aus Kradblatt 1/24 von Mathias Thomaschek
Enduro-Museum in Zschopau …
Die Idee geisterte vielen ehemaligen Endurofahrern in Ost und West schon seit über zwei Jahren im Kopf herum. In einer Facebookgruppe entstanden erste Pläne, während die oft international siegreichen Werksmaschinen in der heimischen Garage standen. Was mit einem vielstimmigen „Man müsste doch“ begann, endete in diesem Jahr mit der Eröffnung des Deutschen Enduro Museums. Der Weg bis dorthin war lang und steinig – aber das sind Endurosportler ja gewohnt.
Nachdem eine Stiftung gegründet und damit sicher war, dass die Motorräder nicht in dubiosen Kanälen verschwinden können, waren viele Angesprochene bereit, sich von ihren Schätzen zu trennen.
Schließlich handelt es sich nicht, wie heute üblich, um Serienmaschinen, die für die Wettbewerbsteilnahme nur wenige Modifikationen benötigen sondern um in den Sport- abteilungen entstandene Einzelstücke und Prototypen von heute unersetzbarem Wert. Zahlreiche Verbesserungen und viele Tricks sorgten damals für Zuverlässigkeit und schnelle Reparatur, wenn – was durchaus passierte – unterwegs doch mal etwas kaputt ging.
Ein Förderverein wurde gegründet, und nachdem sich in Zschopau ausgerechnet am Stammsitz des früheren MZ Werks eine ehemalige Diskothek als Ausstellungsfläche anbot, legten die Enduro-Senioren los. Zogen Arbeitsklamotten an und griffen zur Brechstange (die alten Discoeinbauten waren noch vorhanden) danach zu Malerpinsel, Kreissäge und manch anderem Werkzeug, das mit dem Motorsport nichts zu tun hatte.
Während der Essener Marcus Schachtschneider dafür sorgte, dass nicht nur Sponsor- und Zuschussgelder flossen, sondern vor allem Mietverträge und Genehmigungen für den Betrieb eines derartigen Museumsprojekts angefertigt wurden, verwandelten die ehemaligen Endurofahrer und Anhänger des Endurosports die Diskothek in ein 1.500 Quadratmeter großes Enduroland.
Arnulf Teuchert, der am Entstehen ebenfalls beteiligt war und viele Wochenenden im Erzgebirge verbrachte, erinnert sich gern an die Zeit: „Wir hatten nicht nur Spaß bei der Arbeit, sondern auch danach beim abendlichen Grillen, wenn die Geschichten aus der aktiven Zeit die Runde machten.“
Nachdenklich meint er: „Früher sind wir Westler gegen die Ostler gefahren und waren harte Konkurrenten. Mit dem gemeinsamen Projekt ist hier nach langer Zeit der Sportsgeist endgültig zusammengewachsen.“
Das Ergebnis der monatelangen ehrenamtlichen Arbeit kann sich sehen lassen. Die zurzeit über 150 Exponate stehen nicht einfach auf nacktem Industrieboden, sondern werden liebevoll in abwechslungsreichen Segmenten präsentiert. Teils wurden sogar Schotter und viel Holz eingebaut, damit die Ausstellungsfläche jetzt möglichst authentisch wirkt.
Zu jedem Motorrad findet der Besucher eine Infotafel, auf der detailliert die Besonderheiten des Exponates aufgeführt sind.
Das Museum beherbergt aber nicht nur Motorräder. Zahlreiche Details rund um den Endurosport von der Stempeluhr über Pokale, Medaillen und Fahrerhemden bis zu klassischen Bannern, Absperrbändern und Plakaten machen die als Rundgang angelegte Ausstellung für alle, die diesen Sport in den Nachkriegsjahren selbst betrieben haben, zu einer kurzweiligen, aber intensiven Reise in die Vergangenheit.
Obwohl das Museum im MZ-Werk und damit im Epizentrum des sächsischen Endurosports liegt, stehen hier nicht nur MZ-Motorräder, sondern gut gemischt ein nahezu kompletter Querschnitt aller in dieser Sportart vertretenen Marken.
Inzwischen bestehen Pläne, das Enduro- um ein Industriemuseum zu erweitern. Nachdem noch zahlreiche Fertigungsmaschinen aus der ehemaligen MZ-Produktion vorhanden sind, planen die Museumsbetreiber, sie auf weiteren 600 qm Ausstellungsfläche zu präsentieren. Um damit zu zeigen, wie die damals bis zu 3.000 Mitarbeiter die Motorräder für die DDR und das überwiegend sozialistische Ausland herstellten.
Das Deutsche Enduro-Museum befindet sich in der Neuen Marienberger Straße 189 b in Zschopau und ist von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Museum befindet sich ein kulinarisches Fahrerlager. Der Eintritt beträgt zehn Euro, Kinder bis sechs Jahre sind frei. Online gibt es Infos unter www.deutschesenduromuseum.de.
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