Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 7/23 von Mathias Thomaschek, www.zweirad-online.de
Motorradfahren bei Hitze …
Gibt es eine Temperaturobergrenze, ab der das Motorradfahren unverzüglich einzustellen und ein kühler Ort mit ebensolchem Getränkeangebot aufzusuchen ist? Also, ich habe davon bisher offiziell noch nichts gehört.
Trotzdem sollten wir uns angesichts von Thermometerrekorden, bei denen eine vier an der ersten Stelle steht, ernsthaft fragen, ab wann es gefährlich für unsere Gesundheit und damit auch Fahrtüchtigkeit wird.
Natürlich bietet die Bekleidungsindustrie mit ihren Mesh-Kombis genannten Motorrad-Negligés einen Hauch von Stoff mit sehr vielen Öffnungen an, die den Fahrtwind wohltuend um des Fahrers Leib zirkulieren lassen. Blöd wird es allerdings spätestens dann, wenn dieser Fahrtwind die 37 Grad Körpertemperatur übersteigt, und damit eher heizt als kühlt.
Ja, ich weiß, die Sache mit der Verdunstungskälte, mit gezielter Luftführung, Kühlwesten und all den anderen Tricks – aber sind wir doch mal ehrlich: Schön ist anders.
Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit an eine Situation vor ein paar Jahren auf dem Rückweg von einer mehrtägigen Motorradtour. Wir kamen auf einer winzigen Nebenstraße in einer ebensolchen Ortschaft im Vogtland an einem Freibad vorbei. Das bestand aus einer türkis gestrichenen Betonwanne, in die der Dorfbach auf der einen Seite hinein und auf der anderen Seite wieder rausfloss.
Ich schwöre, ich war so was von knapp davor und ärgere mich heute noch, es nicht getan zu haben: Abstellen, absteigen, Helm runter, Geldbörse und Handy aus der Tasche und dann mit einem gewaltigen Bauchplatscher in voller Montur ins Becken. Nur die gefürchtete Traumatisierung der badenden Dorfkinder hielt mich von meinem lebenserhaltenden Plan ab.
Die restliche Heimfahrt, durchgehend bei 40 Grad, hat mir damals endgültig klar gemacht, dass auch gestandene Mannsbilder irgendwann kreislaufmäßig ihre Grenzen erreichen können und die Straße dann zur No-go-Area wird.
Denn ab da wird’s gefährlich und führt zu Unfällen, deren Meldung mit den Worten „Aus unerklärlicher Ursache …“ beginnt.
Motorradfahren hat ja eigentlich wenig mit Vernunft, dafür mit viel Leidenschaft, Emotionen und Lebenslust pur zu tun.
Aber es gibt nun mal physikalische Grenzen, jenseits derer es nicht nur nicht mehr schön, sondern auch extrem gefährlich wird. Und das allerorten propagierte viele Trinken hilft auch nur bis zu einem bestimmten Punkt, den ein schicker schwarzer Helm übrigens zügig nach unten drückt.
Wir müssen uns angesichts des nicht mehr wegzudiskutierenden Klimawandels wohl darauf einstellen, dass es für die Motorradfahrerei nicht nur (für jeden individuelle) Temperaturuntergrenzen, sondern auch Obergrenzen gibt. Einfach so, aus Vernunft und auch wenn’s richtig schwerfällt.
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Wie geht ihr mit dem Thema „Motorradfahren bei Hitze“ um?
Schreibt eure Tipps gerne als Kommentar.
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Kommentare
3 Kommentare zu “Editorial 7/23 – Neue Limits durch Klimawandel?”
Hallo Mathias,
bin selber Ende 1950 ziger Baujahr und ja – alles wird irgendwie schlimmer ,jedenfalls kommtes einem so vor.
Und ganz ehrlich,durchgehend 40° C kann ich nicht ganz glauben,zumal wenn die Straße z.T. am Bach verläuft und bestimmt der eine oder andere Baum sein Schatten spendet.
Und „früher“ gab es die gleichen Temperaturen – ganz ohne `Klimawandel` ,da hat man die Temperatur eben ertragen, hat sich mit einem kühlen Bier in den Schatten gesetzt oder ist eben mit offenener Jacke durch die Gegend gefahren.(Griechenland-,Spanien- usw. Mopedurlauber wissen,was ich meine)
Es sollen ja auch noch alte Crosser geben,die – wie ich vor Jahren – bei über 35° ihre Runden bei Veranstaltungen drehen und noch leben.
Also alles nicht so schlimm, außerdem habe ich gelesen,daß die nächste Eiszeit im Anmarsch ist – das wird schlimm 😎
Hi,
ich fahre seit 2007 und bin 44 Jahre alt. Alle Motorräder waren und sind immer ganzjährig angemeldet. Mit einer XT 350 bin ich im Winter bis minus 12 Grad gefahren. Ohne Griffheizung. Das waren dann immer Strecken von maximal 60 Minuten am Stück. Im Sommer 2019 bin ich bei 33 Grad auf der Autobahn wegen eines Motorschadens liegen geblieben und fast kollabiert. Seit dem fahre ich Touren nur bis ca. 28 Grad. Und das auch nur bei trockener Luft. Da ich nur mit Schutzkleidung fahre und auch nur die eine Lederjacke und Kevlar-Jeans besitze, hat Motorradfahren ab 29 Grad für mich nichts mehr mit Hobby sondern eher mit Extremsport zu tun. Zudem fahre ich 400ccm Scrambler und meistens 80 bis 90 km/h. Saison ist für mich vor allem März,April,Mai, Juni,September,Oktober. Ich fahre nur als Hobby und nicht zur Arbeit.
Motorrad fahren bei Hitze
Da es im Hochsommer schon immer sehr warm geworden ist fahre ich schon seit Jahrzehnten meine meisten Kilometer in der Zeit von März bis Juni. Und dann wieder ab September. Und wenn es sehr warm ist nicht auf Stau verdächtige Autobahnen fahren. (Autobahn macht eh kein Spaß)
Im Hochsommer schwinge ich mich sowieso lieber auf das Fahrrad und fahre zum nächsten Badesee.