Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 11/25 von Marcus Lacroix

Von Saisonkennzeichen und Reifen-Ärger

Lohnt sich ein Saisonkennzeichen heute noch?
Lohnt sich ein Saisonkennzeichen heute noch?

November – ihr seht es schon am Foto, für meinen Akkuschrauber Nr. 2 brechen die letzten 30 Tage des Jahres an. Für Akki Nr. 1 übrigens auch. Bleibt für den Winter die alte BMW, die ist ganzjährig zugelassen. Da stelle ich mir schon die Frage: Lohnen sich die paar Monate „Winterpause“ mit einem Saisonkennzeichen überhaupt? Dank beheizter Handgriffe, Handschuhe oder gar komplett beheizter Bekleidung verlieren ja auch kühlere Tage ihren Schrecken und eine Ausfahrt in klarer winterlicher Luft macht Kopf und Atemwege frei. Und Reifen auf kalter Straße sind auch kein Thema mehr wenn man sich überlegt, mit welchen Gummis wir früher im Winter auf Tour waren. 

Apropos Schrecken und Reifen (Überleitung geglückt). Seit Beginn 2025 gelten ja die neuen Regelungen für die Eintragung von Reifen bzw. die Nutzung der sonst üblichen Reifenfreigaben der Hersteller für alle Motorräder. Eine Schonfrist galt bis Ende 2024. Entsprechend informierten wir euch schon in Ausgabe 1/25 zu der Problematik.

Über das Jahr gab es aber immer wieder mal Telefonanrufe und Leserbriefe verärgerter Leser, die bei ihrem Termin für die HU wie „der Ochs vorm Berg“ vor dem Sachverständigen standen. Der verweigerte plötzlich die ersehnte Plakette, weil die Reifen bzw. die Papiere nicht zur aktuellen Gesetzgebung passten. Zwei Jahre davor war mit dem gleichen Reifen noch alles in Butter. Beträge von 50 € bis zu 300 € für die Austragung der Reifenbindung plus der Gang zum Amt zwecks Änderung der Papiere standen dann im Raum. Gerade bei kleineren, älteren Motorrädern, mit entsprechend niedrigem Zeitwert die aber ja immer noch gut funktionieren und Spaß machen, war da für einige die Frustgrenze überschritten und es kam bisweilen wohl zu hitzigen Diskussionen.

Die Sachlage ist in der Tat nicht so ganz einfach mit ein paar Worten zu erklären. Wäre alles immer schon nach EU-Recht gelaufen, wären viele Dinge einfacher. Nationale Befindlichkeiten und alte Regelungen treffen uns aber auch bei den Motorradreifen. Für Besitzer moderner Motorräder ist das alles i.d.R. kein Thema. Wobei modern auch hier schon relativ ist, die ersten Motorräder mit EG-Typgenehmigung (COC-Papiere) kamen 1999 auf den Markt. Ob ein Fahrzeug eine EG-Typgenehmigung hat, erkennt man in den Fahrzeugpapieren oder am Typenschild des Fahrzeuges, anhand einer EG-Typgenehmigungsnummer, wie z.B. e4*92/61* 0009*00 (Quelle: Honda). Davor wurden Fahrzeuge hierzulande per ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) oder per Einzelbetriebserlaubnis in den Verkehr gebracht.

Da es relativ viele alte Motorräder auf unseren Straßen gibt – und viele Motorradfahrende ja auch unterschiedlich alte Motorräder besitzen, ist das Reifenthema für uns weiter aktuell. Bevor ihr mit eurem alten Schätzchen oder der neu erworbenen Gebrauchten mit „fast neuwertigen Reifen“ demnächst zur Hautuntersuchung fahrt, informiert euch also über die Reifenproblematik. Und wenn ihr Reifen austragen lassen wollt, fragt ruhig vorher bei verschiedenen Prüforganisationen über die Kosten. 

Der Reifenhersteller Bridgestone hat zu dem Thema übrigens ein sehr schönes Diagramm herausgegeben. Wir haben es auf Seite 34 in Ausgabe 11/25 abgedruckt. Ihr könnt das Dokument zudem <hier> als pdf-Datei runterladen.