aus Kradblatt 9/23 von Jan Kreher

Marokko live erleben …

Motorradfahren in Marokko

Ein altes arabisches Sprichwort sagt: Die Erde ist ein Pfau und sein Schweif ist Marokko.

Der Reiseveranstalter Lamgarda Motorradtouren Marokko aus 58791 Werdohl bietet Marokko-Touren zum selberfahren oder als geführte Reise an. Hier stellt uns Jan die Tour 2 vor, die „Hausrunde Mittelmeerküste • Atlantik • Rifgebirge • Fès • mittlerer Atlas“.

Wir nehmen euch mit auf eine Reise durch Nordmarokko. Ihr fahrt entlang der Mittelmeerküste, durch den Al Hoceïma Nationalpark, macht halt an der Straße von Gibraltar, um Europa von Afrika aus zu sehen. Eine Pause in Tanger, einen Schmelztiegel vieler Nationen, und weiter zur Künstlerstadt Asilah, direkt am Atlantik gelegen. Durch flaches Land geht es hoch in das Rifgebirge nach Chefchaouen, der blauen Perle Marokkos. Über das kurven- und aussichtsreiche Rif geht die Fahrt in das kulturelle Zentrum Marokkos, der Königsstadt Fès. Lasst euch bezaubern von den orientalischen Märkten in der Medina. Die Altstadt von Fès ist ein Weltkulturerbe der UNESCO. Wir nehmen euch mit, einen Tag in den verwinkelten Gassen das Mittelalter zu erkunden. Über Sefrou nach Boulaajoul in den mittleren Atlas. Ihr seht ein erhabenes Gebirge vor euch. Zurück nach Ifrane, mit dem gleichnamigen Nationalpark in dem es Berberaffen und hohe Zedernbäume gibt. Wieder zurück nach Fès und den Ausläufern des Rif ist eure Reise in Driouch zu Ende.

Stadtmauer in Fés
Stadtmauer in Fés

Tag 1: Mit etwas Glück und einem guten Fensterplatz im Flugzeug sehen wir schon auf der Hinreise zunächst die Pyrenäen, das weite spanische Inland und die Sierra Nevada. Nach zwanzigminütigem Flug über das
Alboran-Meer ist der Landeanflug meistens über die Lagune des Mar Chica bei Nador. Der Flughafen ist neu gebaut und zeugt vom Wachstum in den nördlichen Provinzen Marokkos.

Der Empfang von Ismaïl, unserem Betreuer vor Ort, ist herzlich. Mit unserem Caddy geht es so ziemlich immer geradeaus von Nador nach Driouch. In knapp vierzig Minuten sind wir da. 

Wir fahren erst mal zur Wechselstube Geld tauschen (Zahlungsmittel hier ist der marokkanische Dirham – ungefähr 10 zu 1) und besorgen uns noch eine marokkanische Handykarte. Etwas außerhalb von Driouch ist unser Hotel. 

Am gleichen Tag übernehmen wir unsere Motorräder zu Hause bei den Lamgardis. Die KTMs sind neu, alles prima. Zurück zum Hotel, ausruhen ist angesagt und eine gewisse Vorfreude auf den Start der „Hausrunde“ am nächsten Tag.

Tag2: Geplant ist die Hausrunde mit Guide Ismaïl. Er fährt die 180-Kilometer-Runde mit. Nach dem Frühstück geht es los. Erstmal nur meistens geradeaus bis Kassita. Aber dann, rechts ab und es geht in wunderschönen Schwingen berghoch. Oben angekommen, kleines Fotoshooting mit den hohen Rifbergen im Hintergrund, eine super Serpentinenabfahrt. Am Horizont das Mittelmeer. Dort wollen wir hin. 

Fangfrischer Fisch
Fangfrischer Fisch

Durch ein geschwungenes Tal, alles zweispurig, bis zum Meer. Wir fahren nach Al Hoceïma. Ziel ist eine kleine schöne Badebucht. Dort angekommen erwartet uns eine tolle Aussicht auf das Meer, rechts und links Felsen. Pause mit Kaffee, Tee oder Cola und Co. 

