aus Kradblatt 3/14
von Jogi / penta-media.de

 

HalogenlampenWie sollte er den Schalter auch finden? Bei fast allen heutigen Motorrädern erstrahlt das Abblendlicht automatisch bei eingeschalteter Zündung. Nur das Fernlicht, Zusatzscheinwerfer und Blinker sind noch mit manuellen Schaltern zu beeinflussen.

Einzig BMW verbaut zusätzlich das seit der vergangenen Saison zugelassene Tagfahrlicht, über dessen Sinn oder Unsinn man geteilter Meinung sein kann. Eigentlich wurde das permanente Einschalten des Abblendlichtes vorgeschrieben, damit Motorräder im Straßenverkehr besser wahrgenommen werden und sich deutlicher zwischen den PKW abheben können. Da immer mehr PKW ebenfalls mit Abblendlicht am Tage unterwegs sind, ist der Erfolg dieser Maßnahme bereits erheblich eingeschränkt. Ein Motorrad jedoch mit einem Tagfahrlicht in LED-Technik auszustatten, das noch weniger Helligkeit und Aufmerksamkeit erregt als ein einzelnes, herkömmliches Abblendlicht, erscheint mir deshalb geradezu blödsinnig. Vielleicht hilft diese, zumindest stromsparende, Idee der Lichtmaschine eine vom Startvorgang malträtierte Batterie schneller wieder aufzuladen. Der Sicherheit ist es wohl kaum zuträglich. Man muss allerdings einräumen, dass das Tagfahrlicht nach dem Durchbrennen des Abblendlichtes zumindest eine alternative Notbeleuchtung sein könnte, wenn das Fernlicht auch nicht mehr funktionieren sollte.

Wie es das Unglück so will, gehen die Lampen wie selbstverständlich immer bei Nachtfahrten kaputt. Und das kann schneller passieren, als man vermuten würde.

Diverse Testberichte kamen zu interessanten Ergebnissen. So lag die Lebensdauer der getesteten H7 Lampen zwischen gerade mal 286 und 1100 Betriebsstunden. Im Test stellte sich ein klarer Zusammenhang zwischen Helligkeit und Lebensdauer heraus. Je heller eine Lampe leuchtet, desto kürzer ist ihre Lebensdauer. Die engeren Wicklungen des Leuchtfadens erzeugen nicht nur mehr Licht, sondern auch deutlich mehr Hitze, die den Faden in Folge schneller verdampfen lässt, als bei den weiteren Wicklungen der Lampen mit weniger Lichtausbeute. Da wir am Motorrad meist nur einen Abblendlichtscheinwerfer haben, legen wir in der Regel viel Wert auf eine möglichst helle Lampe für eine optimale Ausleuchtung. Deshalb sollten wir dieser auch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Berechnet mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 35 km/h – achtet mal auf eure Bordcomputer, das ist nicht unrealistisch – muss bei einer besonders hellen Lampe mit einem Ableben nach ca. 10.000 Kilometern gerechnet werden, bei Longlife Lampen nach 30.000 bis 40.000 Kilometern. Die Standard-Lampe liegt irgendwo dazwischen. Sollte man tatsächlich eine deutlich abweichende Durchschnittsgeschwindigkeit fahren, kommt man zu seinem individuellen Ergebnis in Kilometern, wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit in km/h mit der anzunehmenden Lebensdauer der Lampe in Stunden multipliziert wird. Diese Zahl dividiert durch die individuelle jährliche Kilometerleistung ergibt die Lebenserwartung der Lampe in Jahren.

Da bei solchen Testversuchen immer mehrere gleiche Lampen jedes Herstellers ihre Leistung belegen müssen, konnte man außerdem feststellen, dass die Qualitätsstreuung aller Hersteller äußerst gering ist und die Lebenszeiten der Lampen gleichen Typs nur um wenige Stunden differierten. Wer nicht riskieren möchte überraschend im Dunkeln zu stehen, sollte bereits vor dem Durchglühen des Fadens die Lampe tauschen, denn der grobe Zeitpunkt ist berechenbar.

Besitzern von Doppelscheinwerfern, die ein Durchglühen schon eher in Kauf nehmen können, ist wegen der geringen Qualitätsstreuung zu raten, nach dem Ableben der ersten Lampe auch gleich die zweite mit auszutauschen.

Bei der Montage darf die neue Lampe nur mit einem sauberen Tuch angefasst werden. Bereits geringe Fettspuren auf dem Glaskolben verringern die Lebenserwartung der Lampe. Die Glühfäden der Lampen können minimal unterschiedlich platziert sein. Deshalb ist es sinnvoll, die Einstellung des Scheinwerfers nach dem Austausch der Lampe zu überprüfen.

Zugelassen sind Lampen mit E-Prüfzeichen und einer ein- oder zweistelligen Zahl in einem Kreis, gefolgt von einer meist dreistelligen Prüfnummer. Diese Lampen haben eine Leistung von 55 Watt. Lampen mit 80 oder 100 Watt einzusetzen ist verboten. Sie sorgen für das Erlöschen der Betriebserlaubnis, erzeugen mehr Hitze und können dadurch sogar manchen Plastikreflektor erweichen.

Achtet beim Austausch stets auf den Lampentyp. Alte Abblend- und Fernlichtlampen älterer Bauart sind meist mit H1 gekennzeichnet, Nebelscheinwerfer mit H3, Fern-und Abblendlicht in einer Lampe mit H4 und Fern- und Abblendlicht mit aktueller Technik mit H7. Es ist bei der Vielfalt der Sockel und Leuchtmittel nicht peinlich mit der alten ausgebauten Lampe zum Händler zu gehen, um sicher den passenden Ersatz zu finden. Der Preis für Longlife und Standard Lampen liegt bei ca. 10–25 Euro und für die besonders hellen Halogenbrenner wird bis zu 35 Euro verlangt. Es kostet also nicht die Welt um zu verhindern, dass man plötzlich im Dunkeln fährt.

Ein Test des ADAC (jetzt bitte keine dummen Witze…) findet sich hier im Internet: www.adac.de/infotestrat/tests/autozubehoer-technik/gluehlampen.

Die Rekordhalter:

  • Die Langlebigste: Osram Ultra Life
  • Die Hellste: Bosch Plus 90
  • Der beste Kompromiss:
  • General Electric Extra Life

Tipp: Lampen mögen keine Erschütterungen. Wer viel im Gelände unterwegs ist, findet mit einer unempfindlicheren Longlife Lampe die sicherere Lichtquelle, auch wenn sie nicht ganz so hell ist.

Ist der vorzeitige Austausch von Lampen übertrieben? Ergibt Tagfahrlicht am Motorrad einen Sinn? Schreibt uns eure Meinung hier als Kommentar, per E-Mail: info@­kradblatt.de oder per Post!