Vorwort der bma-Ausgabe 12/10 von Marcus Lacroix

Hallo Leute!

Weihnachten, Rocker und der Staat…

Ich weiß, es gibt auch andere Themen in dieser Zeit. Ich könnte Weihnachtsgrüße und Neujahrswünsche hier verbreiten, könnte über die EICMA oder die nächste Saison schreiben u.v.m. Aber nachdem der Motorrad-Weihnachtsmarkt in Neumünster / Schleswig-Holstein aufgrund von Streitigkeiten zwischen Rockern bzw. durch übervorsichtige Behördenauflagen schon ins Wasser gefallen ist, bleiben auch die Weser-Ems Region und Bremen nicht außen vor und mir brennt das Thema unter den Nägeln.

Im Weser-Kurier vom 11. November titelte man „Einstimmiges Votum für härteres Vorgehen” <ext. Link Weserkurier>und im Artikel hieß es dann unter anderem: „Diese Abstimmung hat Seltenheitswert: Einstimmig und ohne Enthaltung ist die Bürgerschaft am Mittwoch einem Antrag von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen gefolgt, in dem der Senat aufgefordert wird, konsequent gegen Rockerkriminalität vorzugehen sowie alle Rechtsverstöße zu ahnden.”

So weit so gut – schließlich ist es Aufgabe des Staates, Kriminalität zu bekämpfen. Nur könnte man da ja mal in den eigenen Reihen kräftig aufräumen, immerhin steht Deutschland im Korrup­tions­index 2010 peinlicher Weise erst auf Platz 15 und der Bericht attestiert „Deutschland: Spielraum für Verbesserungen in Politik und öffentlicher Verwaltung” (<ext. Link>), aber das wäre wohl etwas zu viel verlangt.

Zurück zum Thema. Was mich wirklich im Weser-Kurier Artikel ärgerte, ist diese Äußerung eines gewählten Politikers in Bezug auf Lärm durch Motorräder im Bremer Rembertiviertel, wo zwei Rockerclubs ansässig sind: „(…) überraschte Senator Ulrich Mäurer die Abgeordneten mit dem Vorschlag: ‚Ich könnte mir vorstellen, dass wir über ein Nachtfahrverbot für Motorräder nachdenken.’”. Auf Nachfrage beim Pressereferenten des Senators, Rainer Gausepohl, hieß es wie gewohnt politisch aalglatt „(…)Es geht um eine Überlegung, Anwohner vor einer nächtlichen Lärmbelästigung durch Motorradfahrer zu schützen. Darüber darf man doch wohl mal öffentlich nachdenken. Die Art, wie die Aussage formuliert ist, zeigt aber auch, dass ein Ergebnis, in welcher Form auch immer, noch nicht feststeht.”

Schönen Dank aber auch. Ich könnte mir auch allerhand vorstellen, gehe damit aber nicht gleich in die Öffentlichkeit. Und von einem Politiker erwarte ich erst Recht ein wenig mehr Fingerspitzengefühl. Gesetze gegen Lärmbelästigung gibt es schließlich in ausreichender Form, allerdings braucht man dafür auch Personal – sprich Polizisten – die diese kontrollieren. Ein kleines rundes Schild mit Einfahrverbot und eine fleißige Politesse ist da natürlich deutlich günstiger und profitabler. Das mit einem solchen (angedachten) Fahrverbot alle gesetzestreuen (sprich leisen) motorradfahrenden Wähler mit kriminalisiert werden, stört den Senator wohl nicht. Die nicht-motorradfahrenden Wähler sind ja in der Mehrzahl und da kann man sich mit markigen Sprüchen schön profilieren.

Ich werde an dieser Stelle ganz sicher keine Lanze für oder gegen Rockerclubs brechen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie und wo er/sie sich engagiert und welches Leben er führen möchte. Einer pauschalen Kriminalisierung einzelner Personen, egal welcher Gruppierung sie angehören, muss man aber entgegen treten, denn für jeden Bürger gilt zu aller erst die Unschuldsvermutung. Nicht alle Rocker sind Dealer, nicht alle Moslems Attentäter und nicht alle Politiker korrupt!

So, nichts desto trotz wünsche ich allen bma-Lesern frohe und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Für mich war 2010 mit der Übernahme des bma eine ganz besondere Herausforderung und ich bedanke mich vielmals bei allen Lesern und Anzeigenkunden, die den Schritt mit mir gegangen sind!