Aufbruch zum Fischhafen, nur fünf Minuten Fahrzeit. Fischessen steht auf dem Programm. Gekauft wird der Fisch direkt vom Fischer. Ausgenommen und geputzt nimmt man den Fisch mit zum Restaurant. Dort wird er dann zubereitet und toll auf dem Tablett serviert. Um die 12 € pro Person. 8 € bleiben beim Fischer, 4 € gehen an das Restaurant. Keine schlechte Aufteilung. 

Zurück fahren wir gemütlich direkt entlang der Mittelmeerküste, bisschen Seitenwind inklusive, kommen vorbei an irren Felsformationen. Die großzügige Uferstraße tauschen wir 30 Kilometer vor dem Ziel mit einer kleinen Straße durch die Berge und kommen spätnachmittags im Hotel an.

Tag 3: Große Etappe heute mit Ziel in Martil. Durch die gestrigen Berge geht es in umgekehrter Richtung zum Meer. Großartig von oben runter zur Panoramastraße am Mittelmeer. Wieder begegnen uns die bizarren Felsformationen. 

An Al Hoceïma vorbei fahren wir in den gleichnamigen Nationalpark. Wir tauchen ein in eine Berg- und Talfahrt mit atemberaubenden Ausblicken. Das Rifgebirge ist wirklich toll. Autos kommen selten. Die Straße gehört uns allein. 

Vor El Jebha kommen wir von knapp 900 Metern Höhe mit einer Serpentinenabfahrt runter ans Meer. Die nächsten 100 Kilometer schlängelt sich die N16 immer wieder hoch und runter am Mittelmeer entlang – tolle Ausblicke inklusive – bis Tetouan. Hier wird die Straße zum ersten Mal voll. Auf einem hübsch gestalteten Boulevard führt die N16 direkt nach Martil. Im Hotel eingecheckt bleibt noch Zeit für einen kleinen Strandspaziergang. 

Blick auf eine Färberei
Blick auf eine Färberei

T ag 4: Das Motorrad bleibt heute stehen. Ein Erholungstag am Meer steht an. Ein fünf Kilometer langer Sandstrand direkt vor dem Hotel erwartet uns. 

Am Nachmittag nehmen wir ein Taxi – kostet nicht viel in Marokko – in die Medina (Altstadt) von Tetouan, seit 1997 Weltkulturerbe der UNESCO. Wir schlendern durch die engen Gassen und bestaunen das Treiben. Zurück zum Hotel wieder mit dem Taxi. Ein schöner Tag geht zu Ende, mit einer Vorfreude auf den morgigen.

Stadtbummel
Stadtbummel

Tag 5: Heute wird es schon krass. Zwei Meere, ein Gebirge, ein Blick nach Europa und Tanger, das alles auf 160 Kilometern Länge. 

Start ist Martil, wir fahren Richtung Norden durch Touristenviertel mit vielen Hotels. Rechts sehen wir Ceuta, eine spanische Enklave in Marokko, wir bleiben aber auf der N16, die Berge hoch, um den Abzweig nach Belyounech zu finden. Dort angekommen liegt die Straße von Gibraltar vor uns, die meistbefahrenen Schifffahrtsstraße
der Welt. Den arkanten Gibraltarfelsen sehen wir rechts ganz deutlich. Zurück zur N16 fahren wir nach Tanger. 

Vor Tanger verlassen wir die N16 und fahren auf dem Blvd. Mohamed VI Richtung Hafen. Es geht mondän zu auf der Prachtstraße. Direkt am Hafen suchen wir einen Parkplatz, um die Altstadt zu erklimmen. Einmal auf den Spuren von James Bond. Wir genießen das quirlige Treiben. Menschen aller Herren Länder tummeln sich hier. 

