aus bma 9/09

Text: www.winni-scheibe.com
Fotos: Scheibe, Fromm

Waldeckische SchweizNach der Niederlage Napoleons 1815 wurde Deutschland wieder preußisch. Doch nicht ganz. Das Fürstentum Waldeck hatte seine Selbständigkeit behalten! Neben einer glanzvollen Geschichte hat das Ferienland heute allerdings auch für reiselustige Biker einiges zu bieten.

Der Standort ist heute ganz wichtig. Auch Politiker und Wirtschaftsbosse haben es längst erkannt. Teo’s Eisdiele liegt nicht nur direkt an der Hauptstraße, sondern auch mitten im Kern von Bad Arolsen. Das Eiscafé ist eine Goldgrube. Aber auch Bad Arolsen, ehemalige Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Waldecks, hat mit dem Standort Glück. Ganz gleich von wo aus Gäste oder Besucher herkommen, das kleine Fürstenstädtchen liegt fast mitten im Herzen Deutschlands. Bekannt ist Bad Arolsen unter anderem durch seinen in Nordhessen größten Kram- und Viehmarkt, die Barockfestspiele und bei den Gespannfahrern durch die „Dreiradrallye” und natürlich durch sein Schloss und die einmalige sechsreihige Eichenallee.

Aber richtig stolz sind die Bürger seit dem 22. Januar 1997 auf das „Bad” vor dem Arolsen. Nicht minder stolz ist der Autor auf besagte italienische Eisdiele. Sie müsste aber eigentlich „Joe’s Bar” heißen. Ist „Biker-Time” angesagt, vergeht keine Minute, in der nicht irgendwas passiert. „The show must go on…”! Joe’s Bar ist überall, in Bad Arolsen vor der Eisdiele aber ganz besonders.

Nach dem Cappuccino in Teo’s Eisdiele in Bad Arolsen oder einer leckeren Pizza bei Salvatore gleich im Nachbarort Wetterburg am Twistesee steht einer Rundfahrt durchs Ferienland Waldeck nichts im Wege. Die Gegend bietet reichlich Abwechslung. Vom alpinen Skigebiet in Willingen reicht die Bandbreite über sanfte Hügellandschaften, große Seen, dichte Wälder und mittelalterliche Ortschaften. Von Bad Arolsen geht es zunächst in südliche Richtung, zum Edersee.

 

Schloss WaldeckTypisch für Waldeck sind die schmalen Landstraßen. Vom Frühjahr bis spät in den Herbst beschatten die dichten Mischwälder die langen Alleen, und kaum ein Sonnenstrahl erreicht den Asphalt. Mit der Nase im Wind lässt sich genussvoll die kühle Luft inhalieren, man riecht und schmeckt die Natur. Nur wenig Verkehr stört den Fahrrhythmus. Wie einst schlängeln sich verwinkelte Nebenstraßen mal durch dichte Wälder, vorbei an saftigen Wiesen und durch blühende Felder. Der gewählte Weg zum Edersee führt durch abgelegene Ortschaften, viele Häuser sind im Fachwerkbau errichtet, nicht selten sind die Misthaufen immer noch direkt vorm Bauernhof platziert.
Die eingeschlagene Route führt durch Höringhausen. Ortsausgangs, rechts unten, liegt das schmucke Vereinshaus des ortsansässigen Motorradclubs. Ein Club, den es bereits seit 1971 gibt.

Vorbei an Sachsenhausen, durch Ober- und Nieder-Werbe, setzt sich die Bummeltour zum Edersee fort.
Als „Waldeck’sche TT” könnte man die Edersee-Randstraße bezeichnen. Wer Kurven mag, ist hier richtig aufgehoben. Aber wie auch anderswo rufen Beschwerden von Anwohnern über die „lauten Rennmaschinen” immer wieder das Thema Streckensperrung auf den Plan. Zum Glück ist es so weit noch nicht gekommen.

Weit über die Waldeck’sche Landesgrenze bekannt ist der Motorradtreff an der über 90 Jahre alten Sperrmauer und wenige Meter weiter beim Ausflugsziel „Zündstoff”. Das Ferienland Waldeck ist identisch mit dem früheren Landkreis Waldeck, der auf eine außergewöhnliche Geschichte zurückblicken kann.

Blick auf den DiemelseeIm Jahre 1813 wurde Napoleon besiegt, und ganz Deutschland kam wieder unter preußischen Einfluss. Allerdings mit einer Ausnahme: In der neu geordneten Landkarte gab es, mitten zwischen den Flüssen Eder und Diemel, einen weißen Fleck. Das Fürstentum Waldeck hatte seine Selbständigkeit behalten! Einen Anspruch, den das Herrscherhaus bereits seit 1717 zu verteidigen wusste. Graf Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck wurde in dem Jahr vom Deutschen Kaiser Karl VI. mit dem erblichen Fürstentitel beehrt, und sein Land stieg zum Fürstentum auf. Nach Bauplänen vom Reißbrett entstand 1719 für den zukünftigen Fürstensitz die Stadt Arolsen und nach Versailler Vorbild ein prachtvolles Schloss. Das im Spätbarock- und Rokokostil gebaute Städtchen war ab 1728 Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums und bis zum 1. April 1929 blieb das Fürstentum Waldeck sogar selbständig.

