keylong zu Fuß erklimmen können. Unser Tourguide Roland legt halt wert auf Bewegung und Kultur nach Stunden im Sattel. Die nur 200 Höhenmeter bringen uns ziemlich außer Puste, aber die Kulisse, die sich uns darbietet, entschädigt für die Kletterstrapaze voll und ganz. Gleich einem Schwalbennest schmiegt sich die Eremitage in den Felsen und wird zugleich von den in voller Blüte stehenden Stockrosen geschmückt. Wir befinden uns mittlerweile an der Grenze zu Ladakh, dessen Bevölkerung, Kultur und Religion aus dem benachbarten Tibet stammen. Roland kennt sich ganz gut mit den unterschiedlichen Religionen des Ostens aus und kommt richtig in Fahrt, wenn wir ihn zum Thema Buddhismus fragen. 

Der nächste Tag nach Sarchu, nur ca. 120 km wird zur Zerreißprobe für Mensch und Maschine werden, denn die erste 5000 Meter Hürde steht auf dem Programm.

Schon kurz nach Aufbruch verdirbt uns ein endloser Militärkonvoi die hochalpine Motorradfreude. Die Frage, überholen oder überholen lassen entscheiden wir mit der 2. Möglichkeit, denn bei jedem Foto-Pipi-Rauchstop würde sich der stinkende, lärmende Tross wieder an uns vorbeischieben. Ein paar von uns versuchen es bis zum vereinbarten Treffpunkt doch mit Methode eins und kurz nach Überwindung des ersten 5000er Passes und der Durchquerung der ersten Wasserdurchfahrt bekommt eine Sozia aus unserem Team deutliche Anzeichen der Höhenkrankheit. Wir geben ihr Sauerstoff aus den mitgeführten Kartuschen. Am Rastplatz Zing Zing Bar bekommt sie Diamox und Knoblauchwasser, doch ihr Zustand bleibt schlecht und einzige Chance ist, von der Höhe runterzukommen. 

Und ausgerechnet hier ereilt uns die nächste Schreckensbotschaft: Die Straße ist auf fast 1000 Metern weggespült und es scheint keinerlei Durchkommen. Es ist gerade die Mittagszeit, bei der die besonders starke Gletscherschmelze dieses Jahr extra viel Wasser den Berg herunterströmen lässt.

Im Zugzwang der Höhenkrankheit müssen wir uns aber einen Weg nach unten bahnen. Das letztendliche Durchkommen haben wir nur unserem einzigartigen Teamgeist zu verdanken, wo Hilfestellung allen Bikern auch außerhalb unserer Gruppe gegeben wurde um durch die heftigsten Fluten zu gelangen. Nicht unerwähnt sollte die klasse Performance der neu entwickelten Enduro von Royal Enfield bleiben. Schließlich ist dieses Terrain auch der Namensgeber für die neue „Himalayan“. Aber auch die klassischen Bullets baggern sich stoisch wie ein Traktor durch alle Hindernisse.

Erdrutsch - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield MotorrädernIn solch einer Umgebung sturzfrei zu bleiben ist nur mit gutem Material möglich. Den Totalausfall eines Bikes gab es aber doch und nur dank unseres flinken Mechanikers wurde das Motorrad kurzerhand auseinander gebaut und in das Begleitfahrzeug verladen. 

Die Übernachtung im Hochcamp von Sarchu auf ca. 4000 Metern brachte Erholung und Besserung für unsere Sozia aus der Schweiz.

Der folgende Tag führte uns über zwei weitere 5000er wovon einer der zweithöchste Pass der Welt ist und man dort bei guter Sicht bis zu den 8000ern des Karakorums blicken kann. Es ist die Königsetappe, denn mit 250 Tageskilometern und einer durchschnittlichen Höhe von ca. 4500 Metern kommen doch alle ziemlich an ihr Limit. Einzig die sich ständig ändernde, verzaubernde Landschaft hält uns wach. 