Wir fahren weiter Richtung Cap Spartel, durch Villenviertel, bis wir von oben an den Atlantik mit seinen langen breiten Sandstränden kommen. Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit kommt auf. Noch 50 Kilometer am Meer entlang nach Asilah. Umgeben von einer ein Stadtmauer lohnt ein Bummel durch die hübsche Altstadt von Asilah.

Tag 6: Abschied vom wilden Atlantik. Noch ein paar Fotos mit weiten Sandstränden im Hintergrund.
Wir fahren gemütlich durch flaches Land, ziemlich entspannt. Von weitem Richtung Osten sehen wir schon das Rifgebirge mit seinen rötlichen Bergen. Ab Ouezzane fahren wir die N13 nach Chefchaouen, der blauen Perle Marokkos, mitten ins Rifgebirge. 

Angekommen im Hotel genießen wir einen fantastischen Blick über die Stadt. Zu Fuß gehen wir am späten Nachmittag in die Stadt. Vieles in blau, total schön. Kleine verwinkelte Gassen führen zum Zentrum der Medina. Zu empfehlen ist ein Abendessen im Riad Chez Hicham. Es ist ein Erlebnis dort durchzugehen, viele kleine Nischen mit Wandmalerei. Einfach toll. Und das Essen ist wirklich gut. Nach Hause nehmen wir ein Taxi.

Die Nador-Lagune zu unseren Füßen
Die Nador-Lagune zu unseren Füßen

Tag 7: Eine kurvenreiche Strecke liegt heute vor uns. Wir fahren die N2 von Chefchaouen bis Issaguen hoch ins Rifgebirge. Gefühlt mit jeder Kurve neue großartige Ausblicke. Der Asphalt ist ein wenig ruppig, auf Bodenwellen müssen wir achten. 

Wo sind wir eigentlich?
Wo sind wir eigentlich?

In Issaguen biegen wir rechts ab auf die R509, Rte de Fès. Bis wir auf die N8 kommen, wird es noch kurviger. Einfach genial. Über Taounate an der N8 weiter nach Fès. 

Wir verlassen das Rif und sehen von weitem Fès. Das kulturelle Zentrum Marokkos. Dank Google Maps finden wir das kleine Parkhaus am Rande der Medina. Von dort sind es nur 250 Meter Fußweg zum Riad. Freundlich werden wir empfangen und lassen den Abend auf der Dachterrasse ausklingen. Was für eine Etappe heute.

Tag 8: Ruhetag fürs Motorrad. Fès el-Bali erkunden steht auf dem Programm. Wir lassen uns Zeit beim Frühstück. Danach geht es in das Getümmel der Altstadt. 

Die Medina von Fès ist UNESCO Weltkulturerbe und mit seinen vielen kleinen engen Gassen ein wahres Labyrinth. Es ist ein riesiger lebendiger Souk (arab. Suq = Markt) mit vielen, vielen traditionellen Ständen. Gewürzstände wechseln sich ab mit Handwerksständen. Es ist alles vertreten, was man sich vorstellen kann – in bunten Farben überall. Fès ist bekannt für seine Gerbereien. Das müssen wir unbedingt anschauen. 

Beeindruckend sind auch die vielen Riads (traditionelles marokkanisches Haus oder Palast mit einem Innenhof bzw. inneren Garten), welche mit großem Aufwand restauriert werden, um die Gäste aus aller Welt zu begrüßen. Die Medina ist komplett autofrei, bei den engen Gassen passt sowieso keines durch. Bezogen auf seine 150.000 Einwohner ist die Altstadt von Fès das größte autofreie Gebiet der Welt.

Faszinierende Ausblicke
Faszinierende Ausblicke

Tag 9: Ein besonderer Fahrtag. Wir müssen früh los, geben ein paar Extraeuro für ein zeitiges Frühstück aus. 350 Kilometer in den mittleren Atlas stehen auf dem Programm. 

Früh morgens lässt es sich gut durch Fès fahren. Der Verkehr ist noch überschaubar. Angepeilt wird über die N4 die Kirschenstadt Sefrou. 

