Passend zu Weihnachten: Der Weihnachtsmann ist tot – Erinnerungen von Holger Janke, Bikers-Helpline … 

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 12/16
von Holger Janke

Der Weihnachtsmann ist tot …

Holger Janke Foto von Klaus Grube

Dieses Jahr kommt kein Weihnachtsmann.“, sagte mir mein Vater mit ernster Miene im Advent. „Der Weihnachtsmann ist tot.“ Ich war fassungslos, tief berührt und stinkesauer! Das Leben kann so hart sein. Als kleiner Bub konnte und wollte ich den Tod des Weihnachtsmannes nicht akzeptieren: Er war mein Freund! Wie viele Jahre trafen wir uns schon? Immer kam er gut gelaunt mit seinem roten Anzug. Echt cool! „Ho, ho, ho“, fragte er dann mit sonorer Stimme, „Warst du denn auch lieb?“ Nach kurzem kritischen Rückblick konnte ich stets mit einem selbstbewussten „Ja“ antworten. Meist hat das nicht gereicht, sondern ich musste noch irgendwelche Darbietungen auffahren und so zitierte ich Gedichte, sang Lieder und hatte immer die Haare schön. Das war der Familie sehr wichtig.

Der Weihnachtsmann ist tot! Diese Aussage meines Vaters fuhr mir durch mein junges Mark und Bein. Das konnte nicht sein! Also ging ich zum Lehrer meines Vertrauens, um mit ihm diese Behauptung zu besprechen. Mein Physiklehrer konnte mir stets die Welt erklären, war immer sachlich und von bestechender Gelassenheit.

Der Physiklehrer fragte noch einmal genau nach, wie der Weihnachtsmann ausgesehen hat, und ich beschrieb meinen alten Freund als aktiven Senioren mit weißem Bart, rotem Anzug, der mich ein wenig an einen Bademantel erinnerte, und schweren Stiefeln, wie sie Opa trug, wenn er Motorrad fuhr. Allerdings trug er keinen Helm, sondern nur eine Mütze. Auch so eine coole Brille wie mein Opa hatte der Weihnachtsmann nicht.

Nach kurzer Überlegung erklärte mir mein Vertrauenslehrer, dass dieser rote Bademantel wahrlich kein Schutzanzug sei und dass der Weihnachtsmann für einen ganzen Tag im Winter auf dem offenen Schlitten sehr dünn angezogen war. Das leuchtete mir ein, denn auch mir froren schon die Füße nach kurzem Marsch zur Schule, obwohl ich dicke Socken trug. Von den kalten Händen will ich gar nicht berichten. „Der Weihnachtmann war also definitiv zu dünn angezogen und dem Tode durch Erfrieren ausgesetzt.“, dachte ich! Aber dann erzählte der Physiklehrer meines Vertrauens von der irren Geschwindigkeit, die der Weihnachtsmann drauf gehabt haben muss, denn in 24 Stunden durch die Welt zu fliegen, um alle Kinder zu beschenken, verursachte eine ungemeine Hitze. „Der große Schlitten, die vielen Geschenke, die Rentiere und der doch stattliche Weihnachtsmann sind nach physikalischen Berechnungen durch erhöhte Lichtgeschwindigkeit verglüht. Ein Fix­stern am Weihnachtshimmel.“ resümierte er. Ich war beeindruckt, tief berührt und geschockt! Wie konnte mein Lehrer das alles wissen? Ich weinte.

Der Weihnachtmann war tatsächlich tot. Er kam nicht mehr! Obwohl ich gewaschen und gekämmt vor dem Weihnachtsbaum stand, um aus dem Stand Lieder und Gedichte zu präsentieren, blieb ein weiterer Besuch dieser Kultperson aus. Seitdem ist irgendwie meine Kindheit zu Ende. Aber die Frage blieb: „Ist der Weihnachtsmann erfroren oder verglüht?“ Tatsache ist, er kommt nicht mehr.

Seitdem feiere ich zu Weihnachten lieber das Christfest. Den Tipp habe ich von der netten feschen Religionslehrerin, die ebenfalls mein Vertrauen gewonnen hatte. Sie sagte: „Jesus hat gelebt, ist gestorben und wieder lebendig geworden. Er lebt in unseren Herzen.“ Ich war beeindruckt, erstaunt und fasziniert! Wie konnte meine Lehrerin das wissen? Ich weinte vor Glück, denn Weihnachten war gerettet – auch Lieder und Gedichte brauchte ich der Familie nicht mehr vorzutragen. Selbst die Haare müssen für Jesus nicht gekämmt sein.

Segensgrüße aus Hamburg
Pastor Holger Janke, Bikershelpline.de

 

Das Kradblatt-Team schließt sich an und wünscht allen Menschen gesegnete Weihnachten 2016

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