Waldeck ist 1035 Quadratkilometer groß und gut 40 Prozent sind mit Wald bedeckt. Das Upland mit den Winterskiorten Willingen und Usseln ist für Skifans ein Begriff, südwestlich der Kreisstadt Korbach prägen romantische Täler der Flüsschen Orke, Nuhne und Aar, gesäumt von sanften Bergen, die Landschaft. Zu Recht trägt diese Gegend die Bezeichnung „Waldeckische Schweiz”.

Arolser SchlossNach der Rast an der Edersee-Staumauer oder dem Biker-Treff geht’s zu einer Stippvisite in die Kreisstadt Korbach und dann weiter auf den Eisenberg in Goldhausen. Die Aussicht reicht von hier oben bis weit in die Waldeckische Schweiz. Landschaft und Fahrspaß pur bieten die Straßen im Upland. Über Rhena, Schweinsbühl, Giebringhausen, Ottlar, Rattlar, Usseln biegt die Erkundungstour in Willingen rechts ab zum Diemelsee. Gut 15 Jahre nach Baubeginn des Edersees begann man 1920 mit der Errichtung der Diemeltalsperre. Mit 22 Millionen Kubikmetern ist der Diemelsee bedeutend kleiner als der Edersee. Entsprechend kürzer ist die Diemelsee-Randstraße. Von Willingen kommend führt der Weg bis Heringhausen etwa fünf Kilometer direkt am See vorbei.

Welchen Stellenwert Kradler für den Tourismus im Sauerland haben, verrät Hotelchef Walter Saure vom Sauerländer Hof in Willingen: „In der Motorradsaison wimmelt es bei uns nur so von Bikern. Besonders am Wochenende kommen sie gleich scharenweise nach Willingen, sie gehören längst zu unseren Stammkunden. Ebenfalls zur festen Einrichtung gehören die Honda-Touren”.

Adorf, ursprünglich als „Dorf am Wasser” bezeichnet, liegt gut sechs Kilometer vom Diemelsee entfernt. Geologie-Fans kommen hier auf ihre Kosten. In den Klippen zwischen Adorf und Giershagen wurden 300 Millionen Jahre alte Fossilfunde gemacht. Das Adorfer Eisenerz-Bergwerk wird 1273 erstmalig urkundlich erwähnt. Der 1600 Meter lange Stollen war bis 1962 in Betrieb und ist heute zum Besucherbergwerk umfunktioniert. Von April bis Oktober werden Führungen organisiert.
Voll im Trend liegen die Waldecker beim Stromerzeugen via Naturkraft. Die Windkraftwerke stehen auf den Berghöhen von Adorf. Zwar gab es auch hier zunächst Gegenstimmen, doch letztendlich setzten sich die Zeichen der Zeit durch und heute sind sie eine Attraktion. Zurück nach Bad Arolsen geht’s über „Tippel-Straßen”, landwirtschaftliche geteerte Wege, die für den öffentlichen Verkehr aber nicht gesperrt sind.

Die Kugelsburg bei VolkmarsenDirekt neben dem Fürstenstädtchen liegt der dritte, kleinste und jüngste See Waldecks, der Twistesee. Mit 9,1 Millionen Kubikmetern ist er knapp halb so groß wie der Diemelsee, aber auch ein ideales Erholungsplätzchen. Jedenfalls für Besucher und Familien mit Kindern. Hunde dagegen, bekanntlich die besten Freunde der Menschen, dürfen nicht ins kühle Nass. Aber noch viel schlimmer. Wer seinen treuen Gefährten abseits vom Uferweg laufen und zum Baden ins Wasser lässt, muss mit 500 Euro Bußgeld rechnen. Familien mit Hunden und Hundebesitzer sollten daher tunlichst diesen Stausee meiden. Leider verschweigt dies die Stadt Bad Arolsen auf ihrer eigenen Homepage und auch die hundefreundlichen Quartiere weisen auf diese „Hunde-Regel” nicht hin.

Das Wahrzeichen von Volkmarsen ist die Kugelsburg; gleichzeitig ist der Ort östliche Kreisgrenze. Die Burg wird geschichtlich 1155 erstmalig erwähnt und hat im Laufe der Zeit viel mitgemacht. Besonders hoch her ging’s Anfang der 1970er Jahre. Unvergessen sind die spontanen Feten. Damals störte sich kein Mensch an den Motorrädern, am wilden Zelten, dem Lagerfeuer und den durchzechten Nächten neben der Burgruine. Heute unvorstellbar…

In Waldeck prallen Historie und Gegenwart aufeinander. Wer sich für Geschichte interessiert, kann tief in die Vergangenheit abtauchen und wer mit dem Bike die Gegend erkunden will, kommt obendrein auch noch richtig zum Motorradfahren.

Infos zu den Honda-Touren im Ferienland Waldeck gibt es unter Touren & Events auf www.Honda.de.