Immer lecker - frisch aus dem Meer
Immer lecker – frisch aus dem Meer

Über eine Hochebene führt uns die N4 nach Boulemane. Wir sind mitten im Atlas. Wir queren das Gebirge einmal nach Boulaajoul und zurück auf der N13 nach Azrou. Auf dem Weg nach Azrou überfahren wir den höchsten Punkt der Tour, den Col du Zad, mit immerhin 2.200 Metern. Von dort fahren wir die N8 nach Ifrane vorbei am Park Ras Elma. Hier gibt es Zedernwälder mit wildlebenden Berberaffen. In Ifrane machen wir Kaffeepause. 

Ifrane ist die Sommerfrische für wohlhabende Bürger aus Fès und Meknès und passt so gar nicht in die marokkanische Städtestruktur. Die Häuser sehen kaum anders aus als im Sauerland, im Taunus oder sonst wo bei uns. Typische Satteldächer mit roten Dachziegeln. Irre. Im Gegensatz zum heißen Fès ist es in Ifrane im Sommer 10 °C kälter – liegt ja auch 1.600 Meter über dem Meeres­spiegel. Über die N8 sind es noch 70 Kilometer bis nach Fès. 

Unser Abend klingt wieder auf unserer Dachterrasse aus. Wir sind uns einig, das waren ganz besondere Eindrücke in so unterschiedlicher Landschaft. 

Ein Dächermeer
Ein Dächermeer

Tag 10: Heute geht es zurück nach Driouch, unserem Ausgangspunkt der Reise. Wir fahren nach dem Frühstück gemütlich aus Fès heraus, immer die N6 nach Taza. 

Der mittlere Atlas begleitet uns ständig auf der rechten Seite. In Taza noch ein zweites Frühstück. Auf der fantastisch ausgebauten R505 – die Straße ist zweispurig – fahren wir durch die Berge. 30 Kilometer vor Kassita gibt es zum Schluss noch eine lange Serpentinenabfahrt. Zum Ausklang genau nochmal das Richtige. Als ob die Reise nochmal mit einem fahrerischen Highlight glänzen möchte. 

In Driouch gehen wir zum Abschied in eine marokkanische Pommesbude. Toll gebratenes Hähnchen gibt es. 

Die vielen Eindrücke lassen uns im Moment nicht los. Auf rund 1.800 Kilometern haben wir den Norden Marokkos erkundet und sind in den mittleren Atlas hineingefahren. Zwei Meere, zwei schroffe hohe Gebirge, jede Menge Kurven und ganz oft hatten wir die Straßen für uns allein. Die Gastfreundschaft der Marokkaner ist großartig. Wir waren überall herzlich willkommen.

Tag 11: Die Motorräder geben wir heute morgen wieder ab. Wir werden pünktlich abgeholt, alles klappt reibungslos. Zwei Stunden vor Abflug fahren wir zum Flughafen Nador und sagen „Auf Wiedersehen“ – ma’a salama Marokko. Eine tolle Reise mit tollen Gastgebern. Dankeschön.

Reisen erweitert den Horizont und macht Freu(n)de
Reisen erweitert den Horizont und macht Freu(n)de

Alle Infos zu der beschriebenen Reise sowie zwei weiteren Touren (8 bzw. 14 Tage) gibt es Online auf www.motorradtourenmarokko.com. Die ausgearbeiteten Touren können selbst oder mit Tourguide gefahren werden. Die Mindestteilnehmerzahl liegt bei drei Personen.

Terminlich individuelle Planungen, z.B. für Kleingruppen/Freundeskreise sind möglich. Keine Reiseangebote gibt es von Mitte Juli bis Ende August, da ist es einfach zu heiß und zu voll, sowie im Fastenmonat Ramadan.

Als Mietmotorräder stehen aktuell Suzuki V-Strom 650 XT, KTM 390 Adventure und Royal Enfield Himalayan bereit. Bei den geführten Touren ist auch das Mitreisen im Begleitfahrzeug möglich.