Die Hochebene von Pang lässt sich mit nichts auf dieser Welt vergleichen, wohl am ehesten noch mit der Oberfläche des Mars. Die tiefen Schluchten entlang reißender Ströme mit kleinen grünen Oasen, die Einheimische der Steinwüste abtrotzen, bilden immer wieder wohltuende Abwechslung. Die breite Farbpalette, die diese riesigen Gesteinsmassen bieten lässt uns immer wieder staunen. 

Und so geht es in wildem Ritt runter vom Taglang La dem zweithöchsten Pass der Welt mit seinen 5330 Metern. 

Je mehr wir uns dem Indus Tal nähern, desto milder wird das Klima. Es öffnet sich mit einer phänomenalen Weitsicht. Links und rechts an den Bergflanken finden sich alte buddhistische Klöster und entlang der Straße zahllose riesige Militärcamps, denn nicht weit von hier sind die Grenzen zu China und Pakistan.Das Konfliktpotenzial lässt sich direkt an der überwältigenden Masse von Militärfahrzeugen samt Personal ablesen. Wie gesagt, der ganz normale Wahnsinn.

Den Ruhetag in Leh heißen wir alle willkommen, genießen dort das traumhaft schöne Hotel, schlendern durch die Altstadt und lassen uns von der fantastischen Aussicht von der Shanti Stupa über Leh in der Abendsonne verzaubern.

Die nächsten Tage gehören wieder den Offroad Liebhabern, denn die Überfahrt des Kardung La steht auf dem Programm.

Die letzten 10 Kilometer verlangen uns und den Motorrädern alles ab, denn die Luft hier auf dem höchsten befahrbaren Pass der Welt mit seinen 5360 Metern ist richtig dünn, auch für die Motorräder, deren Leistung um fast die Hälfte abnimmt. Kleinere Vergaserdüsen müssen eingebaut werden um das Sprit-Luft-Verhältnis anzupassen. Die Straßen sind hier durch die äußeren Bedingungen so miserabel, dass selbst die Erfahrensten und Sportlichsten unter uns ihre persönlichen Grenzen ausloten können. 

Weites Land - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Der Blick geht weit ins pakistanische Karakorum, dessen in Eis gepackte 8000er wie Diamanten in der Sonne funkeln. Wahrlich ein erhebendes Erlebnis, wir beglückwünschen uns. Ein paar Fotos, ein paar Züge aus der Sauerstoff Kartusche und es geht wieder bergab ins Nubra Valley.

Ich möchte meinen Reisebericht an dieser Stelle ein wenig abkürzen, denn die nächsten Tage, die uns von Nubra zum Pangong Tso führen, sind landschaftlich von solcher Schönheit, dass sie sich kaum mehr in Worte fassen lassen.

Das Hochkamp am Pangong Tso ist das allerletzte in Richtung der tibetisch-chinesischen Grenze, die den Hochgebirgssee in 4500 Metern Höhe in zwei Hälften teilt. Die letzten 50 Kilometer sind reines Off­road-Vergnügen, mit zahllosen teils langen und tiefen Wasserdurchquerungen. Die unberührte Natur im Zusammenspiel mit der glasklaren, tiefblauen Atmosphäre zaubern ein Farbenspiel auf die Wasseroberfläche, das seinesgleichen sucht.

Wir liegen schon ein Weilchen im warmen Bett, die letzten Gespräche verstummen, als sich unerwartet Ärger ankündigt: Eine Gang klitschnasser indischer Bikerinnen fordert lautstark unseren Schlafraum und weigert sich unter Hinweis auf ihre Buchung mit den Plätzen im Zelt vorlieb zu nehmen. Das Gezeter nimmt keinen guten Verlauf und nur mit leichter körperlicher Gewalt können wir uns der weiblichen Belagerung erwehren. Zähneknirschend treten sie den Rückzug an. Mit einem charmanten Lächeln und anderem Tonfall hätten sie wesentlich mehr bei uns erreicht, aber so nicht.

