Vorwort der bma-Ausgabe 11/10 von Marcus Lacroix

Hallo Leute!

Kein Motorrad-Weihnachtsmarkt in Neumünster aus Angst vor Rockern!

Aus dem Pressetext: „Die aktuelle Situation machte die Entscheidung notwendig: es gibt keinen Motorrad-Weihnachtsmarkt 2010 in Neumünster! Hintergrund ist eine mögliche Gefährdung der Allgemeinheit durch Aufeinandertreffen verfeindeter Rockergruppen. Neumünster ist angesichts des Verbots des Bandidos MC Neumünster stark in den Mittelpunkt der öffentlichen Betrachtung geraten. (…) Polizei und Ordnungsbehörde können eine hundertprozentige Sicherheit für die Allgemeinheit nicht garantieren. Aus diesem Grunde haben sich der Veranstalter (die M&M Messe & Marketing Projektplanung GmbH) und die Holstenhallenbetriebe Neumünster im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung und der Polizei darauf geeinigt, die Großveranstaltung in diesem Jahr abzusagen.”

Ehrlich, als die Meldung im Postfach landete, ist mir fast der Kragen geplatzt. Nur weil die – offiziell gar nicht existenten da verbotenen – Hells Angels und Bandidos sich in Schleswig Holstein streiten, müssen wir „normalen” Motorradfahrer darunter leiden und auf eine stets friedliche, alteingesessene Kultveranstaltung verzichten? Das kann doch nicht wahr sein!

Auf Nachfrage beim maßlos enttäuschten Veranstalter hieß es, dass man als Auflage mindestens doppelt so viele Beamte wie 2009 (200) zur Sicherheit akzeptieren müsse, wobei die Rede eher von 600 (!) Polizisten war. Diese sollten nicht in angemessener Entfernung zur Halle in Bereitschaft stehen, sondern direkt in und an der Halle postiert werden.

Was für eine Lachnummer! Am besten kettet man gleich jedem Besucher einen zweibeinigen Wachhund ans Bein. Ich kann ja durchaus verstehen, dass man angesichts der spätestens 2012 anstehenden Landtagswahlen Stärke zeigen möchte. Die Pleite mit dem einkassierten Landeswahlgesetz schmerzt sicher. Aber müssen die armen, armen Bürger ernsthaft vor den ach so bösen Jungs der 1%er MCs beschützt werden? Die Aktion geht in meinen Augen weit über’s Ziel hinaus. Was erwarten die Neumünsteraner Behörden denn eigentlich von den Clubs? Sollen die mit ein paar hundert Membern auflaufen, sich an der Kasse anstellen und sich dann nach gelöstem Ticket in der Halle ein Shootout liefern? Oder erwartet man einen Sturmangriff auf die heiligen Holsten-Hallen? Oder gar einzelne Member als Selbstmordattentäter? Ich denke die MCs haben wirklich Besseres zu tun als so einen „Kindergarten” aufzumischen. Präsenz zeigen ist eine Sache, die eigenen Leute sinnlos zu verheizen eine andere. Rocker sind doch nicht doof und lachen sich jetzt vermutlich schlapp über die Stadt Neumünster und das Land Schleswig-Holstein. Stärke zeigt ein Staat nicht durch unverhältnismäßige Staatsgewalt! Stuttgart 21 lässt grüßen.

Sicherheitsjunkies werden jetzt einwenden „ja, aber wenn dann doch was passiert wäre…”. Klar, aber kein gutes Argument. Denn dann müssten wir konsequent alle Events wo sich mehr als 50 Leute treffen verbieten oder mit überzogen hohen Re­striktionen belegen. 100%ige Sicherheit gibt es nicht und ich persönlich hätte mehr Angst davor, dass irgendein scheinbar völlig normaler Bürger (oder eine Bürgerin!) Amok läuft und frustriert vom Leben mit einer legal erworbenen Sportwaffe um sich ballert, als dass ich auf einer Motorradmesse zwischen zwei Rockergruppen aufgerieben werde. Aber vor den psychisch gestörten „Normalos” schützt mich die Polizei nicht – schönen Dank aber auch!

Was bleibt ist die Hoffnung, dass sich nach den nächsten Landtagswahlen die Lage wieder beruhigt und sich nicht irgendwelche Politiker damit profilieren wollen, dass sie uns gesetzestreue Bürger beschützen müssen. Die großen MCs regeln ihre Geschäfte sowieso unter ihresgleichen. Eine Messe als Bühne zu nutzen liegt der Politik wohl eher…

PS.: Kommentare sind wie immer willkommen…