Editorial 10/12 – MZ ist pleite – mal wieder…

 

In den „weiteren Informationen” steht dann, nicht wirklich viel:

Auszug: „Trotz erfolgversprechender Projekte war MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer dazu gezwungen, den Weg zum Amtsgericht anzutreten. „MZ hätte zur Überbrückung einer Finanzlücke ein Darlehen benötigt, das prinzipiell bereits zugesagt war“, erklärt Wimmer.” Außerdem arbeitet man an einem Transportdreirad mit E-Antrieb, erwarte einen Großauftrag für Blockheizkraftwerke und (Zitat) „Für die Motorradmesse Intermot wird an einem Motorrad gearbeitet, das ebenfalls mit einer Weltneuheit im Motorenbereich aufwartet.” Weiter sagt GF Wimmer: „Sollte das Amtsgericht Chemnitz unserem Antrag zustimmen, bin ich zuversichtlich, viele Arbeitsplätze erhalten zu können”

Und die Reaktion in der Redaktion: Soso, MZ ist also mal wieder Pleite?! Und das, weil ein „prinzipiell zugesagtes” Darlehen fehlt? Sind wir hier bei den Griechen? OK, evtl. sollten wir lieber die Jobs bei MZ sponsern, als die Kredit-Rückzahlungen Griechenlands an unsere deutschen Banken, aber das Thema würde hier ausufern.

Fakt ist doch, dass es MZ seit der Wende nicht gebacken bekommen hat. Und Schuld daran sind meiner Ansicht nach Menschen, die entweder keinen Blick für Produkte hatten, die vom Markt gefordert wurden oder Menschen, die sich mit Fördermitteln die eigenen Taschen füllen wollten (oder beides zusammen). Der Konkurs 1991 geht ja noch i.O., denn wer sollte die antiquierten DDR-Zweitakter ernsthaft kaufen. Die Malaysier (Hong Leong) stiegen ein und wieder aus, verloren dabei 70 Millionen Euro und schlossen MZ 2008. Man baute Einzylinder-Zweitakter, als diese wendebedingt mausetot waren, verbaute später Einzylinder-Viertakter von Rotax und Yamaha, als nur wenige Einzylindermotorräder haben wollten, einen Zweizylinder der es angesichts der Mitbewerber nicht rumreißen konnte und nun zu guter letzt Elektroroller – wo das Elektro-Thema hierzulande erst ganz laaaangsam Fahrt aufnimmt und man mit einer Vielzahl chinesischer E-Roller konkurrieren muss. Dabei hatten meiner Ansicht nach die 2008er Modelle  RT, SM & SX mit dem tollen 125er-Einzylinder das meiste Potential. KTM verkauft seine Mini-Duke jedenfalls bestens. Der Name MZ löst bei vielen Motorradfahrern indes nur noch ein Kopfschütteln aus. 

Zum sportlichen Einsatz in der Moto2 und Moto3 Klasse ab 2010 muss man wohl auch nicht viel sagen. Die MZ-Presseberichte habe ich fast immer gleich gelöscht. Schade um das verbrannte Geld. „Win on sunday, sell on Monday” gilt nicht mal mehr für die Großen – und erst recht nicht für Elektroroller und Charly-Gehhilfen.

So leid es mir für die gerade mal noch 49 Mitarbeiter und die übrig gebliebenen Fans der Marke tut, aber kann man einen Sterbenden nicht einfach sterben lassen? Muss man ihn an jeden noch so dünnen Tropf hängen?

Und bevor ich hier jetzt als Totengräber oder Vaterlandsverräter abgestempelt werde: Ich mag MZ. Gespannfahren lernte ich auf einer MZ, im Winter fuhr ich ETZ und aktuell steht eine 660er MZ Baghira in meiner Garage. So für Dreckwetter- und Winterfahrten. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass man nicht jeden alten Namen künstlich am Leben erhalten muss. Da bin ich gespannt, wie es Horex ergeht…