Im weiteren Verlauf der Reise überqueren wir nun auch noch den weltweit dritthöchsten Pass und bekommen so unser Trippel Peak zusammen.

Entlang des Indus in Richtung Srinagar besuchen wir mehrere Klöster, deren burgähnliche Architektur Zeiten erkennen lässt, in denen man sich vor den eindringenden Islamisten aus Kaschmir schützen wollte.

Und dann geschieht es doch noch: drei Esel, eine leichte Kurve und zu geringer Abstand zum Vordermann sind die Zutaten aus denen sich tiefgründige Erkundungen des Straßengrabens ergeben. Die gute Motorradklamotte mit Protektoren verhindert Gott sei Dank größere Auas, der gebrochene Benzinhahn hingegen leckt unaufhörlich bis wir die Maschine wenden. Ein Ersatzteil findet sich leider nicht in Maksoods Zauberkiste, unseres indischen Mechanikers. Doch er wäre kein echter Inder, hätte er da nicht binnen kürzester Zeit eine Lösung. Ich liebe diese Zuversicht und sein verschmitztes Lächeln in solchen Situationen. Wie ein guter Doktor beruhigt er unsere Gemüter und bestreicht die Wunde mit Sekundenkleber.

Das Ende unserer Tour ist das zwei Tagesetappen entfernte Srinagar in Kaschmir. Dort liegen in einem abgelegenen Teil des Nageen Lakes drei Hausboote im Kolonialstil, friedlich umgeben von allerlei Blumen, und warten auf uns.

Kloster Lamayuru - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Über eine kleine Seitenroute, die unser Guide ausfindig macht, klettern wir weiter in der einsamen Gebirgswelt dem Kloster Lamayuru entgegen, dessen Mauern aus dem Lehm eines ausgetrockneten Uhrzeitsees erbaut wurden. Ein für die Besiedlung Ladakhs sehr bedeutsames Kloster, das uns für die Mittagspause dient. Es gibt, man glaubt es kaum, Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln und Tomatensuppe.

Auf toll ausgebauter Piste fliegen die Landschaften an uns vorbei. Pässe, Täler, kleinere Siedlungen mit erfrischendem Grün, Klosteranlagen und immer wieder Kurven, Kurven, Kurven bis wir Kargil erreichen und hier die Religions- und Distrikt-Grenze zu Kaschmir überschreiten. 

Den Taliban ähnliche Gestalten lassen in manch einem von uns ungute Gefühle aufkommen, allein die Tatsache, dass hier niemand Patronengürtel und Kalaschnikows, trägt beruhigt uns wieder. Und doch lassen sich hier noch deutliche Spuren des indisch-pakistanischen Krieges erkennen, der hier 1990 sein Zentrum hatte. Das Hotel aber macht einen sehr guten Eindruck, die Motorräder stehen auf überdachtem, marmornem Parkplatz. 

Die Attraktion des nächsten Tages besteht in der Abfahrt des nicht sehr hohen aber gefürchteten Zoji La Passes. Es ist noch nicht viele Jahre her, als hier ein Reisebus samt Hochzeitsgesellschaft in den Abgrund stürzte, wobei alle Personen den Tod fanden. Zertrümmerte LKW Gerippe liegen zuweilen als deutliche Warnung am Wegesrand und beim Erreichen der Abfahrt haben wir genug Respekt, um den letzten Teil unserer Reise mit voller Aufmerksamkeit und Konzentration zu meistern. Ich bin froh, dass ich in dieser Passage mein Leben nicht in die Hände eines Busfahrers legen muss. Bei angepasster Fahrweise stellt sie für uns jedoch kein unangemessen hohes Risiko dar. Die Möglichkeit von Steinschlag ist in dieser Rechnung allerdings noch nicht enthalten. So rollt doch tatsächlich ein Fußball großes Exemplar nur wenige Meter vor einem unserer Vorderräder über die Straße den Hang hinab.

