Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 1/23 von Hans Peter Schneider

Start in die (Oldie)Saison

 

Hans Peter Schneider liebt Oldtimer
Hans Peter Schneider liebt Oldtimer

Menschen. Im Februar des neuen Jahres geht es mir um Menschen. Um Menschen wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, liebe Oldtimer-Enthusiasten. Denn ich vermisse sie. Ich konnte in der Pandemie-Pause viel an meinen Maschinen arbeiten, konnte schrauben und restaurieren. Weil die Pandemie das Leben weitestgehend einschränkte, gab es viel freie Zeit. Das war schön. Aber andererseits fehlte etwas: der Austausch, die Treffen mit Gleichgesinnten, die Fachsimpeleien. Mit Menschen, die meine Leidenschaft teilen. 

Zweimal mussten wir jetzt mit der Bremen Classic Motorshow aussetzen. Das sind fast drei Jahre, in denen für mich kaum ein persönlicher Austausch in der Oldtimer-Szene möglich war. Dass wir uns nach der Pandemie-Pause nun vom 3. bis 5. Februar 2023 endlich wiedertreffen können, erfüllt mich mit großer Vorfreude. Vermutlich geht es vielen von Ihnen genauso. Oldtimer-Leidenschaft ist schließlich mehr als die Passion für technische Kulturgüter.

 Was ich meine? Aus dem Hang zur alten Technik entstehen immer wieder wunderbare zwischenmenschliche Geschichten. Mir fehlte vor einiger Zeit ein Zahnrad für eine Gillet Herstal. Nach einigem Suchen war ein Verkäufer in Belgien gefunden. Also machten ein Freund aus Bremen und ich uns auf den Weg nach Dinant, um das Teil abzuholen. Mit Fahrrädern im Gepäck. Wir wollten ein paar Runden drehen, die Landschaft erkunden und so außer des Ersatzteils en passant auch etwas von der belgischen Kultur mitnehmen.

 Aus der Radtour wurde zunächst jedoch nichts. Denn nach der Ankunft nahmen uns die Verkäufer äußerst gastfreundlich auf. Wir führten angeregte Fachgespräche. Sie luden uns zum Bleiben ein und wir tranken – natürlich – hervorragendes belgisches Bier. Die Radtour war verschoben, das Ersatzteil plötzlich zur Nebensache geworden. Aus dem Kauf war viel mehr entsprungen: Vertrauen und gegenseitige Zuneigung zwischen uns und den Belgiern entstand, nachdem wir über unsere geteilte Leidenschaft zu Oldtimern zueinander fanden. Und mein Begleiter und ich bekamen dadurch mehr von der belgischen Kultur mit, als es nur durch die Radtour gelungen wäre. Ich lernte Land, Region und Menschen sehr direkt und persönlich über meine Liebe zu alten belgischen Motorrädern kennen.

 Das ist nur ein Beispiel unter vielen, die ich erlebt habe. Ich bin sicher, jeder von Ihnen kennt die eine oder andere ähnliche Anekdote. Für mich sind diese Begegnungen ein essentieller Teil des Oldtimer-Sammelns.

 Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe auch das Fahren. Ich fahre seitdem ich 14 Jahre alt bin auf zwei Rädern. Zweiräder haben mich mein Leben lang begleitet. Doch so wie die Maschinen älter werden, werde auch ich älter. Meine BSA A10 habe ich während der Pandemie-Zeit verkauft. Bei der Fahrzeugbörse der Motorshow werde ich mich von zwei weiteren Motorrädern trennen. Eine NSU Fochi aus den 50er-Jahren und eine Morini aus den 70ern mit 350 Kubik und V-Motor biete ich an.

 Aber auch wenn ich meine Sammlung etwas abspecke, ich spüre weiterhin die Freude beim Fahren, die Liebe zur alten Technik sowie die Verpflichtung zu deren Erhalt. Und – ganz wichtig – ich liebe weiterhin den Austausch mit Menschen und Kulturen, der durch die geteilte Leidenschaft zu den Oldtimern möglich wird. Dieser coronabedingt dahinsiechende Teil wird nun nach den mageren Jahren während der Pandemie endlich wieder mit neuem Leben erfüllt. Es wird auch wirklich Zeit. Ich freue mich auf Sie bei der Classic Motorshow und den Start in die neue Oldtimer-Saison bei uns in Bremen!