Es wird wärmer, die karge Landschaft wird von bewaldeten Berghängen abgelöst und auf grünen Wiesen weidet das Vieh. Blumen umspielte Bäche purzeln die steilen Täler hinunter. Motorradfahren wie es schöner nicht sein könnte.

Bootsfahrt - Gruppenreise Indien / Himalaya mit Royal Enfield Motorrädern Unsere Reise geht dem Ende entgegen, doch der nahende Abschied wird uns auf dem Hausboot in Srinagar versüßt. Unser Gastgeber Amir wartet bereits an der Straße auf den ziemlich angestaubten German Biker Trupp und bereitet uns allen einen herzlichen Empfang. Bei allen Ressentiments, die man gegen die islamische Kultur hegen mag, die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit in muslimischen Ländern ist einfach unübertrefflich. So werden wir hier nach allen Regeln der Kunst verwöhnt, das Essen wird mit Liebe von Amirs Frau zubereitet und wir freuen uns alle auf den wohlverdienten Ruhetag. Bei gekühltem Bier lassen wir den Tag auf der Terrasse des Hausboots ausklingen, während die Gesänge der Muezzine aus allen Richtungen über die Wasseroberfläche wabern. Ausgelassenes Gelächter lässt die Anspannung erahnen, die in diesen Augenblicken des Sonnenuntergangs von uns allen abfällt.

Mit der Chikara, einem Ruderboot mit mehreren Liege- und Sitzplätzen, lassen wir uns am nächsten Tag an Lotosblumen, Eisvögeln und Adlern vorbei, die schwimmenden Gärten zeigen und beobachten das geschäftige Treiben des schwimmenden Gemüsemarktes.

Die Motorräder treten den letzten Teil der Reise im LKW an, während wir bequem mit dem Flieger aus den Bergen nach Delhi gebracht werden.

Beim Abschiedsessen in einem Luxus Restaurant mit internationaler Küche macht sich Wehmut breit. Lobende Worte für unseren Mechaniker und Begleitfahrzeugfahrer, Applaus für Roland unseren Guide und Reiseveranstalter von EnfieldTours.de. Geduldig und sympathisch glättete er so manche Woge auf dem ein oder anderen Gemüt bei unvorhersehbaren Zwischenfällen. Glücklich, dankbar und ein klein wenig stolz bei all diesen Gefahren und Strapazen heil und gesund am Ziel angekommen zu sein, verabschieden wir uns. Indien so stinkend, dreckig und lärmend du auch bist, deine bunte lebendige Vielfalt werden wir vermissen … Namaste.

Veranstalter-Info:
EnfieldTours ist ein Reiseveranstalter, der sich auf Motorradabenteuerreisen im indischen Himalaya und Rajasthan spezialisiert hat. Die hier beschriebene Tour dauert 17 Tage und kostet auf der Enfield Himalayan im Doppelzimmer 2990 €; EZ und andere Enfield-Modelle sind möglich.

Die Inklusivleistungen sind Motorradmiete, alle Betriebsstoffe und Ersatzteile, Begleitfahrzeug für Gepäck und Notfälle, Mechaniker Service, 2x Hausboot, 3x stationäres Zeltcamp (Bett & Toilette), 15x Mittelklassehotel oder Guest House. Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Getränke (kein Alkohol) zu den Mahlzeiten und Wasser ganztägig. Inlandsrückflug, Motorradrücktransport, alle Durchfahrtgenehmigungen und deutsche Reiseleitung vom Veranstalter selbst. Foto-CD und ganz viel Spaß.

Mehr Infos zu den Reisen, Anforderungen und Reisevorbereitungen sowie Anmeldemöglichkeiten gibt es online auf www.EnfieldTours.de.